Bochum.

Die Nachricht vom drohenden Opel-Aus in Bochum war erst wenige Stunden alt. Da organisierten Schülerinnen und Schüler der Erich-Kästner-Gesamtschule im Dezember letzten Jahres eine Solidaritätsaktion ohne Beispiel. Binnen kurzer Zeit sammelten sie unter Mitschülern, Lehrern und Eltern rund 1300 Unterschriften. „Wir haben am 14. Dezember die vollgeschriebenen drei je zehn Meter langen Tapetenrollen mit einer Gruppe zum Opel-Werk gebracht“, erzählt die 17-jährige Sahra Fischer, stellvertretende Schülersprecherin. Mit einem Gegenbesuch bedankten sich jetzt Opel-Mitarbeiter, darunter auch der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Murat Yaman.

Vor 300 Schülerinnen und Schülern berichteten sie über die Lage im Werk. Mucksmäuschenstill war es in der großen Aula, als eine alleinerziehende Mutter, die seit vielen Jahren im Werk arbeitet, erzählte, mit welchen Methoden versucht worden sei, sie zur Kündigung oder zum „freiwilligen“ Wechsel nach Rüsselsheim zu bewegen.

Schule stark mit Opel verbunden

Schülersprecher Mohamed Eter (17) erzählte, warum es damals diese spontane Solidaritätsaktion gegeben habe: „Gerade für unsere Schule hat Opel doch viel getan. Praktikums- oder Ausbildungsplätze werden bis heute von der Firma angeboten.“ Die 18-jährige Waid Aljadoun findet es wichtig, etwas zu tun: „Ja, auch meine Familie wäre von einer Schließung des Werks betroffen.“

In seiner kurzen Einführung erinnerte Schulleiter Walter Bald an diese langjährige Verbindung der Kästner-Schule mit dem Opel Werk. „Keine andere Firma in dieser Stadt ist uns so nahe wie die Autofabrik.“ Andere Lehrerkollegen berichteten, dass sich heute noch viele ehemalige Schüler als Mitarbeiter im Opel-Werk befinden.

Zukunft der Mitarbeiter noch ungewiss

Karl-Heinz Wittmann, der seit vielen Jahren in der Komponentenfertigung im Werk I arbeitet, erzählte den Schülern vom Druck, denen die Beschäftigten ausgesetzt sind, von den Ängsten um den Arbeitsplatz und den gemeinsamen Aktionen, mit denen die Belegschaft nun versucht, zu reagieren: „Wir stehen erst am Anfang des Kampfes“, sagte er.

Die Schüler wollten wissen, ob denn bei einer Schließung alle rund 5000 Mitarbeiter auf einen Schlag arbeitslos würden. Dies sei noch offen, erläuterte Murat Yaman. „Jetzt gehe es darum, so viele Industriearbeitsplätze wie möglich in Bochum zu erhalten.“ Er lud die Schule ein, sich aktiv zu beteiligen am großen Opel-Solidaritätsfest, am Sonntag, 3. März, in der Bochumer Innenstadt.