Mitte.. Nach 34 Jahren übergibt der 68-Jährige seinen Salon am Südring an ein junges Paar aus Hamme und hilft sogar noch beim Start. Personal wird übernommen.
Am Südring 12 geht eine Ära zu Ende: 34 Jahre lang führte hier Vural Uysun seinen Frisör-Salon. Doch nun ist Schluss. Obwohl, noch nicht so ganz. Noch immer wuselt der 68-Jährige in seinem früheren Ladenlokal umher, hilft seinen Nachfolgern beim Ausräumen, beim Renovieren und auch beim Start. Loslassen sieht anders aus.
Doch Siyo und Özlem Koyun, die Uysans Salon übernehmen und ihn in „Siyo Hairstyle“ umbenennen, freuen sich über die Unterstützung des „alten Hasens“. „Es ist ganz toll, dass er uns begleitet“, findet die 31-jährige Özlem. „Unser Verhältnis war von Anfang sehr harmonisch.“ Vom Fach sind Özlem und ihr 33-jähriger Mann aber auch. „Wir sind beide Meister und hatten zuvor neun Jahre lang einen Salon in Hamme.“
Nun sei es an der Zeit gewesen, sich zu verändern. „Hier am Südring sprechen wir auch mehr Leute an“, sagt Özlem Koyun. Und damit auch die bisherigen Stammkunden bleiben, wird Vural Uysun den ganzen Monat noch zugegen sein. „Ehrenamtlich“, lacht er. „Das bin ich meinen Kunden schuldig, nicht von heute auf morgen einfach zu verschwinden.“ Diese haben teils lange Wege auf sich genommen, um von Uysun und seinem Team frisiert zu werden. „Einige kamen sogar aus Herne, Essen oder Gevelsberg zu mir“, sagt Uysun nicht ohne Stolz. „Als ich meinen Abschied bekannt gab, sind viele Tränen geflossen. Auch von Männern.“
Gesundheitliche Probleme zwangen Uysun zu früherem Abtreten
Seine Nachfolger findet Vural Uysun ganz wunderbar. „Es freut mich sehr, dass wir uns kennengelernt haben. Sie sind jung, dynamisch und stehen für die Zukunft. Ich habe ein gutes Gefühl, dass es passt.“ So wähnt er auch seine beiden Angestellten in guten Händen. Claudia Fischer (50) schneidet seit neun Jahren am Südring 12 die Haare der Kundschaft, Vera Knop (61) gar von Beginn an; beide werden von den Koyuns übernommen. Knop schwärmt in höchsten Tönen von der Ära Uysun: „Wir waren wie eine Familie, alle per Du.“
Eigentlich wollte Vural Uysun noch zwei Jahre länger arbeiten; so lange, bis seine Frau Reinhild (63), Nachtkrankenschwester im Augusta-Krankenhaus, in Rente geht. Doch gesundheitliche Probleme zwangen den passionierten Marathonläufer, Schere und Kamm früher zur Seite zu legen.
Fast hätte er seinen Ruhestand nicht in Deutschland, sondern in Amerika genossen. Nach ein paar Jahren London sollte Bochum 1971 nur eine einjährige Durchgangsstation sein. „Einen Job in Denver hatte ich schon“, sagt Uysun. Doch dann traf er seine heutige Frau – und blieb in Bochum.