Bochum. Das denkmalgeschützte Rathaus bietet auch hochwertige Kunstwerke, die seine Bedeutung unterstreichen. Die wenigsten sind den Bochumern bekannt.

Das historische Bochumer Rathaus steht unter Denkmalschutz, das weiß manch einer in Bochum gerade noch. Dass das städtische Verwaltungszentrum neben seiner architektonischen Bedeutung über einen ganzen Schwung hochkarätiger Kunst am und im Bau verfügt, ist indes weniger bekannt.

Kunst „versteckt“ sich im Innenhof des Rathauses Bochum

Beispielhaft für diesen Mangel an Wissen stehen die beiden großen Brunnen im Rathaus-Innenhof, die in den letzten Monaten aufwendig restauriert wurden. „Sie werden jedoch leider von der Öffentlichkeit - bis auf die Traugesellschaften und einige Rathausbeschäftigte - und insbesondere von Besuchern der Stadt aufgrund der leider sehr versteckten und getrennten Standorte im Innenhof kaum wahrgenommen bzw. zur Kenntnis gebracht“, bedauert WAZ-Leser Siegfried Werner in einer Zuschrift an die Redaktion.

Rathaus Bochum entstand Mitte der 1920 Jahre

Detail des „Brunnen des Glücks“ im Innenhof des Bochumer Rathauses.
Detail des „Brunnen des Glücks“ im Innenhof des Bochumer Rathauses. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Das mag früher anders gewesen sein, denn im Innenhof lagen ursprünglich Kassenhallen, die vor der Einführung des bargeldlosen Verkehrs den Steuer-, Lohn-, Sozial- und sonstige Zahlungen dienten. Es herrschte also vermutlich mehr Publikumsverkehr als heute, so dass die auffälligen Wasserspender viel mehr im Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger waren.

Doch sind die besagten „Brunnen des Glücks“ und „Brunnen der Schönheit“ längst nicht alles an Kunsthandwerk, das im und am Rathaus ein Schattendasein fristet. Der Darmstädter Architekt Karl Roth, der das Rathaus Mitte der 1920er Jahre im historischen Gewand/Stil der ornamentlosen spanischen Renaissance schuf, versah das Gebäude mit kunstvollen Bronzegittern, Skulpturen sowie meisterhaften Steinmetzarbeiten.

Glockenspiel verweist auf Bochum als „Glockenstadt“

Im 40 × 46 Meter umfassenden Innenhof befinden sich bis heute nicht nur die erwähnten Brunnen, sondern auch ein Glockenspiel, das auf die große Tradition Bochums als „Glockenstadt“ verweist – der Bochumer Verein, ein großes Hütten- und Stahlwerk, war in Europa führend in der Herstellung von Stahlglocken.

Namhafte Künstler statteten das Bochumer Rathaus aus. Dazu zählen der Erbauer der Brunnen, August Vogel, der unter anderem die dekorative Plastik des Reichtags in Berlin und den Schmuck am Rathaus Charlottenburg gestaltete, Richard Guhr (er entwarf das bekannte Richard-Wagner-Denkmal in Graupa/Sachsen) oder Augusto Varnesi, der für die wuchtigen Hauptportale in florentinischer Manier und den plastischen Schmuck verantwortlich zeichnete. Sie zeigen symbolische Figuren und Motive: z.B. den Hahn (Wachsamkeit), einen Adler (Macht), einen Hund (Treue), das Schiff (Handel), ein Einhorn (Glück), aber auch Motive des Industriezeitalters (Zahnrad, Schlote) tauchen auf.

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Nur wenig Bauschmuck blieb erhalten

Von den vielgestaltigen Dekorationen am Rathaus sind allerdings allein die Brunnen und die Türen erhalten, mancher Zierrat aus Bronze wurde im Krieg eingeschmolzen, viel an Bauschmuck ging in den 1940er Jahren bei den Bombenangriffen auf die Innenstadt verloren, die auch das Rathaus schwer in Mitleidenschaft zogen.

Glocke vorm Rathaus

Die Riesenglocke auf dem Vorplatz gehört nicht zur ursprünglichen Ausgestaltung des Rathauses. Sie war 1867 als größte von vier Glocken eine Attraktion, mit der der Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlfabrikation AG bei der Weltausstellung in Paris auftrumpfte.Die Glocke stand jahrzehntelang als Denkmal der Industriegeschichte auf dem Werksgelände, bis die Firma Krupp sie 1979 der Stadt Bochum übereignete. Bei einem Durchmesser von 3,13 Metern hat sie ein Gewicht von 15 Tonnen.

In den Fluren, Versammlungs- und Sitzungsräumen ist die außergewöhnliche Gestaltung der Stadthauses aber noch sichtbar. Gediegene Materialien wie Marmor, Kupfer und Bronze wurden verwendet, dazu eine dunkle Holztäfelung, deren geometrische Musterung klassisch-griechischer Ornamentik folgt. Zumal die Gestaltung des weitläufiges Repräsentationsflures vor den Arbeitsräumen des Oberbürgermeisters verdient Beachtung.

Hinweisschilder sind vorerst nicht geplant

Das Bochumer Rathaus hat also viel zu bieten, umso unverständlicher ist es, dass die dort vorhandene Kunst nicht mit Hinweistafeln versehen wird. An eine Beschriftung, etwa der renovierten Brunnen im Innenhof, sei nicht gedacht, so die Stadt.

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