„Komm, wir gehen“ - „Wir können nicht“ - „Warum nicht?“ - „Wir warten auf Godot“. Der kommt aber nicht, das wissen alle. Den mächtigen Klassiker des absurden Theaters, Samuel Becketts „Warten auf Godot“ hat Marco Massafra jetzt in der Rottstraße neu inszeniert. Eine bühnentechnisch recht staubige Angelegenheit, die aber in der bemerkenswerten Einrichtung des Schauspielhaus-Ensemblemitglieds restlos unverstaubt wirkt.
Das liegt auch an der mutigen, perfekt gelungenen Besetzung. Ein Coup. Linus Ebner (Wladimir) und Leander Gerdes (Estragon) liefern eine Doppel-Glanzleistung. Jung, dynamisch, ironisch, doch auch tragisch, taumelnd und trotzig. Aus der Falle kann ihnen nur Godot helfen, doch der lässt auf sich warten.
Gewartet wird in einer breiten Gasse, die Zuschauer (restlos ausverkauft) rechts und links, in der Mitte der Baum, das Beckett-Bäumchen, knorrig, tot. Die präzise Lichtregie beleuchtet das Geschehen grell, die Zuschauer sind hautnah dran an den Akteuren. Das abgerissene Duo mit ungestillter Sehnsucht nach dem Breisgau und dem Emsland bekommt an zwei Abenden Gesellschaft von Pozzo (brutal, sehr präsent: Maximilian Strestik) und dessen Sklaven Lucky (Regisseur Marco Massafra selbst, mit wahrlich furiosem Monolog). Doch Godot, der taucht nicht auf.
Die Inszenierung ist ein Glücksfall. Für das Haus und für die Zuschauer. Die spielwütigen Darsteller füllen den Raum, die Regie verzichtet auf Klimbim und Klamauk. Trotzdem überwiegt ein düsterer Humor, ohne die abgründige existenzielle Tragik der Situation je ins Lächerliche zu ziehen. Massafras „Godot“-Inszenierung sieht unglaublich selbstgewiss und stilsicher aus. Als hätte jemand auf etwas gewartet, das nun gekommen ist.