Bochum.. In der Ausstellung „Sammeln, Sammeln, Sammeln“ ist eine Vitrine dem Tischtennisspieler „Bernie“ Vossebein gewidmet. Jetzt schaute er im Museum vorbei.
Kennen Sie Whiff-Waff? Na klar. Es ist wie Ping-Pong ein anderes Wort für Tischtennis. Lernen können Neugierige so etwas derzeit bei der Ausstellung „Sammeln, Sammeln, Sammeln“ im Bochumer Kunstmuseum. In dieser Woche schaute dort jemand vorbei, dem persönlich eine Vitrine gewidmet ist: Bernhard „Bernie“ Vossebein – der „Löwe von Bochum“.
Dieser Kampfname ist aber nicht, wie man vermuten könnte, einer besonders üppigen Haarpracht geschuldet, sondern einem unbändigen Ehrgeiz. Als er Ende der 1940er Jahre beim Deutschland-Pokal der Länder im Spiel gegen Hessen alles gewann, hatte er seinen Ruf weg. Sportreporter Heinz Eil, der Kurt Brumme des Hessischen Rundfunks, verglich Vossebeins Siegeswillen mit dem des Raubtieres. Vossebein ist einer der erfolgreichsten deutschen Tischtennisspieler.
Sieben Mal Deutscher Meister im Mixed und Doppel
Sieben Mal war er Deutscher Meister im Mixed und im Doppel, er nahm an vier Weltmeisterschaften teil. Als Schüler- und Jugendtrainer gab er zahlreichen Spitzenspielern entscheidende Impulse – unter anderem dem fünffachen Deutschen Meister Wilfried Lieck, dem mehrmaligen Europameister Christian Süß und der deutschen Rekordnationalspielerin Nicole Struse.
„Tischtennis ist mein Leben“, sagt der 91-Jährige. „Früher war ich der jüngste, heute bin ich wohl einer der ältesten.“
In einer Hofeinfahrt entdeckt
Nein, an der Platte steht der Löwe nicht mehr. Aber er besucht nach wie vor Bundesligaspiele und wichtige Turniere und fühlt sich dem Sport hautnah verbunden. Mit „früher“ meint der gelernte Friseurmeister das Jahr 1936. Da entdeckte ihn das Mitglied eines Bochumer Vereins beim Tischtennisspiel in einer Hofeinfahrt und lud ihn zum Training ein – in die Kneipe Wiegand an der Rottstraße. „Das hat meinen Eltern gar nicht gefallen, denn da wurde geraucht und gesoffen. Turnhallen gab es aber nicht“, so Vossebein. „Ich hätte nie gedacht, einmal an Deutschen Meisterschaften teilzunehmen. Ich war anfangs der schlechteste im Verein, aber ich habe sie mir alle gekauft.“
Günther Angenendt (70) weiß, was er an dem rüstigen Senior hat. Der Wattenscheider sammelt alles, was mit Tischtennis und der deutschen Tischtennisgeschichte zu tun hat, insbesondere Zeitzeugen spielen da natürlich eine wichtige Rolle.
Kleiner Ausschnitt aus großer Sammlung
Im Museum ist nur ein kleiner Ausschnitt aus Angenendts Sammlung zu sehen – inklusive der Vitrine, die ganz den sportlichen Erfolgen von Vossebein gewidmet ist. „Das lag auf der Hand, da Bernie zweifellos der bekannteste Bochumer Spieler ist“, sagt Angenendt. Ende Mai wird sein „Mobiles Tischtennis-Museum“ (www.-tischtennis-museum.com) bei den Weltmeisterschaften in Düsseldorf zu sehen sein.
Vossebein, der jahrelang Jugendtrainer war und parallel das elterliche Friseurgeschäft an der Universitätsstraße fortführte, bedauert, dass seine Sportart in der Öffentlichkeit und in der Politik keinen besonders hohen Stellenwert genießt. Auch das in den vergangenen Jahren immer wieder geänderte Regelwerk habe nichts gebracht. „Die Mannschaftsspiele dauern heute vier Stunden, das ist nicht attraktiv“, sagt Vossebein und fordert mehr Unterstützung durch die Politik – insbesondere für die wichtige Jugendarbeit der Vereine. „Das darf nicht nur bei großen Erfolgen der Fall sein.“
Einmal Löwe, immer Löwe
Vossebein erinnert sich an eine Deutsche Meisterschaft im Doppel mit dem Bochumer Karl-Heinz Harmansa 1951: „Damals hat der Sportausschuss Bochum im Ratskeller und später in der Karnickelbar gegessen und getrunken und unsere Goldmedaillen gefeiert. Karl-Heinz und ich haben einen Gutschein über 15 Mark bekommen. Dafür konnten wir uns nicht einmal einen Schuh kaufen.“
Einmal Löwe, immer Löwe.