Bochum.. Alte Kamellen verliehen dem Karneval 2012 einen bitteren Nachgeschmack. „Diesmal wird es intensive Kontrollen geben. Die Besucher können sich die Bonbons bei unseren Umzügen ohne Bedenken schmecken lassen“, versichert Bernd Lohof, Präsident des Festausschusses Bochumer Karneval.

Gerd Wenke war erbost. Sein sechsjähriger Enkel hatte Rosenmontag 2012 beim Gänsereiterzug in Höntrop fleißig Süßes gesammelt. „Geworfen wurde mit Fruchtgummis, die 2001 hergestellt wurden. 2003 sind sie abgelaufen. Die Daten sind eindeutig auf der Verpackung zu lesen“, staunte der WAZ-Leser. Es war der Beginn der „Kamellen-Affäre“, die den organisierten Jecken 2012 ganz bitter aufstieß. Stellte sich doch alsbald heraus, dass nicht nur bei den Gänsereitern in Höntrop, sondern wohl auch bei den Umzügen in Wattenscheid und Linden Uralt-Bonbons unters Volk geschmissen wurden.

Urteil steht noch aus

Hauptbetroffene: die Günnigfelder Karnevalsgesellschaft (GükaGe). Bei einem Groß- und Einzelhandel in Bochum hatte die GüKaGe 320 Kilo Süßwaren erworben – darunter längst abgelaufene Fruchtgummis. Zwar ergab eine von der WAZ in Auftrag gegebene Analyse des Chemischen Untersuchungsamtes, dass vom Verzehr keine gesundheitlichen Gefahren ausgehen. Gleichwohl verstanden die Jecken keinen Spaß und verklagten den Kamellen-Händler auf Rückzahlung des Kaufpreises. Streitwert: 500 Euro. Im Dezember sollte das Urteil des Amtsgerichts ergehen. „Doch die Richterin ist erkrankt. Wir müssen weiter warten, sind aber zuversichtlich“, erklärte GüKaGe-Vorsitzender Hans Henneke im WAZ-Gespräch.

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Bonbonpapier kopiert

Derweil hält es Bernd Lohof für möglich, dass die in China produzierten Bonbons („Fruit Gum Pome Granate“) nicht so alt sind, wie die Verpackung ausweist. „Ich vermute, dass die Asiaten vor Jahren das Bonbonpapier kopiert haben – inklusive des Haltbarkeitsdatums. So alt ist die Ware nicht gewesen.“

Bis 2014 genießbar

Dennoch: Bei den Umzügen im Februar soll ausschließlich frisches Wurfmaterial verwendet werden. „Unsere bekannten Großhändler, u.a. die Fegro, gewährleisten beste Qualität. Die Niederlassungsleiter stehen persönlich dafür gerade“, bekräftigt Bernd Lohof nach einer besorgten Anfrage des WAZ-Lesers Ralf Terkotten. „Zusätzlich werden die Vereine Stichproben vornehmen und das Haltbarkeitsdatum gewissenhaft überprüfen.“ Die GüKaGe hat den Kamellen-Check bereits vorgenommen. „Unsere Klümpchen“, betont Hans Henneke, „sind bis 2014 zu genießen.“

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