Bochum.. Mehrere Industrie-Unternehmen im mittleren Ruhrgebiet kämpfen um ihre Existenz. Nicht nur in der Autobranche drohen weitere Stellenstreichungen. Arbeitnehmervertreter fürchten einen Kollaps des Arbeitsmarkts, wenn Tausende entlassene Arbeiter um wenige Jobs konkurrieren.
Die Arbeitnehmervertreter führender Industrieunternehmen sorgen sich um die Zukunft Tausender Arbeiter. „Ich sehe bei meinen Ex-Kollegen, wie schwer sie es haben, einen neuen Job zu finden“, sagte Dirk Stüter, Betriebsratsvorsitzender des Turbinenschaufel-Herstellers Doncasters, im Rahmen einer von der IG Metall organisierten Konferenz im Jahrhunderthaus. Doncasters habe binnen zwei Jahren 200 Stellen abgebaut.
Die Situation wird sich nach Ansicht von Gewerkschaftern weiter verschärfen, weil in absehbarer Zeit Tausende Beschäftigte von Opel, Thyssen-Krupp, Schwing und anderer Krisen-Unternehmen auf den Arbeitsmarkt drängen. Auch beim Autozulieferer Johnson Controls herrschen Existenznöte – 2017 verliert das Weitmarer Unternehmen einen wichtigen Auftrag für die Produktion von Sitzen für den Ford Fiesta. Gibt es keine neuen Aufträge, muss das Werk mit derzeit noch 600 Beschäftigten möglicherweise schließen.
"Wir haben schon viele von Opel übernommen"
„Gerade bei Opel und Johnson Controls sind viele Montagearbeiter angestellt, einige haben keine Ausbildung“, so Volker Strehl, 2. Bevollmächtigter der IG Metall. Die Aufnahmekapazität anderer Industrieunternehmen ist begrenzt. „Wir haben schon viele von Opel übernommen“, sagte Eickhoff-Betriebsrat Sven Certa. Es stelle sich die Frage, wie viele ehemalige Beschäftigte anderer Firmen Eickhoff noch aufnehmen könne – zumal das Standbein Bergbautechnik schwächele.
Die IG Metall spricht zwar nicht von einer Industriekrise. Wohl aber von einem „schweren Pfund“. Die Gewerkschaft will die in diesem Jahr neu gewählten Betriebsräte schulen. Strehl: „Die Arbeit der Kollegen ist komplizierter als noch vor 15 Jahren. Früher reichte es mehr oder weniger, das Betriebsverfassungsgesetz zu kennen. Heute geht es um internationale Finanzinvestoren.“