Bochum-Langendreer. Trotz Corona: Beim TuS Kaltehardt wird wieder Fußball gespielt. Zumindest in der Jugend. Die Vorgaben nehmen dabei zum Teil groteske Züge an.
Finn schnappt sich die Kugel und dribbelt aufs Tor zu. Schuss – knapp daneben. Der Ärger ist schnell verflogen. Zu groß ist bei dem F-Jugend-Kicker vom TuS Kaltehardt in Bochum-Langendreer die Freude darüber, endlich wieder Fußballspielen zu können. Seit einer Woche darf ein Teil der Jugend wieder auf den Platz. Unter strengen Corona-Vorgaben, die beim genaueren Betrachten zum Teil groteske Züge annehmen.
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„Seit 3. Mai sind wir wieder im Training“, freut sich auch Finns Vater Oliver Schloßer, der die Kinder trainiert und zudem stellvertretender Leiter der Jugendabteilung ist. „Die sind so froh, endlich wieder kicken zu dürfen“, weiß er. „Das ist überhaupt das Wichtigste, dass die Kids sich wieder bewegen und an der frischen Luft sind.“
Dafür nehmen die Verantwortlichen einiges auf sich. „Alle Trainer müssen sich vor dem Training auf Corona testen lassen“, erklärt Jugendleiter Marko Klöckner. „Das machen wir alle in der Amts-Apotheke in Langendreer, die unser Partner ist.“ Anschließend muss ans Sportamt eine Mail mit der Bestätigung geschickt werden, dass der Test negativ war. „Erst dann dürfen wir auf den Platz.“
Doch auch beim Betreten des Vereinsgeländes gelten scharfe Regeln. Wer zum Vereinsheim und Kunstrasen möchte, muss sich zunächst über das Handy mit der Corona-Warn-App registrieren. „Wir müssen jederzeit den Nachweis erbringen können, wer bei uns wann wo war“, sagt Oliver Schloßer. Bei den Kindern werde eine Liste geführt.
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Bis zum Platz muss eine Maske getragen werden. Beim Betreten des Grüns darf sie abgelegt werden. „Das hier nennen wir die Zauberrinne“, erzählt Marko Klöckner und zeigt auf den Regenablauf, der Spielfeld und Außenbereich trennt. „Ab hier ist die Gefahr einer Ansteckung plötzlich nicht mehr da.“ Das verstehe, wer will.
Fußballspielen in Bochum: scharfe Regeln auf und neben dem Platz
Doch auch ohne Maske darf auf dem Platz nicht einfach so gepöhlt werden. „Es dürfen nur Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre trainieren“, erklärt Oliver Schloßer. „Diese müssen in Fünfer-Gruppen aufgeteilt sein. Alle müssen den Abstand einhalten, Zweikämpfe sind verboten. Von daher sind auch Trainingsspiele nicht möglich.“
Was bleibt, sind Passübungen, Torschuss-Training und Solo-Zaubereien mit dem Ball. Immerhin. „Wir sind schon froh, dass wir überhaupt wieder auf den Platz dürfen“, nehmen Klöckner und Schloßer die Gegebenheiten so hin und machen das Beste draus.
Etwas wehmütig blicken die beiden gen nahe gelegener Stadtgrenze zu Witten. „Dort gelten diese ganzen Regeln nicht“, sagt Klöckner. „Die haben sich teils kaputt gelacht über uns.“ Die Folgen seien in der E-Jugend bemerkbar. Zahlreiche Spieler wurden laut Klöckner von ihren Eltern abgemeldet und schließen sich nun Wittener Teams an. „Dadurch haben wir zur neuen Saison nur noch eine E-Jugend-Mannschaft.“
Verstärkung gesucht
Der TuS Kaltehardt sucht weiter Verstärkung für seine Jugendabteilung. „Kinder ab vier Jahre, gerne auch Mädchen“, sagt der stellvertretender Jugendleiter Oliver Schloßer. Und: „Niemand muss vorher schon mal in einem Verein gespielt haben.“ Als Anreiz winkt jedem Neuzugang ein kostenloser Trainingsanzug.Kontakt: Oliver Schloßer, Tel. 0162/ 248 48 24. Weitere Informationen auf www.tus-kaltehardt.de .
Um allen Jugend-Teams gerecht zu werden, wird das Training beim TuS Kaltehardt aufgeteilt und auf eine Stunde reduziert. Die Trainer der Teams unterstützen sich gegenseitig, damit jeder Fünfer-Gruppe ein Übungsleiter zur Seite steht. Der enorme Aufwand bleibt nicht unbemerkt: „Wir erhalten von vielen Eltern Dankesnachrichten für unseren Einsatz“, freut sich Schloßer über die nette Geste.
Er weiß aus eigener Erfahrung, was Familien in dieser Corona-Zeit der Entbehrungen durchmachen. Er hat sie genutzt, um mit Sohn Finn bei jeder Gelegenheit zu kicken. Und sei es in der Wohnung. Allen Kindern wurde vom Verein ein Video vom VfL-Bochum-Talentwerk weitergeleitet. „Da zeigen VfL-Jugendspieler Tricks zum Nachmachen“, erzählt Finn, der fleißig geübt hat. Damit der nächste Schuss dann auch wieder sitzt.