Bochum. Für eine schwere Messerattacke mit Lebensgefahr am Bermuda-Dreieck Bochum wurde ein 21-Jähriger verurteilt. Die Tat hat einen nichtigen Anlass.
Am Anfang wollte ein Bochumer (21) nachts am Lidl-Parkplatz am Bochumer Bermuda-Dreieck nur urinieren. Kurz darauf schwebte ein anderer Bochumer (21) in akuter Lebensgefahr. Am Freitag wurde der Täter (21), ein Herner, verurteilt.
Empörung über eine obszöne Beleidigung auf Libanesisch
6. Juni 2021, 2.40 Uhr: Zahlreiche junge Menschen versammeln sich in dieser Nacht zu Samstag vor dem Musikforum, um Freunde zu treffen. Um 1 Uhr wird der Platz von der Polizei geräumt. Eine Gruppe junger Männer zieht weiter, darunter der Angeklagte. Am Lidl-Parkplatz wollte sein Kumpel (21) aus Bochum seinen Blasendruck loswerden. Dort saßen andere junge Männer und tranken Alkohol. Einer soll den 21-jährigen Bochumer obszön beleidigt haben, auf Libanesisch. Dann eskalierte alles.
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„Plötzlich kamen von allen Seiten Leute angerannt, von beiden Seiten“, sagte der 21-Jährige dem Gericht. Er habe sich von einem aus dem Gegenlager, der eine Wodka-Flasche ergriffen habe, bedroht gefühlt. „Ich dachte, der haut mir die Flasche gleich auf den Kopf, da habe ich ihm eine reingehauen.“ Ins Gesicht geschlagen.
Messer hing an einer Halskette des jetzt Angeklagten
Blitzschnell entstand ein Tumult mit mehr als 20 Leuten. Pfefferspray wurde gesprüht. Fäuste flogen. Außerdem blitzte ein kleines Messer auf.
Der 21-jährige Herner hatte es unter seinem T-Shirt an einer Halskette getragen. Damit habe er im Tumult „unkontrolliert herumgewedelt“, wie er sagte, und „Haut ab!“ geschrien. Dabei habe er jemanden „wohl getroffen“ – einen 21-jährigen Bochumer von der Gegenseite.
Die Wunde im Unterarm war so tief, dass er sehr viel Blut verlor. „Mein weißes Oberteil war komplett dunkelrot“, sagte das Opfer vor Gericht. Es wurde damals notoperiert und lag zwölf Tage im Krankenhaus.
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Der Messerstecher hatte die Tatwaffe weggeworfen und war per Taxi nach Hause gefahren. Erst in der weiteren Nacht habe er von den Verletzungen erfahren. „Da war mir schon klar, dass ich das war.“ Jedenfalls stellte er sich um 6.45 Uhr der Polizei. Er war voller Reue.
Ein Angeklagter war selbst einmal Opfer – einer brutalen Geiselnahme in Bochum
Das Opfer, das bis heute unter Beschwerden leidet, schilderte die Messerattacke keineswegs so „unkontrolliert“, sondern sagte, dass der Täter auf ihn zugegangen sei.
Urteil: Ein Jahr und vier Monate Jugendstrafe. Sie wurde zur Bewährung ausgesetzt. Verteidiger Pierre Laurien hatte eine milde Strafe beantragt. Sein Mandant muss aber auch ein Impulskontrolltraining machen.
Er war selbst einmal Opfer einer schweren Straftat, einer brutalen Geiselnahme im März 2021 in Gerthe. Deshalb habe er sich das Messer zum Schutz besorgt.
Angeklagt war auch sein 21-jähriger Freund, der anfangs obszön beleidigt worden war und zugeschlagen hatte. Sein Verfahren wurde eingestellt.