Bochum. Der Lehrermangel macht Bochums Grundschulen zu schaffen. Im Schnitt ist jede zehnte Stelle nicht besetzt, zum Teil sind Zahlen noch gravierender.
An Bochums Grundschulen ist rund jede zehnte Lehrerstelle nicht besetzt. Das geht aus Zahlen des Ministeriums für Schule und Bildung hervor. Demnach sind im Schnitt zwar immerhin 93 Prozent der Stellen besetzt, bei manchen Grundschulen fehlt aber sogar jede vierte Lehrkraft (Stand: 4. Januar).
Bochumer Schulleiterin: „Wir sind absolut am Limit“
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„Die Kolleginnen und Kollegen sind absolut am Limit“, beschreibt eine Schulleiterin aus Bochum, die anonym bleiben möchte. An ihrer Schule gibt es deutlich weniger Lehrerinnen und Lehrer als notwendig. „Hier ist aktuell Land unter“, heißt es aus einer anderen Schule. Gerade findet eine Besprechung wegen der vielen Krankheitsfälle an der Grundschule statt, denn die belasten noch zusätzlich.
Wie viele Lehrerinnen und Lehrer eine Schule einstellen darf, hängt von der Zahl der Schülerinnen und Schüler ab. Zusätzliche Kräfte gibt es, wenn es Kinder mit speziellem Förderbedarf gibt oder die Grundschule eine Ganztagsschule ist.
Schulleitungen stehen unter Druck
Auf Anfrage bei den Grundschulen, ob die Zahlen des Landes auch die Realität abbilden, gab es recht wenig Rückmeldung. Ein Grund: Die Überlastung ist ohnehin groß, die Zeit reicht oftmals nicht aus. An anderen Grundschulen ist die Lage weniger prekär: „Bei uns ist es im Augenblick ausreichend. Nicht dolle, aber wir kommen klar“, schildert eine weitere Schulleiterin – auch sie möchte ihren Namen nicht veröffentlichen.
Ein Fünftel der Lehrerstellen an der Gertrudisschule in Bochum-Wattenscheid ist nicht besetzt, darüber haben wir bereits im vergangenen Jahr berichtet. Die Lage ist unverändert, die Personalausstattung beträgt auch Anfang dieses Jahres nur 82 Prozent. „Das ist für alle eine extrem belastende Situation“, schilderte Christopher Schütt, stellvertretender Schulleiter, im Oktober 2021.
Einige Bochumer Grundschulen fast 40 Prozentpunkte unter angepeilter Ausstattung
Eigentlich sollte die Versorgung mit Lehrerinnen und Lehrern an Schulen in NRW sogar bei 105 Prozent liegen. Davon sind einige Bochumer Grundschulen deutlich entfernt – am weitesten die Friederika-Schule (76,2 Prozent) oder die Arnoldschule (79,7 Prozent) mit fast 40 Prozentpunkten. Andere Grundschulen stehen zumindest etwas besser da – am besten ausgestattet sind die Grundschule Laer (106 Prozent), die Sonnenschule (104,9 Prozent), die Schule im Kirchviertel (104,4 Prozent) und die Astrid-Lindgren-Schule (103,8 Prozent).
Zwar macht das Schulministerium deutlich, dass eine zu geringe Quote nicht automatisch bedeutet, dass der Unterrichtsbedarf nicht gedeckt ist. Trotzdem: „Die Lage auf dem Lehrkräftearbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen ist (...) sehr angespannt. Es ist derzeit nicht möglich, alle zur Verfügung stehenden Stellen zeitnah mit grundständig ausgebildeten Lehrkräften zu besetzen“, so Yvonne Gebauer (FDP), Ministerin für Schule und Bildung.
Weiterführende Schulen in Bochum sind besser ausgestattet
Besser ausgestattet mit Lehrerinnen und Lehrern sind in Bochum die weiterführenden Schulen. Die jeweils zwei Haupt- und Sekundarschulen liegen sogar über deutlich über dem Richtwert – haben jeweils eine durchschnittliche Ausstattungsquote von rund 120 Prozent. „Auf der anderen Seite bedeutet eine sich gegenüber dem rechnerisch ergebenden Stellenbedarf zu hohe Personalausstattung an einzelnen Schulen nicht automatisch eine Überversorgung dieser Schule“, heißt es dazu aus dem Schulministerium.
Was tut das Schulministerium gegen den Lehrermangel?
„Innerhalb von nur fünf Jahren hat die aktuelle Landesregierung den Schuletat um mehr als 3,1 Milliarden Euro gesteigert“, teilt Yvonne Gebauer (FDP), Ministerin für Schule und Bildung, mit. Davon sollen dauerhaft zusätzliche Lehrstellen geschaffen werden. Seit 2017 habe die Landesregierung demnach rund 10.000 Lehrerstellen geschaffen und weitere rund 6000 erhalten. Um weitere Lehrerstellen zu schaffen, seien unter anderem weitere Studienplätze eingerichtet worden. Zudem gebe es Maßnahmen, durch die kurzfristig Lehrkräfte gewonnen werden sollen.
Die Bochumer Gymnasien haben im Durchschnitt eine Ausstattung mit Lehrerinnen und Lehrern von 101,1 Prozent verglichen mit dem Bedarf – die Werte schwanken zwischen 108,7 (Graf-Engelbert-Schule) und 94,1 Prozent (Theodor-Körner-Schule). Die in ganz Bochum beste Ausstattung mit Lehrkräften hat die Gesamtschule Bochum-Mitte (122,7 Prozent). Insgesamt liegt die Quote bei den Gesamtschulen bei 97,7 Prozent. Bei den Berufsschulen liegt die Quote bei 98,7, bei den Realschulen bei 97,4 Prozent.