Bochum-Südwest. Blühwiesen soll es in Bochum auch weiterhin geben. Nur ändert die Stadt dabei ihre Vorgehensweise. Ziel: Mit weniger Arbeit mehr Nachhaltigkeit.

„Bochum blüht und summt“ heißt das Blühwiesen-Projekt, mit dem die Stadt Bochum Bienen und anderen Insekten bunt-blühende „Landeplätze“ bieten will. Doch die Blumenpracht ist meist nur von kurzer Dauer und verursacht auch ganz schön viel Arbeit, hat man im Rathaus festgestellt. Und so schlägt man nun einen ganz neuen Weg ein.

Bochum blüht und summt: Stadt schlägt ganz neuen Weg ein

Die nun startende „Phase zwei“ wurde inzwischen in allen Bezirksvertretungen, im Naturschutzbeirat und im Umweltausschuss vorgestellt. In der Bezirksvertretung Südwest hatte die Verwaltungsvorlage zunächst für Irritation gesorgt. „Sie kam ein bisschen missverständlich rüber“, sagt Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD). „Wir hatten schon Sorge, dass das Ganze ins Leere läuft und sich die Stadt aus dem Projekt verabschiedet. Umso besser, dass wir drüber gesprochen haben.“

Denn die Stadt will auch weiterhin, dass es in Bochum blüht und summt. Nur erreichen will sie dies ab sofort auf andere Weise. Ziel ist es, mit weniger Arbeit mehr Nachhaltigkeit zu schaffen. Marc Gräf kann das verstehen. Er hat erst jüngst wieder mit kleinen Kindern Blühwiesen im Dürer Tal und am Dahlhauser Tiefbau eingesät. Er weiß: „In der Pflege steckt extrem viel Arbeit.“

Im Einsatz für Bienen & Co.: Markthändler Heinrich Stork, Rita Brandenburg (Mitte), Umweltpädagogin der Stadt Bochum, und Beata Sekula von Bochum Marketing verteilten im März Samentütchen für die Aktion „Bochum blüht und summt“.
Im Einsatz für Bienen & Co.: Markthändler Heinrich Stork, Rita Brandenburg (Mitte), Umweltpädagogin der Stadt Bochum, und Beata Sekula von Bochum Marketing verteilten im März Samentütchen für die Aktion „Bochum blüht und summt“. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Doch die sei ohne Geld und Personal nicht so einfach zu stemmen, sagt Sabine Koch vom Umwelt- und Grünflächenamt. Auch das ständige Wässern schlage ordentlich zu Buche. Die Blühwiesen seien zwar optisch ein echter Hingucker, aber aus Sicht der Stadt ökologisch fragwürdig, habe man doch nur für eine Saison etwas davon.

Blühwiesen in Bochum: Mit wenig Aufwand das Maximale erreichen

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Also will man nun anders vorgehen. „Wir wollen jetzt keine einjährigen, sondern mehrjährige Saatgut-Mischungen verwenden“, erklärt Sabine Koch. „Mischungen aus heimischem Anbau, die auch für unsere Region abgestimmt sind.“ Da seien dann keine „Eyecatcher“ wie jetzt zu erwarten, aber die Wiesen seien ökologisch wertvoller.

„Auch wir mussten erst einmal selber Erfahrung sammeln“, bittet Sabine Koch um Verständnis. Nun habe man die städtischen Grünanlagen nach geeigneten Flächen für die „anderen Blühwiesen“ durchgeschaut und einige herausgepickt, die als „Pilot-Flächen“ in Frage kommen. „Diese werden nun umgepflügt und einfach eingesät.“ Fertig.

Neuer Saat-Mix: Stadt Bochum verweist auf Erfolge in Nachbarkommune

Die Stadt Dortmund habe damit gute Erfahrungen gemacht, berichtet Sabine Koch. „Und auch wir werden wohl das gleiche Saatgut verwenden.“ Vom Auge her sei das nicht so toll, „es handelt sich aber um Saatgut, das sich selbst vermehrt, also aussamt, und der Blüheffekt ist auf Dauer auch besser. Flächen müssen sich halt entwickeln.“ Im selben Atemzug bremst Sabine Koch auch zu große Erwartungen am Anfang: „Das ist ein Pilotprojekt. Wir werden sicher auch hier und da Rückschläge erleben.“

Neun neue Standorte

Vorgesehen für die „neuen Blühwiesen“ sind laut Stadt folgende Standorte: Stadtbezirk Bochum-Mitte: Grünanlage Schmechtingwiese, Agnesstraße/ Gretchenstraße, ca. 2800 m², Grünzug Hordel, Hüller-Bach-Straße/ Im Zugfeld, ca. 1500 m²und Grünzug Hordel, Hannoverstraße/ Berthastraße, ca. 9500 m²Stadtbezirk Bochum-Wattenscheid: Kruppwald, Martin-Lang-Straße/ Kruppstraße, ca. 1500 m².Stadtbezirk Bochum-Nord: Grünanlage Bockholt, Händelstraße/ Rosenbergstraße, ca. 1500 m².Stadtbezirk Bochum-Ost: Grünzug Langendreer-Bach, Ümminger Straße/ Unterstraße, ca. 3500 m²Stadtbezirk Bochum-Süd: Wiemelhauser Straße, ca. 1.700 m²- Grünanlage Sempersiepen, ca. 1000 m²Stadtbezirk Bochum-Südwest: Grünanlage Auf der Krücke, Auf der Krücke/ Obernbaakstraße, ca. 4000 m² und Kinderspielplatz Brannenweg, ca. 1500 m².

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Diese mit zertifiziertem Saatgut angelegten Flächen benötigen laut Stadt keine zusätzliche Bewässerung und sollen durch den Technischen Betrieb mit eigenem Personal und eigenen Maschinen unterhalten werden. Umgesetzt wurde dies bereits im Ruhrauenpark in Dahlhausen im Bereich der Spielzone West. Dort soll auf einer Fläche von ca. 9500 Quadratmetern vor allem die sich selbst auf magerem, stickstoffarmen Boden entwickelnde artenreiche Vegetation durch die richtigen Pflegemaßnahmen gefördert werden. Auch im Rahmen der Entwicklung von Mark 51/7 sei bereits eine Blühwiese von ca. 5000 Quadratmetern Größe angelegt worden. Weitere werden jetzt folgen (siehe Info-Box).

Dem Wunsch der Politik, auch kleine Flächen mit dem neuen Saat-Mix einzusäen, kommt die Stadt nicht nach. „Wir haben uns ganz bewusst größere Areale ausgeguckt, um wirtschaftlicher zu sein“, erklärt Sabine Koch. Das Pflegen vieler kleiner Flächen sei sehr aufwendig. Man wolle nun erstmal auf diese Weise Erfahrungen sammeln. „Es ist das am besten, was sich von allein entwickelt“, sagt Sabine Koch.

Politiker fordert Info-Tafeln an den neuen Blühwiesen

Jörg Czwikla, SPD-Vertreter im Umwelt-Ausschuss, fordert die Stadt auf, Info-Tafeln an den neuen Blühwiesen aufzustellen. „Wenn die Blumen verblüht sind, sieht so eine Blühwiese recht schnell trist aus. Dann entsteht im Herbst oder Winter der Eindruck, die Stadt lasse eine Fläche verwahrlosen. Allerdings muss sie so aussehen, um im kommenden Jahr wieder zu neuem Leben zu erblühen.“ Über Schilder könne man informieren, „dass es sich um ökologisch nachhaltige Flächen handelt, die im Frühjahr wieder richtig toll aussehen.“