Bochum. Vorsicht bei Weihnachtseinkäufen im Netz. Betrüger machen immer mehr Jagd auf persönliche Daten. Rechtsanwalt Sören Machleb warnt: „Wer seine Online-Bankdaten weitergibt wie Passwort und Tan, trägt den Schaden selbst.“
Die Wege im Internet sind dunkel und verschlungen – ideale Bedingungen also für illegale Machenschaften.
Wer jetzt seine Weihnachtseinkäufe im Netz erledigt, sollte daran denken. Zwar sind die angezeigten Fälle von Computerkriminalität in Bochum leicht rückläufig. Doch ein Blick in die Statistik der Polizeibehörde Nordrhein-Westfalen ist alarmierend. Wurden 2009 genau 241 Fälle registriert, waren es 2010 schon 362 – ein Anstieg von über 50 Prozent.
Noch heftiger wird es beim konkreten Delikt des „Computerbetrugs“. Hier nämlich wurde ein Anstieg von sage und schreibe 313 Prozent ermittelt. Waren es im Jahr 2009 gerade mal 53 angezeigte Fälle, wurden 2010 bereits 219 Opfer eines Computerbetrugs. Von der Dunkelziffer ganz zu schweigen.
Die Polizeibehörde NRW führt den enormen Anstieg einerseits zurück auf das so genannte „Phishing“. Bei dieser Praktik versuchen die Kriminellen durch das nachgemachte Design von Websites oder Schreiben, insbesondere von Banken, an die Zugangsdaten von Konten zu kommen.
Vermehrter Computerbetrug
Fatal: Auch wer irrtümlicherweise denkt, er gebe seine Bankdaten nur der Bank, ziehe rechtlich meist den Kürzeren, warnt der Bochumer Rechtsanwalt Sören Machleb. „Wer seine Online-Bankdaten weitergibt wie Passwort und Tan, trägt den Schaden selbst. Die Banken sichern sich extra ab, indem sie darauf hinweisen, dass niemand von der Bank nach diesen Daten fragt“, sagt er.
Ein weiterer Grund für das vermehrte Auftreten von Computerbetrug sei das Herunterladen kostenpflichtiger Spiele unter Angabe falscher Daten, so die Polizeibehörde NRW. „Jeder sollte mit persönlichen Daten im Netz sehr sparsam umgehen. ,Facebook’ zum Beispiel ist für Betrüger eine wunderbare Möglichkeit, sich falsche Identitäten zu bauen“, sagt Machleb.
Beliebte Internetfallen
Auch das Bochumer Unternehmen für IT-Sicherheit, die G-Data Software AG, weist in einer aktuellen Mitteilung daraufhin, dass im Internet einige Fallen lauern. So versendeten Betrüger E-Mails mit Lockangeboten „die zu schön sind, um wahr zu sein, wie ganz günstige Rolex-Uhren“, sagt Kathrin Beckert, Pressereferentin im Unternehmen.
Gefährlich seien E-Mails mit unbekanntem Absender, mit Viren infizierte Anhänge oder Verlinkungen, z.B. in gefälschten Online-Weihnachtsgrüßen oder Nachrichten von vermeintlichen Versanddienstleistern, so Beckert.
Gelangen die Betrüger durch eingeschleuste Viren an Kreditkartendaten, sei es wichtig nachzuweisen, dass ein Virenschutzprogramm auf dem Computer installiert ist, sagt der Rechtsanwalt „Bei finanziellen Verlusten laufen solche Fälle meistens über Kulanz, weil Beweise oft schwer zu erbringen sind“, so Machleb. Des Weiteren sollten Nutzer auf verschlüsselte Verbindungen achten und Online-Shops auf Seriosität hin prüfen, also „wie sieht das Impressum aus, wer steckt dahinter“, so Machleb.