Wiemelhausen.. Erster WAZ-Treff im Kirchviertel findet großen Anklang. Eins ist klar: Die Wiemelhausener lieben ihren Stadtteil sehr. Doch es gibt auch kritische Töne


Ein voller Erfolg! Anders lässt sich die Premiere des ersten WAZ-Lesercafés im Bochumer Süden nicht beschreiben. Für zwei Stunden haben wir Sie, liebe Leser, am Dienstagnachmittag in die Bäckerei Löscher ins Kirchviertel eingeladen – und so viele folgen dieser Einladung, dass kaum ein Stuhl im hinteren Teil des Cafés frei bleibt. Dicht gedrängt und äußerst engagiert berichten unsere Leser von „ihrem“ Wiemelhausen: was sie ärgert, freut, stört. Und warum sie ihren Stadtteil standhaft lieben.

„Ich hab im Laufe der Jahre schon viele Leute aus Wiemelhausen wegziehen sehen“, sagt Reinhard Lerche und fügt schmunzelnd an: „Aber eigentlich sind sie alle zurück gekommen.“ Das sieht auch Ellen Wüstefeld so, die Lutz Gollnick (ehemaliger Bezirksbürgermeister Bo-Süd) liebevoll als „Wiemelhauser Urgestein“ bezeichnet: „Mir gefallen die Menschen hier“, meint Ellen Wüstefeld. „Man geht freundlich miteinander um.“ Doch diese Herzlichkeit im Kirchviertel, beobachtet Waltraud Schrage, habe in den letzten Jahren etwas nachgelassen: „Früher war alles familiärer hier, da hat man sich mit jedem gleich geduzt“, sagt sie. „Das ist heute bei den jungen Leuten anders geworden.“

Doch wie überall gibt es auch in Wiemelhausen („dem Dörfchen mit guter Verkehrsanbindung“, so Lisa Eysel-Dörrscheidt) eine Reihe von Problemen. Eines der drängendsten: die Leerstände, vor denen Wiemelhausen nicht verschont bleibt. „Versuchen Sie mal, hier einen Nagel zu kaufen“, schlägt Waltraud Schrage vor und erntet dafür viele Lacher.. „Es gibt keine Haushaltswaren mehr“, bedauert Winfried Lanfers, ein Mitglied unseres WAZ-Leserbeirats. „Wenn jeder seine Kaffeekanne im Internet kauft, dann ist das auch kein Wunder“, sagt Friedhelm Hilgenstöhler. Auf einen florierenden Einzelhandel müsse man in einem Stadtteil wie Wiemelhausen acht geben, „sonst ist ein Ende unseres Geschäftszentrums irgendwann nicht mehr abzuwenden“, malt Lutz Gollnick eine düstere Prognose. „Da macht man sich Sorgen.“

Ruf nach der „Brötchentaste“

Das sehen auch Gundula von Scheven und Sabine Wirth so, die als Vertreter der Werbegemeinschaft alles daran setzen, die Geschäftswelt zu erhalten.

Ein weiteres Problem: die Parkplätze. Anders als in Stiepel, wo man als Kurzparker per „Brötchentaste“ 15 Minuten umsonst parken dürfe, müsse man in Wiemelhausen für jeden Platz zahlen. „Warum ist das so?“ fragt Gundula von Scheven. Gerd Sauer, CDU-Fraktionsvorsitzender der Bezirksvertretung Süd, verspricht, diesen Punkt schnell wieder auf die politische Agenda zu setzen.

Dass der USB in Wiemelhausen mit dem Laubfegen nicht mehr nachkäme, merkt Doris Theis kritisch an. „Das holt keiner mehr ab.“ Auch der Spielplatz nahe der Bruchstraße sei in einem erbärmlichen Zustand. Heinz Köller wünscht sich, dass die Kreuzung Markstraße / Königsallee in einen Kreisverkehr umgewandelt wird.

Das Lesercafé wird künftig in verschiedenen Stadtteilen geöffnet sein. Den genauen Ort, das Datum und die Uhrzeit geben wir rechtzeitig bekannt.