Bochum.. Eine neunköpfige Delegation aus Hanghzou besuchte die Heinrich-Böll-Gesamtschule, um sich dort deutschen Unterricht anzusehen. Schulleiterin Christiane Kampelmann hätte gerne eine Partnerschule im Land des Lächelns und versuchte erste Kontakte zu knüpfen.


Das Thema dieser Mathematik-Stunde der sechsten Klasse an der Heinrich-Böll-Gesamtschule ist bewusst gewählt. Besuch ist da. Aus China. Die Kinder beschäftigen sich mit Gewinnstrategien beim Nim-Spiel. Ein Spiel, das in China die Kinder früh lernen. Umso erstaunlicher, dass Timo, der das Spiel erst wenige Tage kennt, gegen Yi Weng gewinnt. Yi Weng besucht mit einer neunköpfigen Delegation der Stadt Hanghzou die Schule – und alle sind betont freundlich und betonen, wie gut sie voneinander lernen können, wollen: Bitte lächeln.

Möglich, daher aber auch unerheblich, dass Weng Timo hat gewinnen lassen. Die chinesische Delegation will sich ansehen, wie in Deutschland, wie in Bochum an der Heinrich-Böll-Schule unterrichtet wird. Einer Schule, der Martina Butzke-Rudzynski von der Bezirksregierung bei der Begrüßung verbal einen bunten Strauß von Komplimenten geflochten hatte. „Die Delegation hat eine Schule gesucht, die sich mit Schüler-Austausch auskennt, wo es Kooperationen gibt und die Förderung von Schülern im Sinne des eigenverantwortlichen Lernens stattfindet.“

Für Schulleiterin Christiane Kampelmann ist der Besuch der Delegation dann auch keine Pflicht. Sie versucht konkreten Nutzen daraus zu ziehen. „Wir versuchen schon länger, eine Partnerschule in China zu finden. Bei der Delegation ist eine Schulleiterin einer Schule aus Hanghzou dabei. Wir haben versucht, einen ersten Kontakt zu knüpfen. Ihre Schule ist ungefähr so aufgebaut wie unsere. Die Schulen müssen ja auch zusammenpassen.“ Zumindest organisatorisch/inhaltlich.

Was die Unterrichtsgestaltung anbelangt, liegen Welten zwischen Deutschland und China. Gruppenunterricht findet in China wenig bis gar nicht statt. „Da gibt es noch ganz viel Frontalunterricht“, sagt Christiane Kampelmann, die sich bei einem Besuch des Landes selber ein Bild davon machen konnte. „Da herrscht aber auch eine ganz andere Ordnung und Disziplin. Wenn es bei uns klingelt, rennen alle direkt raus. In China bleiben die Kinder sitzen und schlafen.“

Daran ist hier und jetzt nicht zu denken. Die Delegation sorgt für Aufregung unter den Kindern, es werden Fotos gemacht, Fragen gestellt, angeregt zugehört, zugesehen – und später im Chinesisch-Kurs der Klasse 13 auch gegessen. Beim zweiten Teil der Hospitation Plätzchen mit chinesischen Schriftzeichen und zum Einstieg eine Leseprobe einiger Schülerinnen und Schüler, die Chinesisch als Abiturfach gewählt haben. Ganz bewusst. Nicht weil Besuch da ist.