Bochum-Stiepel. Legendäre Gaststätte kennt in Stiepel fast jeder. Zuletzt war hier das “Seitenblick“ geöffnet. Jetzt wird das alte Gebäude komplett saniert.

Die Gaststätte „Zum Wilhelmstein“ kennt in Bochum-Stiepel beinahe jeder: Direkt neben der ehrwürdigen Dorfkirche gelegen, wurden hier Generationen von Kirchgängern nach den Gottesdiensten bewirtet. Hier wurden Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen gefeiert. Auch die jährliche Fliegenkirmes trug einiges zum Renommee der alteingesessenen Wirtschaft bei, denn während der Rummelplatz um 22 Uhr schließen musste, ging die Party im Haus Bock, wie die langjährige Betreiberfamilie hieß, oft erst richtig los. Doch damit ist es jetzt vorbei, denn der historische Natursteinbau wird künftig völlig neu genutzt.

Zuletzt erlebte das Gebäude wechselvolle Jahre: Mehrere Pächter versuchten immer wieder aufs Neue, etwas Schwung ins historische Gemäuer zu bringen, doch langfristig etablieren konnte sich keiner von ihnen. Zunächst war es das Restaurant "Heimat", das 2014 nach nur einem Jahr die Pforten schloss. Danach wurde hier unter dem Namen „Seitenblick“ auf herzhafte Kost gesetzt. Im Januar 2020 scheiterte auch dieser Versuch, und das schöne Gasthaus stand erneut leer.

Im Stiepeler Gebäude besteht "erheblicher Sanierungsbedarf"

Und nun? Der aktuelle Eigentümer, der das Haus 2009 ersteigerte und nicht genannt werden möchte, musste eine Entscheidung treffen. Soll erneut ein Restaurant-Betreiber sein Glück versuchen? Oder soll man das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1864 besser einer völlig neuen Nutzung zuführen? „Fest stand, dass erheblicher Sanierungsbedarf besteht“, sagt der Architekt Martin Beilmann, der die Kernsanierung des Hauses federführend leitet.

Der Beginn der Corona-Pandemie im vergangenen Frühjahr machte dem Eigentümer die Entscheidung dann etwas leichter. „Zu dieser Zeit einen neuen Pächter zu finden, ist beinahe unmöglich, obwohl das der ursprüngliche Plan war“, meint Beilmann. So wird das Haus jetzt aufwendig saniert und anschließend in Wohnungen umgewandelt.

Acht Wohnungen sollen hier entstehen

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In einigen Monaten sollen hier acht Wohneinheiten in einer Größe von 56 bis 140 Quadratmetern bezugsfertig sein. Für junge Paare dürfte das ebenso interessant sei wie für eine größere Familie, die die idyllische Lage nahe des Ruhrtals schätzen. Jede Wohnung wird über einen eigenen Balkon beziehungsweise einen Zugang zum Garten hinter dem Haus verfügen. Drei seperate Eingänge soll es künftig geben.

Die Sanierung stellt die Architekten vor einige Herausforderungen: „Vorderes Ziel ist es, dass sich das Haus weiterhin in das wundervolle Ensemble aus der alten Kirche und den Gebäuden im direkten Umfeld einfügt“, sagt Beilmann. Weil der Denkmalschutz größere Änderungen vor allem an der Fassade nicht zulässt, werde das Gebäude weiterhin „im Sinne des Denkmals unter zeitgemäßer Attitüde“ bestehen bleiben: „Hier arbeiten wir sehr gut mit dem Bauordnungsamt und den Denkmalbehörden zusammen“, betont die Architektin Simone Hartmann.

Probleme bei der Statik und beim Brandschutz

Einige Bausünden gilt es jetzt, an die modernen Standards anzupassen: So wurde das Haus in den 1960er und 1970er Jahren nachträglich um einen Vorbau und eine Loggia erweitert. Ein später eingerichteter Eingang sieht aus wie angeklebt. „Das Denkmalbewusstsein heutiger Tage war damals noch nicht so stark ausgeprägt“, sagt Beilmann. Auch Probleme bei der Statik und beim Brandschutz treiben die Planer um, zudem soll das Haus energetisch saniert werden: „Das ist schon eine spannende und anspruchsvolle Aufgabe“, meint der Architekt.

So endet nach 157 Jahren die Geschichte des „Wihelmstein“ – und Stiepel-Dorf ist um eine Traditionskneipe ärmer. Dass die Architekten dennoch behutsam mit der Geschichte des Hauses umgehen und großen Wert darauf legen, die Anmut des Altbaus zu erhalten, wird viele Stiepeler freuen. Denn viel zu oft wird hier in jüngster Zeit moderner Wohnungsbau betrieben, der mit dem dörflichen Charme des Stadtteils nicht mehr viel zu tun hat.

Info: Im Herbst sollen die Wohnungen fertig sein

Voraussichtlich m Herbst soll das sanierte Gebäude an der Gräfin-Imma-Straße 212 direkt neben der Dorfkirche bezugsfertig sein. Eine Vermarktung der Wohnungen hat noch nicht begonnen.

Weitere Informationen gibt es beim Architekturbüro Beilmann unter Tel. 0234 / 325 14 14 sowie mail@beilmannarchitekten.de

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