Bochum. Während viele Anbieter auf dem Wochenmarkt abwarten und nach Bekanntgabe der Privatisierung auf eine wirtschaftlich günstige Lösung hoffen, nimmt ein Geschäftsmann in Gerthe sein Schicksal selbst in die Hand.

Seit Ende letzter Woche steht es fest: Der Rat der Stadt Bochum hat beschlossen, die Bochumer Wochenmärkte neu zu organisieren. Die Stadt wird einen Dienstleister suchen, der die Organisation der 13 Märkte wirtschaftlicher gestalten soll, derzeit ist der Marktbetrieb für die Stadt ein Zuschussgeschäft. Im Gespräch sind bislang Bochum Marketing als 50-prozentige Tochter der Stadt und die Deutsche Marktgilde mit Sitz in Hessen. Noch ist der Ausgang offen und noch wissen auch die Markthändler nicht, was auf sie zukommt. Allerdings grassiert die Befürchtung, dass weniger starke Standorte in ihrer Existenz bedroht sind.

Selbstorganisation als Rettungsanker

Hyung Kim nimmt den Markt in Gerthe in die eigenen Hände.
Hyung Kim nimmt den Markt in Gerthe in die eigenen Hände. © Ingo Otto / Funke Foto Services | Ingo Otto / Funke Foto Services

Zumindest für den Gerther Wochenmarkt hat Gemüsehändler Hyung Kim dieses Schicksal schon vor einiger Zeit abgewendet. Gerade mal vier Stände bieten dort regelmäßig Gemüse, Obst Kartoffeln, Eier und Fleisch an, nur zwei Stände hätten noch einen festen Vertrag mit der Stadt, so Kim. „Die Stadt sagte zu uns, ein Markt sollte mindestens sechs Stände haben. Bevor er eingestellt wird, mache ich es lieber selbst.“ Kim hat dafür einen einfachen wie plausiblen Grund: Seit 40 Jahren ist der Stand ihm und seiner Familie Existenzgrundlage. Ab Januar wird er den Markt in Eigenregie organisieren. Er zahlt der Stadt eine Platzpauschale, die er auf die Händler umlegt, er schließt Versicherungen ab und kümmert sich um Formalien. Bisher zeichne sich ab, dass die Händler künftig 40 Prozent günstiger dabei wegkämen, so Kim.

Mit im Stadtteil angesiedelten privat organisierten Marktgemeinschaften hat Gemüsebauer- und Händler Wilhelm Weitz gute Erfahrung. Im Ehrenfeld organisiert die dortige Werbegemeinschaft den Markt am Donnerstag auf dem Hans-Ehrenberg-Platz. „Wir arbeiten vor Ort mit einer kleinen Werbeagentur zusammen und können schnell auf Kundenbedürfnisse reagieren“, so der Markthändler.

Die Übernahme der städtischen Märkte durch einen großen privaten Veranstalter birgt für Weitz Risiken, aber auch Chancen. „Erstmal wird es günstiger sein, weil die Veranstalter den Markt voll haben wollen. Wenn es dann aber läuft, besteht die Gefahr, dass die Standgebühren steigen.“ Auf der anderen Seite habe etwa die Deutsche Marktgilde keinen schlechten Ruf als Veranstalter, fügt er an. „Sie soll Probleme vor Ort zum Beispiel in Sachen Sicherheit gut lösen“, sagt Weitz. Sein Kollege Günter Nebe, der seit seinem zwölften Lebensjahr auf den Bochumer Märkten Kartoffeln anbietet, hofft darauf, dass etwa Müllgebühren individueller berechnet würden. Der 82-Jährige zieht tendenziell den Betrieb durch Bochum Marketing vor. „Das wäre eher meine Wahl, weil bei Bochum Marketing die Zusammenhänge in der Stadt bekannt sind.“

Die städtischen Wochenmärkte auf einen Blick

Insgesamt laufen derzeit stadtweit folgende 13 Wochenmärkte mit 23 Veranstaltungen noch unter städtischer Leitung:
Innenstadt, Willy-Brandt-Platz, Dienstag und Freitag, 7 bis 14 Uhr.
Innenstadt, Buddenbergplatz, Mittwoch und Samstag in der Zeit von 7 bis 14 Uhr.
Riemke, Auf der Markscheide, Mittwoch und Samstag, in der Zeit von 7 bis 13 Uhr.
Altenbochum, Friemannplatz, Dienstag und Freitag in der Zeit von 7 bis 13 Uhr.
Weitmar, Matthäusstraße, Donnerstag in der Zeit von 7 bis 13 Uhr.
Weitmar, Pfarrer-Halbe-Straße, Dienstag und Freitag in der Zeit von 7 bis 13 Uhr.
Linden, Wilhelm-Hopmann-Platz, Mittwoch und Samstag, in der Zeit von 7 bis 13 Uhr.
Langendreer, Hauptstraße 191, Dienstag und Freitag , 7 bis 13 Uhr.
Werne, Werner Markt, Mittwoch und Samstag von 7 bis 13 Uhr.
Gerthe, Gerther Straße/Brandenbuschstraße, Mittwoch und Samstag in der Zeit von 7 bis 13 Uhr.
Wattenscheid, Alter Markt, Dienstag und Freitag von 7 bis 13 Uhr.
Wattenscheid, Bismarckplatz, Donnerstag von 7 bis 13 Uhr.
Günnigfeld, Max-König-Platz, Samstag von 7 bis 13 Uhr.

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