Bochum/Island. Reinhold Marsollek aus Bochum hat gerade erst den Krebs besiegt – und macht schon wieder Extremsport. Er radelt durch Nordeuropa. Eine Strapaze.
Er kann es nicht lassen. Reinhold Marsollek, Extremsportler aus Bochum und inzwischen auch schon 67 Jahre alt, ist wieder unterwegs. Wieder mit seinem Fahrrad, und wieder im hohen Norden. Das ist umso bemerkenswerter, als dass Marsollek eine schwere Krankheit hinter sich hat. Er war 2017 an Prostata-Krebs erkrankt. Doch auch davon lässt sich ein Reinhold Marsollek nicht abhalten, seine sportlichen Ziele weiter zu verfolgen.
Bochum: Extremsportler Marsollek lässt sich auch vom Krebs nicht bremsen
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Die Umrundung Islands beim letzten großen Fahrrad-Trip vor fünf Jahren hat dem inzwischen pensionierten Waldorf-Lehrer offenbar nicht gereicht. Und so startete Marsollek am 15. Juni in Dänemark, um über die Färöer-Inseln seinen „Road-Trip“ wieder in Island zu beenden. Am 15. August geht es zurück nach Bochum.
Eine Woche benötigte Reinhold Marsollek für die Durchquerung Dänemarks. 700 Kilometer legte er dabei zurück. Station machte er in Aarhus, um die Schule zu besuchen, in der er damals in der Ausbildung zum Lehrer ein Praktikum absolvierte. „Ich sollte damals allen Schülern Russisch beibringen“, erinnert er sich.
Reise-Blog wird fleißig mit Fotos und Videos bestückt
Die Färöer-Inseln nahm Marsollek mit in sein „Reise-Programm“ auf, „weil ich dort noch nie war und sehen wollte, ob es dort wirklich das ganze Jahr über nebelig ist“. Antwort: wohl ja. Rund 300 Kilometer fuhr er über die „Schafs-Inseln“. Für seinen Reise-Blog („Nordeuropa extrem anders – der Nachtfalke“), den er unterwegs pflegt, macht Marsollek überall fleißig Videos und Bilder (wp.rssbochum.de). So sammelte er Schafwolle und machte sich daraus einen Rauschebart für ein Selfie.
Viele Foto- und Videomotive findet Reinhold Marsollek derzeit vor allem auf Island. Dank seiner Erfahrungen von der letzten Tour sucht er nun gezielt Orte auf, wo sich ein längerer Aufenthalt lohnt oder die er damals aus Zeitgründen nicht besuchen konnte. „Ich bin gerade auf dem Weg in eine verlassene Stadt, die in den 70er Jahren von der Lava zerstört wurde“, meldet er sich per Handy aus dem hohen Norden.
Mann der Extreme
Reinhold Marsollek liebt die Extreme. Auf dem Rad, als Eisschnellläufer (mit diversen nationalen und internationalen Titeln) und als Läufer (Marathon). Im jüngsten Winter hat er bei sich im Garten bei tiefsten Minustemperaturen im Zelt übernachtet.Der Naturmensch pflegt den „wilden Kreisel“ an Bergstraße/Josefinenstraße/Vierhausstraße und kümmert sich darum , dass die Menschen am Tippelsberg ihren Müll nicht achtlos wegwerfen.
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Noch sei er nicht angekommen, denn gerade lenken ihn Papageitaucher ab. „So nah bin ich den Vögeln beim letzten Mal nicht gekommen. Toll.“ Kamera zur Hand, Fotos und Videos machen – und wieder ab aufs Rad.
Rund 80 Kilometer pro Tag sitzt Reinhold Marsollek im Schnitt im Sattel. Manchmal sind es auch ein paar mehr. „Je nachdem, wie gut ich durchkomme.“ Aktuell habe er sich „vier Tage Reserve angeradelt“, sagt der Extremsportler. „Dann kann ich es zum Ende hin, wenn es bergauf geht, etwas ruhiger angehen.“
Rad-Tour durch Nordeuropa: 3333 Kilometer – und keinen Platten
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3333 Kilometer zeigt zur Zeit des Telefoninterviews der Tacho an Marsolleks Fahrrad, das seit der letzten Island-Tour den Namen „Stori-Karl“ (großer Mann, nach einem Berg benannt) trägt. Es leistet ihm treue Dienste. Technische Probleme hat Marsollek kaum zu beklagen. Auch einen „Platten“ hatte er trotz vielfach schwierigem Gelände noch nicht. „Nur der Ständer knickt manchmal weg.“
Denn das Fahrrad hat neben Marsolleks Gewicht (65 Kilo) auch noch 40 Kilo Gepäck zu bewegen. Und seine Gitarre. Wenn er Dörfer und Städte erreicht, nimmt er diese zur Hand und spielt einfach drauflos. Am Anfang stets Barclay James Harvests Klassiker „Hymn“. „Da kommen dann ganz schnell die Leute zusammen und klatschen.“ Und schon ist ein munterer Austausch mit dem Sprachentalent (beherrscht 25 Sprachen) im Gange.
Am wohlsten allerdings fühlt sich Reinhold Marsollek draußen, in der Natur, auf seinem Rad. „Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich nach dem Krebs noch radeln kann“, genießt er diese Radtour wahrscheinlich mehr als jede andere.