Bochunm-Hiltrop/Gerthe. Die Stadt Bochum informierte Bürger über das geplante Wohnungsbauprojekt in Hiltrop. Es kamen mehr Kaufinteressenten als Kritiker.

Das katholische Vereinshaus „Kalinka“ in Gerthe war am Donnerstagabend gut gefüllt. Die Stadt Bochum hatte zu Bürgerversammlung geladen, um über das durchaus umstrittene Neubauprojekt der Deutschen Reihenhaus AG zu informieren. Doch die Gegner der künftigen Wohnbebauung auf einem Acker in Hiltrop waren wohl zu Hause geblieben.

Preis: Unter 3000 Euro pro Quadratmeter

So waren es überwiegend Bauinteressierte, die Details zur Vermarktung, zu den Eigenheimen und Grundstücken wissen wollten. Die Preise, nur soviel verriet Projektentwickler Björn Grube, sollen unter 3000 Euro pro Quadratmeter bleiben. Die Deutsche Reihenhaus rechnet mit eineinhalb Jahren für das Planverfahren und gut zwei Jahren Bauzeit.

Die Deutsche Reihenhaus AG hatte nach heftiger Kritik aus der Nachbarschaft und aus der Politik im Bochumer Norden ihre Pläne nachbessern müssen. Insbesondere ging es dabei um den Erhalt möglichst vieler Freiflächen auf dem Grundstück an der Dietrich-Benking-Straße gegenüber vom Rewe-Markt.

Keller werden aus Kostengründen nicht gebaut

Dort sollen 29 Einfamilienhäuser mit einer Größe von 120 und 145 Quadratmetern entstehen sowie ein Mehrfamilienhaus mit 16 Wohnungen (43 bis 70 Quadratmeter groß) sozial gefördert. Ein abschließbarer Fahrrad-Carport für die Bewohnerinnen und Bewohner des Mehrfamilienhauses ist geplant. In den Vorgartenbereichen der Einfamilienhäuser werden Boxen angelegt, die als Ersatz für die fehlenden Keller dienen; diese werden, so Björn Grube, aus Kostengründen nicht gebaut. Zudem soll es einen Gemeinschaftsplatz mit Spielangeboten geben. Das neue Wohngebiet soll über die Dietrich-Benking-Straße erschlossen werden.

Stefanie Grützner von der Deutschen Reihenhaus AG erläuterte die Baupläne für Hiltrop in einer Bürgerversammlung am Donnerstagabend.
Stefanie Grützner von der Deutschen Reihenhaus AG erläuterte die Baupläne für Hiltrop in einer Bürgerversammlung am Donnerstagabend. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Verkehrsaufkommen wird kritisiert

Daran stießen sich die wenigen Kritiker während der Info-Veranstaltung. „Alle fahren über eine kleine Straße gegenüber vom Supermarkt – wirklich ein tolles Konzept“, warf Hermann Schulte-Hiltrop ein, der in der Nachbarschaft wohnt. „Wenn ich morgens zur Arbeit fahre, muss ich lange warten, bis ich mich einfädeln kann.“ Gegenüber der WAZ erklärte er später, dass er das größte Problem in der Verkehrserschließung sehe.

Klaus Kleine vom Planungsamt räumte ein: „Ja, die Dietrich-Benking-Straße ist stark befahren.“ Auf die Frage von Walter Fischer, ob noch ein Verkehrsgutachten erstellt werden soll, antwortete Kleine: „Es wird ein Gutachten geben.“

Klimagutachten ist Nachbarn wichtig

Ein Gutachten auch fürs Klima forderten weitere Anwohner, die um die Frischluft fürchten. Ihnen erscheint der Erhalt eines 30 Meter breiten Grünstreifens hin zum Wohnpark Hiltrop als zu wenig. Die Luftschneise reduziere sich damit auf 20 Prozent ihrer ursprünglichen Fläche. Schulte-Hiltrop: „Bislang ist es bei uns drei Grad kühler als im Dorf Hiltrop.“

Stellungnahmen bis 8. Juli

Stellungnahmen zum neuen Bauprojekt sind bis zum 8. Juli möglich im Technisches Rathaus Bochum, Hans-Böckler-Straße 19, Zimmer Nr. 1.0.210, montags, dienstags und freitags von 8 bis 12 Uhr, mittwochs von 8 bis 16 Uhr sowie donnerstags von 8 bis 18 Uhr.Ebenso in der der Bezirksverwaltungsstelle Bochum-Nord, Heinrichstraße 42 und im Internet unter www.bochum.de/bebauungsplaene.

Hochwasser war lange ein Thema im Stadtteil. Der unlängst fertiggestellte neue Kanal soll das künftig verhindern. Deshalb sorgen sich Anwohner, ob die Entwässerung des neuen Wohngebietes zu Rückschlägen führen könnte. Kleine: „Das Wasser wird in den Kanal in der Dietrich-Benking-Straße eingeleitet. Natürlich fließt es ins Dorf, weil die Straße bergab führt. Aber es wird nur soviel Wasser eingeleitet, wie der Kanal verträgt. Ein Stauraumkanal in der Siedlung drosselt die Zufuhr.“

Befürchtung: Weitere Bebauung des Hiltroper Feldes

Walter Fischer wollte wissen: „Gibt es Pläne, Richtung Castroper Hellweg später weiterzubauen?“ Klaus Kleine erklärte, zwar sehe das städtische Wohnbauflächenprogramm durchaus auch eine Bebauung des Schmalen Hellwegs vor. „Aber der Bezirk Nord legte fest, dass dort auf absehbare Zeit nicht gebaut werden soll. Auch ein Feld östlich der Fläche soll frei bleiben.“

Auch das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung befürchtet, dass mit dem Bauvorhaben nun der Einstieg in eine Versiegelung weiterer Flächen des „Hiltroper Feldes“ erfolgt sein könnte. Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt: „Und ob der nun vorgesehene 30 Meter breite Korridor ausreicht, um die verbleibenden Flächen als wichtige Frischluftschneise langfristig für den Norden zu erhalten, ist ohne Klimagutachten auch nicht nachgewiesen.“