Bochum. Viele Menschen folgten dem Aufruf und demonstrierten für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan. Es gab emotionale Reden vor dem Rathaus.

Auch interessant

Eine große Menschenmenge versammelte sich am Dienstag (17.) auf dem Platz vor dem Bochumer Rathaus, um für die Rettung und Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan zu demonstrieren. Die Polizei sprach von rund 120 Teilnehmern und Teilnehmerinnen, Beobachter zählten sogar bis zu 300 Menschen. Aufgrund der beunruhigenden Nachrichten hatten die Bochumer Grünen sehr kurzfristig zu der Demonstration aufgerufen. Auf vielen Transparenten stand die eindeutige Forderung: Luftbrücke sofort!

18-jähriger Afghane ergreift das Wort

Außerhalb der eigentlich vorgesehenen Redner- und Rednerinnen-Liste griff der 18-jährige Afghane Sami, der eigentlich in Stuttgart lebt, sich jedoch gerade zufällig in Bochum aufhält, das Wort und rief sichtlich erregt ins Mikrofon: „Afghanistan, Du bist nicht allein.“ Er berichtete, dass sein Bruder in Kabul für Deutschland gearbeitet habe, bislang jedoch kein Visum erhalten habe und immer noch im Land sei.

Bis zu 300 Menschen versammelten sich auf dem Rathausplatz, um für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan zu demonstrieren.
Bis zu 300 Menschen versammelten sich auf dem Rathausplatz, um für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan zu demonstrieren. © WAZ | Weeke

Zuvor hatte Carla Scheytt für das Bündnis „Seebrücke Bochum“ gesprochen. Die Organisation setzt sich seit Jahren für eine andere, eine offenere Flüchtlings- und Asylpolitik der Bundesrepublik ein. Jetzt sei Afghanistan zur Todesfalle geworden, vor allem Frauen und Mädchen seien nach der Machtübernahme der Taliban in Lebensgefahr. „Die Menschen dürfen nicht im Stich gelassen werden. Das Recht auf Asyl ist keine Bittstellung.“ Eindringlich forderte sie die Aufnahme und ein dauerhaftes Bleiberecht von Flüchtlingen.

Forderung auf Plakat: Bochum hat Platz

Auf dem Willy-Brandt-Platz hielten viele Demonstrationsteilnehmer Plakate und Transparente mit deutlicher Botschaft in die Höhe: „Bochum hat Platz“ oder „Luftbrücke jetzt“. Weitere Redner, wie Hans Hudde für Amnesty International, erinnerten voll Bitterkeit daran, dass es noch vor kurzem Abschiebeflüge aus Deutschland nach Afghanistan gegeben habe. Für die Bochumer Jusos sprach Patrick Rauch.

Zum Schluss erinnerte Max Lucks, Bochumer Bundestagskandidat von den Grünen, in seiner Rede noch einmal an die Zusammenhänge, die zur jetzigen Lage geführt hätten: „Die aktuelle Situation kommt nicht mangels Wissen oder mangels Ressourcen, sondern mangels politischen Willens der Bundesregierung.“