Bochum. In ihrem von Sibylle Broll-Pape inszenierten Chansonabend „Es ist nie genug“ geht es um alte Kinder und sehr alte Eltern.
Pflegeheim, Pflegestufe oder das Märchen vom Lebensabend: Es sind nicht die leichtesten Stoffe, die sich Petra Afonin für ihren neuen Chanson-Abend am Prinz-Regent-Theater ausgesucht hat.
Dass trotzdem keine bierernste Veranstaltung draus geworden ist, liegt an dem ganz speziellen Händchen, mit dem die beliebte Schauspielerin auch die traurigsten Themen anpackt. Wie Afonin mit leisem Witz, Ironie und durchaus charmant vom Sterben und Zurückbleiben erzählt, ohne rührselig oder (schlimmer) hochnäsig zu klingen: Das schafft wirklich nur sie.
So ist „Es ist nie genug“ (Regie: Sibylle Broll-Pape) kein Abend zum Ablachen, eher zum Schmunzeln und zum Nachdenken. Ihr Programm richte sich „an alte Kinder von sehr alten Eltern“, sagt Afonin – und viele im Saal wissen, was gemeint ist. Wenn die Eltern betagt und gebrechlich werden, ist dies für die Nachkommen eine immense Herausforderung.
Zeit und Kraft sind gefordert
Plötzlich muss man sich um die Eltern kümmern, sie pflegen oder dies den Altenpflegern überlassen. Doch sind die Alten im Heim gut aufgehoben? So erschließt sich auch der etwas verkopft klingende Titel: „Es ist nie genug“, das gilt für alle Beteiligten. Für Senioren kann es nie genug Liebe, Zuwendung und Unterstützung geben. Für die pflegenden Angehörigen gibt es nie genug Zeit und Kraft, das alles durchzustehen.
Besonders gewitzt: Petra Afonin und Komponistin Susanne Hinkelbein haben die Checkliste vertont, mit denen Krankenkassen alte Menschen in Pflegestufen einteilen. Mit ihrem berühmten Sprechgesang legt Afonin den bürokratischen Irrsinn frei, der dahinter steckt. Berührende Momente gelingen ihr mit dem Brief einer Tochter an ihre demenzkranke Mutter.
Donnernder Schlussapplaus
Am Ende steht ein donnernder Schlussapplaus, in dem ein Stück Wehmut mit schwingt. Acht Jahre nach ihrem ersten Abschiedsprogramm „Adele“ könnte es Afonin mit dem Abschied diesmal tatsächlich ernst meinen. Denn dass Afonin auch unter der neuen Theaterleitung ab Sommer weiter große Produktionen am PRT auf die Beine stellt, ist wenig wahrscheinlich. „Wir bleiben in Kontakt“, sagt sie – und der Saal dankt es ihr.