Bochum.
In der Synagoge am Stadtpark hat ein neues Restaurant eröffnet: das „Matzen“. Es ist das erste Lokal in Bochum, das original jiddische Küche anbietet.
Sie sind also der Meinung, dass Ihnen gastronomisch-kulinarisch nichts wirklich fremd ist? Und stolz darauf, dass Sie Panna cotta von Petits fours unterscheiden können? – O.K.. Aber was ist mit Tabuleh? Oder Blinzen? Was mit einer Portion Rassolnik, und zum Dessert eine leckere Portion Fluden?
Da staunt der Fachmann, und der Laie wundert sich. Aber all diese Gerichte gibt es wirklich. In Bochums allerneuestem Restaurant werden sie serviert – „Matzen“ heißt der Gastrobetrieb, der dieser Tage in der Synagoge am Stadtpark eröffnet hat.
Gerichte mit fremden Namen
Ergo handelt es sich bei den Gerichten mit den seltsamen Namen um Essen aus der jiddischen Küche. „Tabuleh“ ist Bulgursalat mit Petersilie und Zitronensaft. „Blinzen“ heißen Teigtaschen, die z.B. mit Lachs, Meerrettich und Frischkäse gefüllt werden. Die saure Gurkensuppe „Rassolnik“ ist jedenfalls ein ungewohntes Erlebnis für den europäischen Gaumen, aber umso süßer munden dann die „Fluden“, das jiddische Hochzeitsgebäck mit zuckriger Soße. Übrigens spielt auch der Name des Restaurants auf eine jüdische Speise an: Matzen oder Matze meint ungesäuertes Brot; ein dünner Brotfladen, der von religiösen Juden während des Pessachfestes gegessen wird.
Gastroteam aus der Gemeidne
Die Idee, in der Synagoge ein öffentliches Restaurant in dem frei zugänglichen Trakt der Synagoge einzurichten, war von vornherein vorgesehen. Bevor es aber mit dem Betrieb losgehen konnte, war eine Menge Arbeit nötig. Nicht nur musste das Lokal gebaut werden, Einigkeit über die Gestaltung der Speisekarte erzielt und ein Gastroteam angeheuert werden, nein, auch praktische Fragen der jüdischen Lebensgestaltung spielten eine Rolle: Und so kommt es, dass das „Matzen“ zwar täglich von 12 bis 17 Uhr (Café) und von 17 bis 22 Uhr (Restaurant) geöffnet hat, aber eben nicht am Freitag – da ist bekanntlich Sabbat.
Freitags geschlossen
Das „Matzen“ versucht einen schmackhaften Mix traditioneller jiddischer Küche aus Osteuropa, New York und Israel. Viele Gerichte waren vor dem Krieg auch überall in Deutschland bekannt, heute sind sie so gut wie vergessen. Das Lokal bietet 40 Gästen Platz; bei gutem Wetter kommen auf der Außenterrasse noch einmal 30 Plätze unter der großen Linde dazu.
Das von der jüdischen Gemeinde organisierte „Matzen“ will naturgemäß nicht allein als neue exotische Gastro-Adresse aufgefasst werden. „Das Restaurant ist vielmehr ein weiterer Versuch, den Kontakt zwischen den Bürgern, der Stadt und der Gemeinde und ihren Mitgliedern zu vertiefen“, so Alexandra Chraga von der Jüdischen Gemeinde.