Bochum..

Schönheit ist relativ, aber für viele Menschen ein großes Ziel. Dank Hilfsmitteln wie Skalpell und Spritzen ein realistisches noch dazu. In einer groß angelegten Studie unter der Leitung des Bochumer Professors Dr. Jürgen Margraf ist jetzt untersucht worden, was Schönheitsoperationen wirklich bringen.

Oder besser gesagt: Ob sich die Operierten nicht nur schöner, sondern auch besser fühlen. Und, siehe da, das aus Patientensicht schöne Ergebnis heißt: In der Regel fühlen sich die Betroffenen wohler und entwickeln mehr Selbstwertgefühl.

„Es ist erstaunlich. Am meisten hat mich überrascht, dass diese Effekte auch ein Jahr nach der OP noch anhielten“, sagt Margraf, der an der Fakultät für Psychologie an der Ruhr-Uni arbeitet. Wer vorher seine Brust vergrößern oder verkleinern ließ (je nach Bedürfnis), wer seine Bauchdecke straffen oder sein Näschen hübsch richten ließ, der erfreute sich nicht nur am neuen Äußeren. Eine positive Lebenseinstellung, Lebensfreude und Zufriedenheit seien gerne genommene Nebenwirkungen der chirurgischen Eingriffe gewesen. So das Fazit einer zweijährigen engen Begleitung und regelmäßigen Befragung von 544 Patienten, die sich ihrer Schönheit wegen freiwillig unters Messer gelegt hatten, vor und nach der OP.

Bis dato hätte es an objektiven wissenschaftlichen Arbeiten gefehlt, die eine Wirkung von Schönheitsoperationen auf die Psyche des Patienten belegen konnten. „Deshalb haben wir den Verlauf von Glück, Wohlbefinden und Zufriedenheit nach einem Eingriff untersucht“, sagt Jürgen Margraf. Zwischen 65 und 90 Prozent der operierten Patienten, je nach vorgenommenem Eingriff, seien auch zwölf Monate nach der OP noch komplett begeistert gewesen. Eine schöne Bescherung. . .

Was sich auch auf den gesellschaftlichen Umgang auswirke, denn: „Schönheit führt häufig dazu, dass die Leute besser behandelt werden. Schöne Menschen werden in vielen Dingen bevorzugt“, sagt Prof. Margraf. Was wohl auch damit zusammenhänge, dass sie mit einem gewissen Selbstwertgefühl ganz anders auftreten würden als Menschen, die sich für wenig attraktiv hielten.

Auftraggeber der Studie war die Mang Medical One Klinikgruppe, aus deren Patientenstamm die Teilnehmer rekrutiert wurden. „Wir freuen uns, nun auch wissenschaftliche Belege dafür zu haben, dass es Patienten nach einer Schönheitsoperation tatsächlich besser geht“, sagt Philipp Morsbach aus dem Vorstand der Klinikgruppe. Entgegen allgemeiner Vorstellungen seien die Patienten, die sich freiwillig unters Messer gelegt haben, keinesfalls psychisch auffälliger als andere Menschen, so Prof. Jürgen Margraf. Auch seien die Ziele, die sie mit einer Operation verfolgt hätten, realistisch gewesen. So wollten sich die meisten „einfach wohler fühlen“. Nur ein verschwindend geringer Prozentsatz der Befragten habe angegeben, mit einem Eingriff sämtliche Probleme lösen zu wollen, „was ein ausgesprochen unrealistisches Ziel ist“, so Margraf.

Der Bochumer Professor geht davon aus, dass die Studie einen wertvollen Beitrag zur Überwindung eines derzeit noch ausgeprägten Unwissens und einer stereotypen Voreinstellung liefere: „Sie kann dazu beitragen, die Debatte um Schönheits-Operationen auf ein sachliches Niveau zu heben.“