Bochum. Welche sind die höchsten Häuser der Stadt? Unsere Übersicht über Bochums Top Ten hält selbst für Bochum-Kenner einige Überraschungen parat.
Im Norden rauchen lauter Schornsteine. Kokereien, Kraftwerke, viele jenseits der Stadtgrenzen. Im Süden: das Kontrastprogramm. Der Kemnader See, das Ruhrtal, weit dahinter die namensgebenden Hügel des Bergischen Landes. Einen besseren Ausblick auf das mittlere Ruhrgebiet hat niemand, keiner wohnt in Bochum höher als die Menschen aus dem Terrassen-Hochhaus in Querenburg. Doch wo befindet sich das höchste Haus der Stadt?
Eine einheitliche Hochhaus-Definition gibt es in Deutschland nicht. Für die Feuerwehr beginnt ein Hochhaus bei 23 Metern. Denn mehr schafft die 30 Meter lange Drehleiter nicht, wenn sie in zwölf Metern Abstand zum Gebäude steht. Von solchen Hochhäusern gibt es in Bochum einige, auch wenn die Stadt anders als der Nachbar Essen oder erst recht Frankfurt keine klassische Skyline besitzt.
Auch Frank Goosen schrieb schon über die Bochumer Silhouette
Das tatsächlich höchste Haus, so viel sei an dieser Stelle verraten, dürften nur wenige Leser auf dem Plan haben. Das größte Bauwerk taucht in der Liste indes nicht auf. Der Funkturm an der Karl-Lange-Straße (111 Meter) überragt zwar alles, ist aber kein Gebäude im engeren Sinn. Ebensowenig wie die Fördergerüste der Zechen und des Bergbaumuseums (71 Meter).
Wer eine Auflistung der Hochhäuser erstellt, kommt an Frank Goosen, dem inoffiziellen Bochumer Stadtschreiber, nicht vorbei. Mit der Silhouette hat sich Goosen in seinem Buch "Radio Heimat" auseinandergesetzt, seine Worte sind auf dem besten Wege zum Kultstatus. "An lauen Sommerabenden", schrieb er, "stehe ich gern auf der Eisenbahnbrücke am Lohring in Bochum und schaue auf meine Stadt. Ich sehe das Mercedes-Hochhaus am Bahnhof, die Fiege-Brauerei, das neue Hochhaus der Stadtwerke (das ein bisschen aussieht wie der Monolith aus »2001«), die Türme von Propstei- und Christuskirche, und ganz rechts erkenne ich sogar noch den Förderturm des Bergbau-Museums. Und dann denke ich: Boah! Schön ist das nicht!"
Bochums Top Ten der höchsten Häuser: Platz 10
Krupp-Verwaltung
Kaum ein Gebäude in Bochum steht so exemplarisch für die Blüte des Reviers, seinen Niedergang und seinen Wandel. Von dem ehemaligen Verwaltungshaus aus wurden die Geschicke der Bochumer Stahlindustrie gelenkt, Ende 80er-Jahre entlud sich dort die Wut Tausender in ihrer Existenz bedrohter Stahlwerker.
Das Gebäude wurde in den Jahren 1963 bis 1964 als Hauptverwaltung des Bochumer Vereins gebaut. Nachdem Krupp seinen Bochumer Konkurrenten übernommen hatte, gehörte das Haus ab 1965 Krupp, nach der Fusion später Thyssen-Krupp. Von den oberen Etagen aus hatten die Mitarbeiter das weiträumige Areal der Bochumer Werke im Blick. Ende der 80er protestierten Stahlarbeiter vor dem Gebäude gegen die Demontage des umkämpften Werks Rheinhausen und gegen Krupp-Stahl-Vorstandschef Gerhard Cromme.
Das Hochhaus steht - von vereinzelten Zwischennutzungen abgesehen - seit Jahren leer.
Höhe Fertigstellung Ort
45 Meter 1964 Alleestraße
Bochums Top Ten der höchsten Häuser: Platz 9
Stadtbad-Galerie
Anspruch und Wirklichkeit, Licht und Schatten liegen bei der Stadtbad-Galerie dicht beieinander. Unbestritten ist das Gebäude eines der architektonischen Schmuckstücke in der Innenstadt. Anfang des Jahrtausends entstand das Haus als Büro- und Einkaufszentrum nahe dem Hauptbahnhof, es zeichnet sich durch seine helle, freundliche Fassade, zwölf größtenteils lichtdurchflutete Etagen und viel Glas und Stahl aus.
Doch trotz ihrer Top-Lage krankt die Stadtbad-Galerie. Viele Ladenlokale stehen leer. Die Magnetwirkung, die sich Stadt und Investoren von dem Bau erwarteten, ist ausgeblieben. Im Herbst 2012 verlor die Galerie einen ihrer wenigen echten Anziehungspunkte: Damals wurde bekannt, dass das namensgebende Schwimmbad, das nach einem Wasserrohrbruch vorübergehend geschlossen worden war, nicht wieder öffnen wird.
Höhe Fertigstellung Ort
52 Meter 2002 Massenbergstraße
Bochums Top Ten der höchsten Häuser: Platz 8
Landgericht
Das Gerichtszentrum war architektonisch nie ein großer Gewinn für die Innenstadt. Der kastenförmige weiße Komplex wirkt nach außen dominant und innen recht dunkel und unübersichtlich. Viele Bochumer sind daher nicht allzu traurig, dass die Tage des Gebäudes, in dem auch das Amtsgericht und die Staatsanwaltschaft residieren, gezählt sind: Voraussichtlich 2015 ziehen 750 Mitarbeiter und 250 Referendare ins neue Justizzentrum am Ostring.
Das Haus zwischen Husemannplatz und Westring wird dann abgerissen, an seiner Stelle soll ein Einkaufszentrum entstehen. Das Gericht ist mit 55 Metern genauso hoch wie das Knappschaftskrankenhaus in Langendreer.
Höhe Fertigstellung Ort
55 Meter 1978 Westring
Bochums Top Ten der höchsten Häuser: Platz 7
Stadtwerke-Gebäude
Das alte Stadtwerke-Haus an der Massenbergstraße, im Volksmund wegen der Rasterfassade und der großen Fenster "Beamten-Aquarium" genannt, war bis 1966 Bochums höchstes Hochhaus. Doch der 2005 bezogene neue überragt den alten Bau mühelos. Für den 16 Etagen umfassenden Büroturm und den angeschlossenen Verwaltungskomplex wurden Teile der alten Berufsschule am Ostring abgerissen.
Vom Ergebnis sind die Stadtplaner angetan. Der Turm prägt die Gegend um den Hauptbahnhof, die abendliche farbige Beleuchtung des obersten Geschosses wirke identitätsstiftend für die gesamte City, heißt es in einem Masterplan zur Innenstadtentwicklung. Die grau-schwarz gehaltene Fassade präsentiert sich dennoch zurückhaltend.
Höhe Fertigstellung Ort
56 Meter 2005 Ostring
Bochums Top Ten der höchsten Häuser: Platz 6
Schlegel-Turm
Einer der Werbesprüche ist vielen Bochumern noch immer im Gedächtnis: "Bochums Dreiklang, merk ihn dir: Kohle, Eisen, Schlegel-Bier." 1854 gründete der gebürtige Franke Johann Joachim Schlegel an der Essener Chaussee die "Bayerische Bierbrauerei J.J. Schlegel", seine Erben machten aus dem Unternehmen später eine Großbrauerei.
1971 fusionierte Schlegel mit der Dortmunder Union-Brauerei - der Anfang vom Ende. Die Produktion in Bochum endete 1980, die meisten Gebäude wurden abgerissen. Nur das Verwaltungsgebäude und das 1927 im expressionistischen Stil entstandene Malzsilo-Hochhaus blieben stehen. Inzwischen nutzen ein Steak-Restaurant, die Stadtverwaltung und Werbeagenturen die Schlegel-Reste. Und auf der Turmkrone, wo Jahrzehnte lang das Logo der Brauerei prangte, befindet sich heute das Wappen der Stadt.
Höhe Fertigstellung Ort
58 Meter 1927 Alleestraße
Bochums Top Ten der höchsten Häuser: Platz 5
Europa-Haus
Es ist nicht das höchste Gebäude der Stadt, nicht das älteste oder modernste und sicher auch nicht das schönste. Doch das Europa-Haus schafft, was andere Bauten nicht schaffen: Es prägt die Bochumer Silhouette. Verantwortlich dafür war der Architekt Roman Reiser, der zum Bochumer Stadtbild unter anderem auch das Bomin-Haus, das Zisterzienser-Kloster, Bauten der Fiege-Brauerei oder die Niederlassung der Deutschen Bank am Husemannplatz beitrug.
Die 16 Geschosse wurden als Bürostandort geplant, heute befindet sich im Europa-Haus ein Facharztzentrum auf zehn Etagen. Markant ist der rotierende Mercedes-Stern auf dem Dach - Teil einer Leuchtreklame für das Autohaus Lueg.
Ebenso hoch ist das Holiday-Inn-Hotel an der Massenbergstraße.
Höhe Fertigstellung Ort
60 Meter 1962 Kurt-Schumacher-Platz
Bochums Top Ten der höchsten Häuser: Platz 4
Terrassen-Hochhaus
Das Haus ist ein Blickfang. Selbst unter den Querenburger Hochbauten rund um die Uni sticht es heraus: wegen des gelben Anstrichs, seiner Form, der namensgebenden Balkone, und weil es die anderen Häuser noch einmal überragt. In den 114 Wohnungen auf 20 Etagen leben viele Studenten.
Die schätzen die unmittelbare Nähe zum Campus, die Supermärkte, Geschäfte, Imbisse und Kneipen in der kleinen Querenburger Fußgängerzone. Und, zumindest aus den oberen Etagen, einen phänomenalen Ausblick.
Höhe Fertigstellung Ort
65 Meter 1973 Hustadtring
Bochums Top Ten der höchsten Häuser: Platz 3
Bomin-Haus
Mit dem Bauherren können jüngere Bochumer nicht mehr viel anfangen. Bomin, die Bochumer Mineralöl-Gesellschaft, war einst DER Spezialist für Ölhandel mit der Sowjetunion. Die Firma erlebte ihre besten Jahre Mitte der 70er, als rund 1500 Menschen für Bomin arbeiteten. 1975 baute sich das Unternehmen ein repräsentatives, gläsernes Verwaltungsgebäude an der Königsallee.
1983 kam das Aus für das Unternehmen. An Bomin erinnert heute nicht mehr viel. Einige über die Bundesrepublik verstreute ehemalige Zweigfirmen tragen Bomin noch im Namen. Und das Verwaltungsgebäude ist nach wie vor eine Landmarke. Heute nutzt die Knappschaft Bahn-See das Haus. Bis 2015 wird es für 20 Mio. Euro saniert.
Höhe Fertigstellung Ort
70 Meter 1975 Königsallee
Bochums Top Ten der höchsten Häuser: Platz 2
Exzenter-Haus
Das modernste Haus der Stadt ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Regen Publikumsverkehr wird es nicht geben, genauso wenig wie ein Restaurant. Schade eigentlich. Das Exzenter-Haus ist mit seiner extrovertierten Architektur untypisch für Bochum. Drei ovale Körper platzierten die Macher versetzt übereinander, sodass jeder Abschnitt in eine andere Richtung weist. Das Ganze fußt auf einem ehemaligen Luftzschutzbunker.
Entworfen hat das Gerhard Spangenberg. "Die Form drängte sich über die Umgebung auf. Wir hatten hier ein kleines Grundstück, umtost vom Verkehr", sagt der Architekt über sein Werk. "Einfach in die Höhe zu bauen, das wäre doch langweilig. Jetzt drehen sich die Nocken nach drei Seiten, fassen den Blick auf die Universität, aufs benachbarte Grün und auf die Innenstadt ein."
Noch sind nicht alle Etagen vermietet. Beobachter fragen sich, ob der anvisierten Klientel - Werbeleuten oder Medienschaffenden - das Haus nicht zu teuer sein wird. Der Investor spricht von einem langfristigen Projekt: Das Exzenter-Haus werde mindestens ein halbes Jahrhundert überdauern.
Höhe Fertigstellung Ort
89 Meter 2013 Universitätsstraße
Bochums Top Ten der höchsten Häuser: Platz 1
Thyssen-Krupp Verzinkerei
Bochums höchstes Gebäude liegt ziemlich versteckt in einer "Stadt in der Stadt". Die Feuerverzinkungsanlage auf dem Höntroper Thyssen-Krupp-Gelände ist am Besten vom Ruhrschnellweg aus zu sehen - gerade dann, wenn der Stahlriese wieder mal ein 43 mal 29 Meter großes Megaposter an der Fassade aufhängt: Das Unternehmen nutzt sie gelegentlich zur Eigenwerbung.
Die Verzinkerei ist ein Vorbild in Sachen Bescheidenheit. Als die Anlage vor über 20 Jahren in Betrieb ging, galt sie als eine der modernsten und leistungsfähigsten ihrer Art weltweit. Auf architektonische Schmankerl legte der Konzern trotzdem keinen Wert. Dabei wirkt das Gebäude wie eine gigantische Treppe, die in Höntrop mühelos jeden Baum, jedes Haus und jeden Kirchturm überragt.
Wer nicht weiß, was eine Feuerverzinkerei ist: Dort bringen Arbeiter durch Eintauchen in geschmolzenes Zink eine widerstandsfähige Legierung auf Eisen oder Stahl auf.
Höhe Fertigstellung Ort
101 Meter 1992 Essener Straße