Wer Weihnachten allein ist, der spürt die Einsamkeit besonders. Viele suchen in dieser Situation Hilfe. Seit 1979 gibt es dafür eine Anlaufstelle: die Telefonseelsorge, Rufnummer 0800 - 111 0 111.

„Im Advent riefen Leute an und erzählten uns, wie sie sich aufs Fest freuen”, so Mitarbeiterin Birgit Harnisch.

70 Ehrenamtliche

Die Pfarrerin ist hauptamtlich seit zehn Jahren bei der Telefonseelsorge beschäftigt. Ihr zur Seite stehen rund 70 ehrenamtliche Mitarbeiter und eine weitere feste Kraft. Der evangelische Pfarrer Werner Posner (57) ist seit anderthalb Jahren dort beschäftigt: Es sei auffällig, sagt er, dass die Menschen zu Weihnachten vermehrt Beziehungskonflikte hätten. „Von den 40 Anrufern am Tag fragen sich viele, wie es mit der Familie klappt und ob sie es allen Recht machen können?”

Vermehrt nach den Feiertagen

Doch die Vielzahl der Anrufe „kommen vermehrt nach den Feiertagen", weiß Pfarrerin Harnisch (44) aus Erfahrung. Zu Weihnachten sei es eher ruhiger in dem kleinen Dienstbüro. Es ist Tag und Nacht besetzt. Gerade kommt Wolfgang (67, Name geändert) von der vierstündigen Schicht. Er hat eine angenehme, ruhige Stimme. „Das letzte Gespräch ist mir sehr schwer gefallen", sagt er. Eine berufstätige Frau, in einer Beziehung lebend, mit erwachsenen Kindern, hatte angerufen. „Der Frau fiel es schwer zu sprechen, sie leidet wohl an einer Depression und hat Angst vor den Feiertagen", erzählt der Pensionär.

Psychische Erkrankungen

Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Beziehungsproblemen seien die häufigsten Anrufer. Ein vermehrtes Thema, erlebt Wolfgang, sei die Selbstverletzung von jungen Frauen. „Es rufen Freundinnen an und sind in Sorge, weil die Mädchen sich ritzen”, erklärt der Mitarbeiter.

Anlaufpunkte

Die Telefonseelsorge nennt dann Beratungsstellen, die fachlich weiter helfen, etwa Sozialdienste oder Anlaufpunkte wie das Sozialkaufhaus. „Die Armut”, so Pfarrerin Harnisch, spiele bei den Anrufern eine immer größere Rolle. „Manche können Sozialkontakte einfach aus Geldmangel nicht mehr pflegen.”