Bochum. In Bochum gibt es unbestätigten Schätzungen zufolge über 700 Zeugnisse von Kunst im öffentlichen Raum. Kaum jemand kennt sie. Um das Augemerk stärker auf die reiche Kunst, die uns im Alltag umgibt zu lenken, wird nun eine Beschilderung ins Gespräch gebracht.
Jüngst unternahmen die „Freien Bürger im Rat“ einen Anlauf im Kulturausschuss zu diesem Thema. Anlass: Direkt am Kunstmuseum befinden sich mit der Steinskulptur von Ulrich Rückriem (Eingangsbereich) und der einbetonierten „Olympia-Hymne“ von Wolf Vostell (Ecke Berg-/Schillerstraße) zwei kunsthistorisch bedeutende Plastiken. Die stehen dort, werden im Vorbeigehen wahrgenommen, bleiben eine Aufforderung zum Dialog allerdings schuldig. Erklärende Details sind mangels Hinweisschilder/Infotafeln jedenfalls nicht verfügbar.
Gleiches gilt für die klotzige, dreiteilige Vesély-Stahlskulptur im Stadtpark hinterm Ententeich, für das „Terminal“, für Roman Singers „Atmende Säule“ in Langendreer, und, und, und. Kaum irgendwo sind die Außen-Kunstwerke beschildert. Das sollte anders werden, fordern die „Freien“.
Vor Jahr und Tag beschriftet
Die „Leerstellen“ gab es allerdings nicht immer. Die meisten Objekte waren vor Jahr und Tag mit Beschriftungen versehen, welche Künstler, Titel des Werks, Entstehungsjahr und eventuell Technik/ Material aufführten. Die Skulpturen aus dem 1. Bochumer Bildhauersymposium (1979/80) zum Beispiel – wie die erwähnte Vesély-Kunst im Stadtpark – waren sämtlich betitelt, allerdings wurden die meisten Tafeln zerstört oder beschmiert. Die Skulpturen im Umfeld des Museums erläuterten Hinweise, die an den Fenstern des Museums angebracht waren. Was sich wegen der Unübersichtlichkeit allerdings nicht bewährt hat.
Arbeitsgruppe berät
Das Thema als solches wurde inzwischen nicht nur im Kulturausschuss aufgerufen. Auch eine Arbeitsgruppe im Verbund der 22 Ruhr Kunst Museen beschäftigt sich derzeit damit; diskutiert wird eine ruhrgebietsweit einheitliche Beschriftung mit gravierten Aluminiumtafeln, die in den Boden eingelassen oder auf Ständern installiert werden könnten. Wenn das Vorgehen abgeklärt sein wird, soll auch in Bochum mit der Erneuerung der Beschriftung der Kunst im öffentlichen Raum begonnen werden.
Bis es soweit ist, muss sich der geneigte Kunstfreund beim Besuch der Skulpturen zwischen Langendreer und Wattenscheid mit Infos im Internet begnügen. Zwar gibt es – logisch oder nicht? – noch keine spezielle Ruhr-Kunst-App, aber es gibt die private Website Seite www.artibeau.de. Hier finden sich umfängliche Beschreibungen für eine Vielzahl an Kunst mit öffentlichem Zuschnitt in unserer Stadt.
Kunst-Begegnung im Alltag
Der öffentliche Raum im Ruhrgebiet ist reich an Kunst-Schätzen, die oftmals nahezu unbemerkt bleiben. Die zwischen Duisburg und Dortmund, Marl und Hagen ausgestellten Kunstwerke prägen das Gesicht der Region in besonderem Maße. Sie besiedeln den öffentlichen Raum und begegnen so Menschen in ihrem Alltag.
Viele sind überlebensgroß und machen sich durch monumentale Gestik aus der Ferne bemerkbar (wie das Terminal), einige erst bei Nacht (wie die Lichtinstallation an der Museumsfassade). In der Regel sind es Plastiken oder Skulpturen, oft im Dialog, gern auch in betonter Dissonanz zur Architektur. Manche Skulpturen beleben Parks und Freizeitzonen. Andere behaupten sich an den lauten und schnellen Knotenpunkten des Verkehrs.
Eine gute Möglichkeit, sich umfassender über diese Kunstwerke im öffentlichen Raum zu informieren, bietet die Website www.ruhrkunstmuseen.de (Public Art Ruhr/100 ausgewählte Kunstwerke im öffentlichen Raum).