Bochum-Wiemelhausen. Die Hoffnung auf einen Erhalt der Awo-Kita in Bochum-Wiemelhausen schwindet. Ein Protest der Eltern vor dem Jugendausschuss blieb erfolglos.

Die Eltern, deren Kinder die Awo-Kita am Waldring in Bochum-Wiemelhausen besuchen, sind verzweifelt. Auch ein persönliches Vorsprechen im Kinder- und Jugendausschuss der Stadt Bochum brachte keinen Erfolg. Der Protest, eindringlich und emotional von Elternsprecherin Nadine Flesch vorgetragen, blitzte ab. Damit wird ein Aus der Kita immer wahrscheinlicher. Doch abfinden wollen sich die Eltern mit diesem Schicksal noch lange nicht.

Bochum: Kita in Wiemelhausen droht weiter das Aus – Eltern sauer auf Stadt und Awo

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Am Ende der Sitzung ist Nadine Flesch konsterniert. „Wir haben schon so viel versucht“, sagt sie. „Doch alle schieben die Verantwortung von sich.“ Die Eltern hatten sich viel davon versprochen, Rederecht im Kinder- und Jugendausschuss zu bekommen. Außer warmer Worte gab es aber nichts, was die Initiative weiterbrächte. Und nun? „Jetzt müssen wir es wohl auf Landesebene versuchen“, kündigt Flesch an.

Zuvor hatte sie in der Sitzung die Situation aus Sicht der Eltern geschildert. Schon vor fünf Jahren habe die Arbeiterwohlfahrt (Awo) als Träger ihr mitgeteilt, dass sie die Kita am Waldring aufgrund ihrer geringen Größe (zwei Gruppen, 47 Kinder) für „wirtschaftlich nicht lukrativ genug“ halte. Ende 2019 sei der Elternrat in Kenntnis gesetzt worden, dass die Einrichtung im Sommer 2020 geschlossen werde. Dies konnte verhindert werden. Aktuell ist das Aus der Kita für Mitte 2023 vorgesehen.

Awo-Kita Waldring: Aufnahme-Stopp schon im Sommer

Schon im Sommer diesen Jahres seien keine neuen Kinder mehr aufgenommen worden. „Die Kinder lernen also nicht mehr, die Großen zu sein und die Kleineren zu unterstützen“, hebt Nadine Flesch eine Konsequenz daraus hervor. Im kommenden Sommer würde die Hälfte des Personals abgebaut. „Die Hälfte der Bezugspersonen unserer Kinder muss also gehen.“ Flesch weist auch auf den Verlust von Kita-Plätzen inh: „Im Sommer 2023 werden im Bereich Wiemelhausen/Brenschede zehn Prozent wegfallen.“

Die Eltern beklagen, dass niemand Verantwortung übernehmen wolle, weder Awo noch Stadt. Nadine Flesch: „Seit 2019 wurde kein alternatives Objekt für die Kita gefunden. Kann es tatsächlich sein, dass finanzielle Interessen höherrangig sind als das Wohl unserer Kinder?“

Christian Papies vom Jugendamt bestätigt, dass die Kita keine Kinder mehr aufnehmen kann. Dies geschehe „aus Fürsorge für neue Kita-Kinder geschehen“, die sonst mitten in der Kindergarten-Zeit aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen würden. Derzeit gibt es laut Papies „keine Möglichkeit, eine andere Lösung für die Kita am Waldring zu finden“. Das liege in den Händen des Trägers und des Vermieters.

Linke nehmen Stadt in die Pflicht

Mehtap Yildirim von den Linken nimmt im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie in Sachen Awo-Kita am Waldring und Kita-Plätze allgemein die Stadtverwaltung in die Pflicht: „Die Stadt muss alles für einen Fortbestand der Kita tun. Sie darf sich nicht wegducken und muss das Versorgungsniveau erhöhen, anstatt es zu senken.“ Ziel müsse es sein, dass in Bochum keine Kitaplätze wegfallen. „Eine Versorgungslücke können wir uns nicht leisten, Bochum muss einen Zahn zulegen.“Um den Standpunkt zu untermauern und die Eltern der Awo-Kita am Waldring zu unterstützen, haben die Linken im Ausschuss einen entsprechenden Fragenkatalog eingebracht, den es von der Stadt nun zu beantworten gilt.

Eine eigene Übernahme der Kita schließt die Stadt aus. Das Gebäude entspreche nicht den modernen Standards, sagt Papies und lässt durchblicken, dass der Vermieter nicht so viel Geld hineinstecken will, um dies zu ändern.

Stadt Bochum: Sind um Versorgung der Kita-Kinder bemüht

„Sieht nach Sackgasse aus“, resümiert die Ausschuss-Vorsitzende Martina Schnell (SPD) und betont, dass es ihr und den übrigen Ausschuss-Mitgliedern wichtig sei, „dass die Kinder versorgt werden“. Darum sei man bemüht, versichert Christian Papies. „Aktuell brauchen noch zwei Kinder noch einen Platz.“ Auf die wegfallenden Kita-Plätze angesprochen, sagt er: „Es befinden sich sehr viele Projekte im Aufbau. Wir sind dabei, Kita-Plätze zu schaffen.“

Die neue Kita am Waldring, die im geplanten Neubaugebiet auf der Fläche der ehemaligen Firma Jahnel-Kestermann entstehen soll, wird allerdings wohl nicht vor Ende 2024 fertig.