Bochum..
Was das Schwarzwaldstädtchen Dunningen mit Bochum verbindet und das Feuilleton einer großen Zeitung zu einer bissigen Polemik hinriss, der Erfinder des Stahlformgusses Jacob Mayer (geb. 1813 in Dunningen, gest. 1875 in Bochum) nämlich, sorgte für ein Skandälchen, ein nachhaltiges sogar.
Es drohten Verwicklungen, die Stoff satt für eine herrliche Posse abgeben. Vielleicht gerade, weil jetzt die Narren am Ruder sind und die Causa einem versöhnlichen Ende zustrebt: Es geht um Pflege und Zustand der Mayerschen Familien-Grabstätte im Kortumpark zu Bochum.
Denn, wenn ein weltweit agierender Essener Industriekonzern zum Handeln (ThyssenKrupp) sanft aber nachdrücklich gedrängt wird, zuvor aber der Bürgermeister einer Kleinstadt (Dunningen) der rund 60 Mal größeren Brudergemeinde (Bochum) unter die Arme greifen möchte, reibt sich derjenige, der (und das wissen nur wenige) die ganze Sache ins Rollen brachte, heute die Augen.
Der Pensionär Willi Hartmann (72), der regelmäßig spazieren geht im Kortumpark und dem im April 2009 der ungepflegte Zustand des Grabes auffiel, hatte sich an die WAZ gewandt, die wenige Tage später erstmals den Fall öffentlich machte. „Und tatsächlich, wenige Jahre nach der Veröffentlichung, hatte die Stadt offenbar ein wenig wildes Grün zurück geschnitten.“
Kurze Pflegemaßnahme
Doch nicht lange währte diese kurze Pflegemaßnahme. Gut zwei Jahre später nahm sich das Feuilleton besagter Zeitung des Themas an „Was Krupp in Essen, wird hier vergessen“, titelte. Die Kritik richtete sich gegen Stadt und ThyssenKrupp gleichermaßen. Mangelndes Geschichtsbewusstsein, wenig Fingerspitzengefühl gegenüber einem innovativen großen Sohn und seinem Lebenswerk.
Die Reaktion auf diese Schelte ließ nicht lange auf sich warten. Gerhard Winkler, Bürgermeister der 6000-Seelen-Gemeinde Dunningen erfuhr von der „Grabschändung“ des großen Sohns seiner Stadt , er griff zur Feder und schrieb seine Amtskollegin Ottilie Scholz in Bochum an.
„Sollte sich die Stadt Bochum nicht ein der Lage sehen, das Grabmal zu reinigen und künftig zu pflegen, ist die Gemeinde Dunningen und unser Heimat- und Kulturverein gerne bereit, sich finanziell zu engagieren.“ (zit. Schwarzwälder Bote, 24.11.2011). Ein zweites Mal musste sich Winkler bemühen. Der Mann ist erfahren, sitzt bereits in vierter Amtsperiode im Rathaus und weiß, dass sich schwäbische Beharrlichkeit auszahlt. Oberbürgermeisterin Scholz wurmte der „Grabmalstreit“, da sich nun die örtliche Kortumgesellschaft lautstark zu Wort meldete.
Immer skurriler anmutende Angelegenheit
Im Rathaus kümmerte sich fortan das Umwelt- und Grünflächenamt um die immer skurriler anmutende Angelegenheit. Die Kortumgesellschaft bot ihr gerade promoviertes Mitglied Marco Rudzinski auf, der über den Bochumer Verein forscht: „Es gibt im kruppschen Hügel-Archiv eine Akte, aus der geht klar hervor, dass sich einst der Bochumer Verein um die Pflege des Grabes gekümmert hat.“ Offenbar übernahm Krupp bei der Übernahme des Gussstahlwerkes ohne Wissen diese nirgendwo schriftlich festgehaltene Ehrenaufgabe. So sieht es jedenfalls Erwin Schneider, Sprecher von Thyssen-Krupp-Stahl: „Die Kuh ist vom Eis. Wir werden die Pflege des Jacob-Mayer-Grabes übernehmen“.
Willi Hartmann wundert sich, denn von den Verwicklungen zwischen Württemberg und Ruhrgebiet, der Stadt und dem Stahlkonzern, ahnte er rein gar nichts: „Ich bleibe dabei, die Stadt hätte die Pflege übernehmen müssen. Allein, wenn man bedenkt, wie viel Steuern Bochum in der Vergangenheit vom Bochumer Verein kassiert hat, der ja schließlich ohne Jacob Mayer nie gegründet worden wäre.“ Er machte sich sofort am Rosenmontag auf zum Mayerschen Grab: „Es ist wieder total zugewachsen.“
Die drei- bis viermalige Grünpflege rund ums Grab Mayers kostet nicht mehr als ein paar Hundert Euro.