Bochum. Museum Bochum zeigt eine herausfordernde Doppelausstellung mit Plastiken und Gemälden von Frauke Wilken und Bettina van Haaren.
Eine herausfordernde Doppelausstellung hat das Kunstmuseum zu bieten. Zu sehen gibt es Objekte und Skulpturen von Frauke Wilken sowie Malerei und Zeichnungen von Bettina van Haaren; insgesamt über 100 Exponate. Es sind ebenso betörende wie irritierende Beispiele zeitgenössischer Kunst, welche die zwei Künstlerinnen im Erdgeschoss des Museums üppig ausbreiten.
Beider Ausgangspunkt ist der Körper, zu einem der menschliche bzw. tierische Körper, zum anderen der skulpturale, erschaffene Kunst-Körper. Zeichnung, Malerei und (installative) Plastik erschließen dem Besucher der titellosen Doppelausstellung einen bedrängenden Erfahrungsraum. Illusion und Realität treffen als kreativer Clash zusammen. Und verstärken wundersam den jeweils anderen künstlerischen Ansatz.
Körperliche Präsenz im Raum
Bettina van Haarens (*1961, Dortmund) Malereien sind als Selbstbilder aufgebaut, durchsetzt von einer pluralistischen Vielfalt an Bildmotiven, mit denen sie ihre meist großformatigen Leinwände erkundet. Alltagsgegenstände wie Plastiktüten, Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse spielen eine Rolle, aber auch nackte menschliche Körper(teile) und präparierte Tiere tauchen auf. Es entsteht so der Eindruck einer scheinbar präzisen Vermischung von kindlicher Neugier und skurriler Erwachsenen-Fantasie.
Von beredter Ausdruckskraft
Den sagenhaft präzise gemalten Bildern wohnt eine schroffe Ästhetik inne, aber wenn man sich auf sie einlässt, entwickeln die scheinbar wahllos gesetzten Wirklichkeitspartikel beredte Ausdruckskraft. Assoziationen an Krieg und Massentierhaltung kommen genauso hoch wie Sexuelles, Verdrängtes, Geträumtes: das Gemälde als Performance. Bettina van Haarens Bilder verstärken die grelle, immer rasender sich drehende Wirklichkeit unsere Zeit, ohne sich ihr zu unterwerfen.
Frauke Wilken (*1965, Köln) hat ihre Wurzeln ebenfalls in der Malerei, aber das lässt sich nur noch erahnen, denn ihre textilen Großskulpturen stehen, hängen oder liegen mit erheblicher körperlicher Präsenz im Raum. Die vom Betrachter unbewusst angestrebte Formfindung wird zu einer nie endenden Formen-Suche. Denn Wilkens baut abstrakte biomorphe Gebilde, die autark erscheinen, und die sich nicht mehr „deuten“ lassen, auch wenn es sich um organische Fragmente zu handeln scheint, Verwandlungen von Fellen zum Beispiel, aber auch von Tierkörpern, Kadavern. Doch die Dinge haben ihr Eigenleben, und sie lassen sich nicht „vereinnahmen“.
Frauke Wilkens mit Kunstfell und Plüschstoff bezogene, eigenwillig im Raum verortete Plastiken werfen Fragen auf nach hart oder weich, lebendig oder leblos, geborgen oder gefangen. Gewiss preisgeben tun sie nur das Ungewisse. Und natürlich das geheimnisvolle Moment dazwischen.