Bochum. Lust und Frust kurz vor Toresschluss: Während der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt als Erfolg gefeiert wird, ziehen Markt-Händler im Ruhrpark eine enttäuschende Bilanz.
„Uns wurde ein ,Top-Weihnachtsmarkt in Deutschlands größtem Shopping-Center’ versprochen. Gehalten wurde so gut wie nichts.“ Karl-Heinz Heim fühlt sich „übers Ohr gehauen“. Seit fünf Wochen betreibt er im Ruhr-Park eine Weihnachtshütte mit Deko-Artikeln. Doch die Geschäfte laufen schlecht.
„Bis auf den verkaufsoffenen Sonntag und einige wenige Sonderaktionen, z. B. den Coca-Cola-Weihnachtstruck, tut sich hier nichts. Keine Musik, kein Weihnachtsmann, spärliche Beleuchtung. Weihnachtliche Stimmung kommt bei den wenigen Ständen nicht auf. Die Leute laufen an den Hütten vorbei — und das bei 3000 Euro Standgebühr für meine drei Meter.“ Gewinn? Laut Heim „an diesem Standort ausgeschlossen. Ich bring’ jeden Tag 50 Euro mit. Fast allen Kollegen geht’s ebenso“.
Jochen Czub hat dafür zwei Erklärungen: Das Sortiment und/oder der Preis können nicht stimmen. „Der Ruhrpark mit seinen täglich 50 000 bis 70 000 Kunden bietet ideale Voraussetzungen“, entgegnet der Center-Manager. Ein erstmals beauftragter professioneller Veranstalter („Pro Event“) habe den Weihnachtsmarkt auf 30 Anbieter erweitert und attraktiver gemacht.
Für Werbung und Rahmenprogramm seien 120 000 Euro ausgegeben worden; die Standgebühren lägen deutlich unter den Preisen in der City. Wer bei diesen Bedingungen auf seinen Waren sitzenbleibt, müsse sein Angebot, nicht aber den Standort hinterfragen. Czub: „Die Markthändler haben die Option, ihre Stände bis zum 7. Januar aufgebaut zu lassen. Über die Hälfte macht weiter. So schlecht kann’s also kaum laufen.“
Die Leute zog es in die Innenstadt
Gut gelaufen ist derweil der Festmarkt in der Innenstadt. „Die Händler zeigen sich branchenübergreifend zufrieden. Vor allem an den Abenden ist der Markt hervorragend besucht. Allein die Glühweinverkäufer hätten sich für ihre Heißgetränke etwas winterlichere Temperaturen gewünscht“, berichtet der kommissarische Geschäftsführer von BO-Marketing, Andreas Kuchajda, und hebt zwei Besonderheiten hervor: „Der Mittelaltermarkt an der Pauluskirche ist nach der mehrjährigen Baupause wieder prächtig angenommen worden. Und: Mittlerweile haben auch die Studenten den Weihnachtsmarkt für sich entdeckt. Die Marktstände sind zu einem beliebten Treffpunkt geworden. Wir haben damit eine neue Zielgruppe erreicht.“
Anlaufpunkt auch für „Studis“ sind zwei Stände, die beim Dekorations-Wettbewerb von BO-Marketing zu den Siegern gehören. Eine Jury mit Vertretern von Politik, Kirche, Stadt und Handel zeichnete Manfred Salzmann für seine bergmännische Glühwein-Pyramide auf dem Dr. Ruer-Platz (Kategorie „Neubau und Konzeption“) und Jörg Berg von der Pizzeria auf dem Boulevard (Kategorie „Menschlichkeit“) aus. Als weiteres Bochumer Weihnachtsmarkt-Highlight wurde der Verkaufsstand „Väterchen Frost“ von Dr. Sven Müller mit Mundgeblasenem und handbemalten Teelichtern prämiert.