Bochum.. Vor dem Bochumer Gericht haben am Mittwoch drei Bochumer (19, 20 21) vier bewaffnete und maskierte Raubüberfälle auf Supermärkte im Ruhrgebiet eingeräumt.
Die drei Angeklagten sind erst 19, 20 und 21 Jahre jung und sehen teilweise noch bubenhaft aus. Doch die Überfälle, die ihnen die Staatsanwaltschaft seit Mittwoch vor dem Bochumer Bezirksjugendschöffengericht vorwirft, lesen sich wie die Verbrechen einer brutalen Gangsterbande. Mit Schusswaffen, Maskierungen, einem Messer, Reizgas und einer 40 Zentimeter langen Axt aus dem Baumarkt sollen sie insgesamt vier Märkte in Bochum, Mülheim, Sprockhövel und Oberhausen heimgesucht haben. Die Opfer litten teilweise traumatisch unter diesem Schockerlebnis. Einer musste seinen Job aufgeben, eine andere in psychologische Behandlung.
Alle drei Angeklagten kommen aus der Bochumer Hustadt. Seit 8. Juni sitzen sie in U-Haft. Vor Gericht geben sie alles weitgehend zu: dass sie eine handschriftliche Liste mit in Frage kommenden Märkten erstellt, die Läden observiert, die Mitarbeiter mit einer Pistole am Leib bedroht und den Tresor geplündert hatten. Mal erbeuteten sie laut Anklage rund 15.000 Euro, mal rund 25.000 Euro, mal 17.000 Euro. Beim letzten Mal, in einem Supermarkt am Birkhuhnweg in Bochum-Langendreer, scheiterten sie allerdings kläglich. Damals stießen sie auf zu viel Gegenwehr der insgesamt 15 Mitarbeiter, außerdem fehlte der Tresorschüssel. Als ihnen laut Anklage die Übersicht entglitt, flüchteten sie ohne Beute. Am selben Tag wurden alle drei geschnappt - und eingesperrt.
„Keine Bewegung, oder ich jag’ dir eine Kugel in den Kopf!“
Das Vorgehen, wie es die Anklage beschreibt, war im Grunde profihaft. Jeder hatte eine ganz bestimmte Rolle, und die Drohungen waren massiv. „Komm, schneller! Oder ich stech dich ab!“ - „Keine Bewegung, oder ich jag’ dir eine Kugel in den Kopf!“ sollen sie ihren Opfern zum Beispiel gesagt haben. Als ein Opfer einmal 14.700 Euro übergab, soll ein Angeklagter geschimpft haben: „Das kann doch nicht alles sein, willst du mich verarschen!?“ Die Anklage schildert Szenen, in denen einem Opfer eine Pistole an den Kopf gehalten wurde. Andere mussten sich auf den Boden legen. Ein Angeklagter sagte im Prozess, dass man die Mitarbeiter und Kunden wie ein Hund eine Schafsherde zusammen getrieben hätte.
Softair-Pistole sah wie eine scharfe Walther P99 aus
Die Schusswaffe war eine Softair-Pistole. Der 19-Jährige will sie im „Ruhrpark“-Einkaufszentrum gekauft und dann mit dem Aufkleber „Walther P99“ versehen haben - das ist eine scharfe Waffe. Der Unterschied ist für Laien kaum zu erkennen.
„Was haben Sie mit dem Geld gemacht?“ fragte Richterin Hadwig Noesselt. Der 21-Jährige antwortete: „Sinnlos ausgegeben.“ Der 20-jährige will seinen Beuteanteil für Kokain verprasst haben. „Ich habe jeden zweiten, dritten Tag 500 Euro dafür ausgegeben.“
Seine Gewalt spielte er im Prozess herunter: „Ich habe die Waffe nur an den Körper der Frau gehalten, um die Drohung aufrechtzuerhalten, nicht um ihr etwas zu tun.“ Und: „Ich habe die Leute immer gesiezt.“
Drei Überfälle binnen weniger Tage
Die Überfälle im einzelnen: 15. Dezember 2010, Supermarkt an der Zeppelinstraße, Mülheim; 20. Dezember 2010, Supermarkt, Mittelstraße, Sprockhövel-Hasslinghausen; 30. Dezember 2010, Supermarkt, Bebelstraße, Oberhausen; 8. Juni 2011, Supermarkt, Birkhuhnweg, Bochum.
In U-Haft sitzen drei weitere junge Bochumer. Auch sie sollen an der Serie beteiligt gewesen sein und teilweise sogar einen fünften Supermarkt überfallen haben.