Recklinghausen..

Der nächste Winter kann kommen. Mit einer Notfallreserve von 3200 Tonnen Streusalz bester Güte haben sich die Städte Recklinghausen, Bochum und Herne gemeinsam für den möglicherweise dritten strengen Winter in Folge gewappnet.

Sie reagieren damit auf die Lieferengpässe, unter denen die Kommunen in den vergangenen beiden Wintern zu leiden hatten. In einer fast 50 Meter langen, an den Seiten mit einer zusätzlichen Wand aus großen Betonsteinen gegen Rutschbewegungen gesicherten Lagerhalle der Firma Heitkamp an der Cranger Straße in Hochlarmark liegt die Notreserve im Wert von mehr als 200 000 Euro. „Wir hoffen sie in den nächsten Jahren nicht angreifen zu müssen“, sagt Bernd Westemeyer, der Vorstand von Entsorgung Herne.

Sollte dies aber doch nötig und die lokalen Lager leer sein, ist schnelle Abhilfe möglich. In diesem Fall würde die mit der Logistik beauftragte Firma Müntefering-Gockeln das Salz aus Hochlarmark zu den Lagerstätten der jeweiligen Stadt transportieren, die ihren Engpass gedeckt haben muss. 1200 der 3200 Tonnen gehören Recklinghausen, das weitere Kapazitäten im alten Salzlager am Bruchweg (600 t) und in zwei Silos an der Herner Straße (400t) besitzt, die während des Sommers aufgefüllt wurden. Herne kann über 1500 t verfügen. Bochum, das im vergangenen Winter Recklinghausen kurzfristig half und vorübergehend einige Tonnen Salz zur Verfügung stellte, hat 500 t einlagern lassen.

„Wir können jetzt schon auf 4000 t unserer eigenen Bestände zurückgreifen“, sagt Kerstin Abraham, die Geschäftsführerin des Umweltservices Bochum (USB). Zwischen 4000 und 5000 t benötigte die Universitätsstadt im vergangenen Winter für den Streudienst. 200 Mitarbeiter kümmern sich im Winterdienst um 1250 km Straßen im Stadtgebiet, gestreut werden 400 km der Streustufe 1 und weitere 300 der Stufe 2.

In Herne haben 280 von 400 Straßenkilometern Streupriorität. In Recklinghausen gibt es 430 Straßenkilometer im Stadtgebiet, 150 gehören dabei zur Stufe 1; Haupt- und Zufahrtstraßen, die unbedingt freigehalten werden müssen. Dies geschieht mit einem Personalaufwand von etwa 100 Leuten. Viel verspricht sich Recklinghausen von einer engeren Zusammenarbeit mit Straßen.NRW; dies betrifft vor allem den Salznachschub.

Von einer fruchtbaren Zusammenarbeit der drei Städte sprach Uwe Schilling, Betriebsleiter des Kommunalen Service Betriebs Recklinghausen (KSR), bei der Vorstellung des Salzlagers. Es habe auch Gespräche mit weiteren Kommunen gegeben, die sich dann aber nicht beteiligen mochten. „Alle drei Städte haben sich sehr engagiert. Normalerweise dauert es länger, so etwas auf die Beine zu stellen“, lobt Rainer Sturath, beim Bochumer Umweltservice (USB) für den Winterdienst zuständig.

Zustande kam die kommunale Kooperation auf Betreiben Bochums. „Wir hatten ja im vergangenen Winter alle die gleichen Probleme. Und so kam schnell die Idee auf, ein gemeinsames Lager aufzubauen“, so KSR-Betriebsleiter Schilling. Die gute Zusammenarbeit kommt nicht von ungefähr. „Wir haben schon gemeinsame Erfahrungen in der Entsorgungskooperation Ekocity“, so Hernes Bernd Westemeyer. Nicht in Frage gekommen sei das Angebot aus Zulieferkreisen, sich an einer virtuellen Reserve zu beteiligen. „Wir wollten etwas Fassbares haben“, sagt Bochums Rainer Sturath. Und das ist der 50 Meter lange, etwa 15 Meter Breite und gut drei Meter hohe Salzberg.


Salz für 36 Volleinsatztage

Zunächst für drei Jahre hat das Städte-Trio die Salzlagerhalle gemietet; mit der Option auf eine Verlängerung um je ein Jahr. „Uns kommt diese Regelung gelegen, weil wir noch überlegen, ob wir auf dem KSR-Betriebshof eine eigene Salzhalle errichten wollen“, sagt KSR-Betriebsleiter Uwe Schilling.
 Einig werden musste sich das Trio unter anderem über die Qualität des gemeinsam gelagerten Salzes. Entschieden hat es sich für die Topqualität; ein trockenes Salz mit einem Feuchtanteil von unter 0,6 Prozent. Gefördert wurde es in Deutschland, wo in den bundesweit lediglich zwei Förderschächten nicht mehr als 2000 Tonnen Salz täglich ans Tageslicht befördert werden können. „Dass es da bei strengen Wintern noch dazu in ganz Europa zu Engpässen kommt, ist klar“, sagt Bochums Winterdienstexperte Rainer Sturath. So viel Salz könne nicht vorgehalten werden. Während des Winters würden Lieferungen etwa aus Chile oder Rumänien kommen, die dann allerdings nicht unbedingt Topqualität hätten.
 Dass Schnee und Winter bei den Bürgern schon wieder ein Thema ist, hat KSR-Winterdienstkoordinator Stefan Klinger erfahren. „Ich habe für meinen privaten Gebrauch am Wochenende Salz im Baumarkt gekauft. Da hieß es, allein an dem Wochenende seien zwei Tonnen verkauft worden“, so Klinger. Auch privat wird also vorgesorgt.
 Der städtische Salzvorrat wurde derweil von bislang fünf Volleinsatztagen auf nunmehr 16 Volleinsatztage erweitert. Die Notreserve sorgt zudem für weitere 20 Volleinsatztage. Damit sieht sich Recklinghausen gut gewappnet.