Bochum. Um Pünktlichkeit streitet ein Bogestra-Kunde aus Bochum mit dem Nahverkehrsunternehmen. Für ihn zählt morgens auf dem Weg zur Arbeit jede Sekunde.

Morgens zählt für Thorsten Brakelmann jede Sekunde. Sein Zug nach Essen fährt um 5.25 Uhr vom Hauptbahnhof ab. Bis dahin muss der Bochumer es mit dem ersten Bus aus Stiepel bis in die Innenstadt geschafft haben. Planmäßig hält der Bus um 5.21 Uhr am Hauptbahnhof. Das geht manchmal gut. Zu oft aber habe die Bogestra seinen Zeitplan schon torpediert, beklagt sich Brakelmann.


Bis vor kurzem fuhr sein Bus der Linie 350, die ehemalige CE31, um 5.08 Uhr von der Haarstraße in Richtung Bochum Hauptbahnhof! Dort steigt der Bochumer ein. Seit der Umstellung auf das Netz 2020 am 15. Dezember 2019 sei der 350er in seiner Wahrnehmung aber zu 95 Prozent schon zu spät an der Haarstraße angekommen. „Die Verspätungen beliefen sich zwischen drei und zehn Minuten, so dass ich meinen Zug nach Essen verpasste oder am Hauptbahnhof einen Sprint hinlegen musste, um ihn noch zu bekommen.“

Hohes Verkehrsaufkommen morgens um fünf

Das allein sei schon ärgerlich. Es sei aber auch schon mehrmals vorgekommen, dass der Busfahrer an der Haarstraße erst einmal ausgestiegen sei und das Toilettenhäuschen aufgesucht habe oder aber extrem langsam in Richtung Hauptbahnhof weitergefahren sei. Beschwerden bei der Bogestra liefen ins Leere. Dass in einer Antwort des Nahverkehrsunternehmens gar die Rede von erhöhtem Verkehrsaufkommen war, die zur Verspätung geführt habe, brachte den Kunden geradezu auf die Palme. „Wo bitteschön ist um 5 Uhr morgens hohes Verkehrs-und Fahrgastaufkommen? Im Bus sind um diese Zeit nie mehr als fünf Fahrgäste.“


Mit der Korrektur des Fahrplans am 20. April könnten die Dinge einfacher werden. Der 350er hält planmäßig nun um 5.06 Uhr statt um 5.08 Uhr an der Haarstraße. Besser wurde es aus Sicht von Thorsten Brakelmann deshalb aber nicht. „Der Bus hatte eine Verspätung von bis zu vier Minuten.“ An einem Tag sei er am Südring zwei Minuten lang stehen geblieben, obwohl kein Fahrgast ein- oder ausgestiegen war. Der Mann fühlt sich veräppelt und sagt: „Wenn die Bogestra die Fahrt um diese Uhrzeit nicht ernst nimmt, dann sollte sie diese Fahrt nicht anbieten.“

Bogestra weist Kritik zurück

Ein Vorwurf, den das Unternehmen nicht auf sich sitzen lassen will. Es verweist darauf, dass die in der elektronischen Fahrplanauskunft eingetragene und damit empfohlene Verbindung von der Haarstraße ab 5.06 Uhr den Anschlusszug RB40 Richtung Essen ab Bochum Hauptbahnhof um 5.43 Uhr vorsehe. „Eine andere Verbindung mit einem Anschluss an den 350er um diese Zeit ist nicht empfohlen und nicht gesichert“, heißt es.

Und anders als dies Bogestra-Kunde Brakelmann schildere, sei der 350er seit dem 15. Dezember nicht in 95 Prozent der Fälle zu spät, sondern vielmehr pünktlich am Hauptbahnhof angekommen. Die Gründe für mögliche Verspätungen seien vielfältig: Ein erhöhtes Fahrgast- und Verkehrsaufkommen im Berufsverkehr, Ampelschaltungen, Unfälle, Staus, Witterung sowie technische Störungen können einen direkten Einfluss auf die Pünktlichkeit haben. „Wir als Verkehrsunternehmen können das kaum beeinflussen“, heißt es. Im Verspätungsfall gebe es Erstattungsmöglichkeiten.

Antworten, mit denen sich Thorsten Brakelmann schwerlich zufrieden geben mag. „Für mich nicht nachvollziehbar“, sagt er und hofft darauf, in Zukunft häufiger als bislang den Zug um 5.25 Uhr nach Essen zu erreichen.

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