Bochum-Altenbochum. Die Umgehung zur Wittener Straße in Bochum durch Wohnstraßen wird auf breiter Front abgelehnt. Viele fordern Radwege auf der Wittener Straße.

Auf der Wittener Straße fehlen an vielen Stellen Radstreifen, und nicht überall, so die Verwaltung, seien Radanlagen überhaupt machbar. Deshalb will die Stadt Bochum eine Alternativstrecke durch Wohnstraßen einrichten, die sogenannte Südumfahrung. Die Kritik daran wird immer lauter.

Die Ausweichstrecke soll durch Altenbochum führen, von der Wasserstraße über die Straßenzüge Kettelerstraße/ Goystraße/ Tippelspfad bis zur Laerstraße. Im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur wurde jetzt diese Umfahrung der Wittener Straße für den Radverkehr mit Stimmen von SPD, CDU und FDP gegen die Grünen, Linken, Die Partei & Stadtgestalter sowie AfD entschieden.

Ketteler Straße in Bochum zur Fahrradstraße machen

Martina Foltys-Banning, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen: „Wir halten die Maßnahmen, die zur Realisierung der sogenannten Südumgehung umgesetzt werden sollen, für unzureichend, um den Radverkehr auf der Alternativroute zur Wittener Straße wirklich zu stärken. Denn ein paar Schönheitsreparaturen hier, und Piktogramme da, werden die Menschen nicht dazu bewegen, die Strecke zu nutzen. Einen echten Mehrwert bekommen wir nur dann hin, wenn wir die Kettelerstraße als Fahrradstraße herrichten.“ Oberste Priorität sei der Ausbau der Radwege an den Hauptverkehrsstraßen. Mit den Planungen zur Wittener Straße soll ab 2023 begonnen werden.

Die Stadtgestalter sehen durch diese Abstimmung gar ein Bröckeln der Koalition von SPD / Grünen. Sie lehnen die Südumfahrung konsequent ab. „Es würde sich nur um ein Provisorium handeln, bis Radverkehrsanlagen an der Wittener Straße als nachhaltige Lösung umgesetzt werden müssten“, so Nikolas Lange, für die Stadtgestalter Mitglied im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur. Die Wählergruppe regt an, bis zur langfristigen baulichen Umsetzung von Radverkehrsanlagen, zu der es keine Alternative geben dürfe, besser einen Pop-up-Radweg auf der Wittener Straße zu markieren, um eine kurzfristige Lösung ohne Umwege für den Radverkehr zu schaffen.

Radwende: Parkplätze auf der Wittener Straße reduzieren

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Martin Krämer von dem Initiativ-Zusammenschluss „Radwende Bochum“: „Die Südumfahrung enthält keine Verbesserungen für den Fahrradverkehr. Es soll keine Radinfrastruktur, keine Fahrradstraße und auch keine Veloroute entstehen. Die Maßnahmen sind unserer Meinung nach nicht geeignet, eine attraktive sichere Radroute zu schaffen.“ „Sehr irritiert“ sei die Radwende über die Begründung gegen eine durchgehende Radinfrastruktur auf der Wittener Straße. Ohne konkrete Erhebungen vorzulegen, werde von sogenanntem Parkdruck ausgegangen, der eine Verlegung von Abstellplätzen auf der Straße unmöglich mache. „Ohne eine sichere Radinfrastruktur ist die Südumfahrung keine Alternative. Um dies jedoch zu gewährleisten, ist es unumgänglich, Seitenparkplätze zu reduzieren“, so Krämer.

„Geht gar nicht“

Die Radfahrer über Nebenstraßen zu leiten, kommentiert Jürgen Eichel, Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) Bochum, mit: „Geht gar nicht.“ Aus Sicht des VCD könne diese Planung kein Ersatz für Radverkehrsanlagen auf der gesamten Wittener Straße sein. Über die Südumfahrung würden die zahlreichen Wohnungen, Geschäfte, Praxen etc. an der Wittener Straße im Zentrum Altenbochums nicht erreicht. Für Radverkehr mit dem Start oder Ziel Wittener Straße sei die Umfahrung keine Alternative.

Südumfahrung länger als die direkte Strecke

Eichel: „Die Südumfahrung ist zwischen Lohring und der Kreuzung mit der Dannenbaumstraße / Werner Hellweg mit rund drei Kilometern fast um die Hälfte länger als die direkte Führung über die Wittener Straße (2,1 km).“ Der VCD fordert stattdessen, die Wittener Straße mit Radfahrstreifen oder Radwegen auszustatten. Die Brücke über den Sheffieldring ist für den Radverkehr nachzurüsten.“

Kritik auch von der CDU

Trotz der Entscheidung für die Ausweichstrecke sind nicht alle in der CDU mit der Planung einverstanden. David Schary (CDU) hatte in der Bezirksvertretung Bochum-Mitte kritisiert: „Wir schaffen hier nichts Neues, diese Route bringt keinen Anreiz, sie als Südumfahrung zu nutzen.“ Auch er bevorzugt Fahrradstraßen, von denen das Tiefbauamt meint, sie seien wegen der Enge der Wohnstraßen nicht umsetzbar.

Positiv dagegen die SPD: „Die Wittener Straße soll fahrradfreundlicher werden. Bis allerdings echte Radwege angelegt werden können, brauchen wir eine fahrradfreundliche, aber auch gut umsetzbare Lösung“, erklärt Simone Gottschlich, Ratsmitglied für Altenbochum.

Die Pläne der Verwaltung holten zwar nicht das Maximum für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer heraus, nähmen dafür aber Rücksicht auf die Situation vor Ort und auf die Anwohnerinnen und Anwohner. Zur Forderung, die Strecke komplett zu Fahrradstraßen zu machen, sagt sie: „Das bedeutet zwar eine komfortablere Radroute, aber das bedeutet auch, dass alleine im ersten Bauabschnitt 72 Parkplätze ersatzlos wegfallen würden.“ Es gäbe mehr Parksuchverkehr in den Wohnstraßen. „Suchverkehr ist anstrengend für die Anwohnerinnen und Anwohner und eine echte Umweltbelastung. Das ist mit uns nicht zu machen.“