Bochum. „Manchmal denk' ich, das war erst gerade.” Elly Altegoer steht in ihrem „Tante-Emma-Laden” direkt an der Königsallee. Das Büdchen, so gesteht sie, „ist mein Leben, mein Zuhause, mein Wohnzimmer, meine Küche – aber nicht mein Schlafzimmer.” Das „war erst gerade” liegt nun 40 Jahre zurück.
Damals, am 2. Januar 1969, hat sie im zarten Alter von 29 Jahren mit der Übernahme des Geschäftes den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt, den sie bis heute nicht bereut hat. Nicht etwa, weil sie mit ihrem Geschäft Reichtümer erworben hätte. Nein – vielmehr geht es Elly Altegoer um den Kontakt zu den Menschen in diesem Viertel im Ehrenfeld, wo jeder noch jeden kennt. Das Zwischenmenschliche ist es dann auch, wovon und womit die „Institution Elly” lebt.
Erst nur Aushilfe
Dabei war sie gar nicht darauf aus, Kauffrau zu werden. Sie sprang für ihre Schwägerin ein, die ein Kind erwartete, und im Laden ihres Bruders eine Pause einlegte. Die große Familie drängte sie, die Aushilfe zu übernehmen. „Du musst das machen, hat man mir gesagt.” Als ihre Schwägerin dann das zweite Kind erwartete, war Elly Altegoers Schicksal besiegelt.
In den „Tante-Emma-Laden”, wovon es damals noch beinahe an jeder Ecke einen gab, bevor sie von den Supermärkten verdrängt wurden, hatte sie sich regelrecht verliebt. Dass diese Liebe 40 Jahre lang andauern würde, damit hatte Elly Altegoer damals wohl nicht gerechnet.
Beliebter Treffpunkt
Ihr kleines Geschäft, in dem es vom Gummiband bis hin zur frisch geschnittenen Wurst beinahe alles gibt, ist ein beliebter Treffpunkt. Nicht nur aber gerade auch für die ältere Generation. Da haben sich Freundschaften entwickelt, hat sich Vertrauen aufgebaut. Als Elly Altegoer vor 18 Jahren einmal krank wurde und nicht hinter der Theke stehen konnte, „da haben die Alten den Laden geschmissen.”
Aber auch die Schüler von der benachbarten Engelbert-Schule gehen bei Elly Altegoer ein und aus. Und die wissen ganz genau, was sich gehört. „Geklaut wird hier nicht”, sagt Elly, wenn die Kinder ihren Laden stürmen. Die bedienen sich dann gegenseitig – und bezahlen natürlich auch. „Das stärkt das Sozialverhalten”, sagt sie. Dass es an der Schule seit einiger Zeit auch etwas zu essen gibt, das habe sie schon gemerkt, aber: „Die Blagen halten mir trotzdem die Treue.”
Berühmte Künstler
Natürlich pflegt sie auch Kontakte zu berühmten Persönlichkeiten, immerhin ist das Schauspielhaus nur einen Steinwurf von ihrem Geschäft entfernt. Der Harald Schmidt war schon bei ihr oder der Armin Rohde, der ihre gute Stube einmal den „schärfsten Laden im Revier” nannte. Aber auch Herbert Grönemeyer zählte zur Kundschaft. So richtig ins Herz geschlossen hat Elly Altegoer von allen ganz besonders Matthias Hartmann, der in Bochum seine erste Intendantenstelle hatte.
Dass heute an der Ecke Königsallee/Farnstraße gefeiert wird, versteht sich von selbst. 40 Jahre Elly Altegoers Lädchen – da muss man einfach zum Gratulieren kommen.