Bochum-Stiepel. Der 2,5 Tonnen schwere Koloss stand einst am Potsdamer Platz und findet jetzt eine neue Heimat: direkt neben dem Eingang der Wallfahrtskirche.

Was für’n Klotz! 2,5 Tonnen schwer und etwa 3,5 Meter hoch stand dieses Stück der Berliner Mauer einst am Potsdamer Platz für die Trennung zwischen Ost und West. Jetzt hat der stille Zeuge der Wiedervereinigung eine neue Heimat gefunden: Bei den Zisterziensern im Kloster Stiepel soll das Mauerstück künftig daran erinnern, welch kostbares Gut die Freiheit ist. Am 13. September wird es bei einem Festgottesdienst neben der Wallfahrtskirche aufgestellt.

Bereits kurz nach der Wende im Jahr 1989 hatten die Zisterzienser Interesse daran gezeigt, ein Stück der Mauer zu bekommen. „Der Kontakt entstand über Norbert Lammert, den heutigen Bundestagspräsidenten“, erzählt Prior Pirmin Holzschuh. Seither lagerte das historische Stück in Berlin: reserviert für die Stiepeler Mönche.

Neben der St.-Barbara-Statue soll das Stück Mauer seine Heimat finden.
Neben der St.-Barbara-Statue soll das Stück Mauer seine Heimat finden. © FUNKE Foto Services | FUNKE Foto Services

Pläne, das Segment bereits früher nach Bochum zu holen, hätten sich immer wieder zerschlagen. „Es war bei uns einmal geplant, eine eigene Kapelle für das Mauerteil zu bauen“, so der Prior. „Aber daraus wurde nichts.“ Als auf Berliner Seite der Platz knapp und ein Transport nach Stiepel immer dringender wurde (Motto: Die Mauer muss weg!), war Eile geboten. „Ein guter Freund von mir hat das Stück auf einen Hänger geladen und zu uns gebracht“, sagt Prior Pirmin.

Mönche holten sich Hilfe von Bauarbeiten auf der Kosterstraße

Um den Koloss von dem Hänger wieder herunter zu bekommen, holten sich die Mönche findig Hilfe von den Bauarbeitern nebenan, die gerade an der Kosterstraße werkeln: „Von denen kam kurz einer mit dem Bagger ’rüber und hob das Teil runter, da war das kein Problem“, so der Prior. Als Lohn gab es für die Bauarbeiter ein paar Flaschen Kloster-Schnaps. Seither lagert das gewichtige Stück deutscher Geschichte im Klostergarten.

Reste der Berliner Mauer finden sich überall auf der Welt: ob in Las Vegas, Ibiza oder auf Hawaii. „In dem portugiesischen Wallfahrtsort Fátima befindet sich ein Segment hinter Glas, das von Papst Johannes Paul II. gesegnet wurde“, erzählt Prior Pirmin.

Auch der Bochumer Zeitzeuge soll so gut wie möglich geschützt sein. Wenn es im September seinen Platz nahe der St.-Barbara-Statue direkt neben dem Eingang findet, soll die Mauer mit einer Schutzfolie vor weiteren Graffitis versehen werden. „Unsere Sorge ist natürlich, dass jemand mit Hammer und Meißel ein Stück abschlagen könnte“, so der Prior. Um das zu verhindern, werden Bewegungsmelder und wohl auch eine Sicherheitskamera installiert.

Als Symbol der Teilung galt die Mauer 28 Jahre lang als unüberwindbar. „In der Bibel heißt es: ‘Mit meinem Gott überspringe ich Mauern’“, so der Prior. „Wir sind dankbar für das neue Denkmal an unserem Wallfahrtsort.“