Bochum. Drei Mitarbeiter des Botanischen Gartens der RUB sammeln Chilisorten aus der ganzen Welt. Sechs der zehn schärfsten wachsen in Bochum.

Die Menschen lieben Chili. Das ist nach gut 4000 Jahren der Kulturgeschichte der Paprikapflanze klar. Und das obwohl seine schärfsten Vertreter Herzrasen, Schweißausbrüche und tränende Augen verursachen. Im Botanischen Garten der Ruhr-Universität gibt es eine der größten Chili-Sammlungen Deutschlands. RUB-Gärtner Jan Rasche und die Azubi-Zwillinge Jan und Timo Riering betreuen sie und haben daraus auch publizistisch Gewinn gezogen. Die drei haben das Buch „Chili & Paprika - 120 Sortenempfehlungen aus aller Welt“ geschrieben.

190 Sorten Scharfmacher

Initiator war Rasche. Der Bochumer, der verantwortlicher Gärtner für das Kalthaus ist – dort gibt es vor allem Pflanzen aus Australien und Afrika, darunter auch die fotogenen Riesenseerosen – hat 2011 die Sammlung begonnen. Von Fernreisen auf die Südliche Erdhalbkugel brachte er Chilisamen und -pflanzen mit. Der Grundstock war schnell gelegt, im vergangenen Jahr konnten dann schon gut 190 Sorten Chili präsentiert werden. Hochgepäppelt in Pausen, nach Dienst, zwischendurch. Sechs der zehn schärfsten Sorten der Welt wuchsen im Querenburger Gewächshaus. Sogar die, bis Dezember 2013, schärfste der Welt: Trinidad Scorpion Moruga.

Schärfegrad „Zehn Plus“

In ihrem im Januar in einem Wittener Verlag erschienen Buch hat diese schwer teuflische Chili den Schärfegrad „10 +“. Das Buch präsentiert aber keineswegs nur die hochgezüchteten Superstars eines inzwischen fast schon globalen Chili-Hypes, der buchstäblich immer neue Blüten treibt. Es geht locker los mit „normalen“ Gemüsepaprikas (Schärfegrad null), die jedermann aus dem Supermarktregal in gelb, grün, rot, eventuell orange kennt, über Dutzende Sorten in allen Formen, Farben, Geschmacksrichtungen und Schärfegraden. „Das Schöne daran ist: sie sind leicht aufzuziehen“, sagt Rasch. „Jeder Hobbygärtner kann alle Sorten problemlos in der Küche oder im Garten anbauen.“ Im Buch geben die Autoren dazu Anleitung und ein paar Tipps.

Detailfülle nach Leidenszeit

Es beeindruckt die Detailfülle: alle 120 Sorten werden mit mehreren Fotos dokumentiert, alle selbst gemacht, genauso wie das Trio auch alle Früchte verkostet hat: „Das war schon mal mit sehr großem Leiden verbunden“, sagen sie und grinsen schief. Bei den ultrascharfen Varianten galt es mit viel Milch („Lange im Mund behalten, nicht zu schnell schlucken“, so Rasche) gegenzusteuern. Praktisch nutzbar sind einige Rezept-Tipps: „Mein Sambal-Olek-Rezept ist sicher das beste in Bochum“, sagt Rasche selbstbewusst.

Frisch gekeimt

Derzeit sind die neuen Pflanzen frisch gekeimt, den grünen Mini-Sprösslingen ist noch nicht anzusehen, was sie anzurichten in der Lage sind. Wenn sie groß sind, werden sie aber wieder ausgestellt, geerntet und gegessen. Denn: (fast) alle lieben Chili. Auch die schärfsten.

Lesen Sie auch