Grumme/Gerthe. In diesem Frühjahr hatten sie Pech: „Über 200 Tulpenzwiebeln wurden ausgegraben, und auch an den Primeln taten sich die Kaninchen gütlich“, erzählt Chris Staric. Sie gehört zu den Stadtpark-Anwohnern in Grumme, die im vergangenen Herbst erstmals die Initiative ergriffen und ein Beet im Park bepflanzt haben, das die Stadt aus Geldmangel brach liegen lassen muss.
Das Haushaltssicherungskonzept sieht bis 2022 vor, beim öffentlichen Grün kräftig zu sparen: So sollten die Ausgaben für die Wechselbepflanzung in Kübeln und Hochbeeten allein um 20 000 Euro sinken. 2000 Euro will die Stadt bei Beetpflanzen im Stadtpark und am Ümminger See einsparen. 1250 Euro weniger sind für die Wechselbepflanzungen an Ehrenanlagen und Mahnmalen eingeplant. Die Stadt geht von rund 40 000 Euro weniger für die Pflanzen aus.
Trister Anblick der Fußgängerzone
Trotz hungriger Nager, die Grummer bleiben am Beet. Narzissen und Hyazinthen wurden gekauft und eingesetzt. „Wenn es wärmer bleibt, wollen wir auch tiefer in die Tasche greifen und Rosen und Lavendel setzen“, sagt Chris Staric, die sich nach wie vor über die ungebrochene Resonanz von Nachbarn, aber auch Passanten freut. „Einige spenden uns kleine Geldbeträge, die wir sofort in Pflanzen investieren.“ Andere versprechen zu sammeln, damit es im Stadtpark mehr blühen kann.
„Das ist schön und bestärkt uns weiterzumachen.“ Die Patenschaft will das Team, dem nur Frauen angehören, aufrechterhalten. Das heißt natürlich auch, regelmäßig zu gießen. Mehr aber können die Grummerinnen nicht leisten. „Wir sind berufstätig, da bleibt nicht viel Zeit.“ Vielleicht folgen ja andere ihrem Beispiel.
Wie die Gerther Geschäftsleute von „Inge“, dem Initiativkreis Gerthe. Auch sie haben im letzten Jahr erstmals zu Erde und Zwiebeln gegriffen, weil das Finanzdilemma der Stadt die Innenstadt immer trister werden ließ. Der traurige Anblick der Hochbeete war den Geschäftsleuten schon lange ein Dorn im Auge. Doch scheiterte bis dahin jede Eigeninitiative an der Bürokratie.
Inge-Mitglied Marion Kensy: „Die Stadt bepflanzt die Blumenkübel aus Geldmangel nicht mehr. Da wollten wir Geschäftsleute dies übernehmen und auch für die Pflege geradestehen. Weil wir als Paten dann aber ein kleines Schildchen anbringen wollten, kam das Veto von der Stadt. Das sei nicht erlaubt.“ Bepflanzt wurden die Kübel in der Fußgängerzone dann im letzten Herbst aber trotzdem, Motto, so Kensy: „Nicht nur klagen, sondern auch machen“. Die Resonanz war durchweg positiv, so dass sich die Inge-Leute bestätigt fühlten, am Ball zu bleiben. So gab es jetzt zum Frühjahr Tulpen und Stiefmütterchen, „Blumen, die Farbe bringen“, sagt Marion Kensy. Zwölf Paten haben sich in Gerthe gefunden, die bereit sind, die Kübel zu pflegen. „Es sind zumeist die Inhaber der gegenüberliegenden Geschäfte.“
Und Schildchen haben sie inzwischen auch angebracht mit den Namen derer, die die Pflanzen gießen und das Umfeld sauber halten. Marion Kensy: „Wir haben nichts Schriftliches von der Stadt als Erlaubnis, obwohl sich Bezirksbürgermeisterin Susanne Mantesberg einsetzen wollte; somit muss die Aktion wohl als illegal gelten.“
Die Namen aber sind der Auslöser, dass sich Gerther ermuntert fühlen, es nachzumachen. „Nicht nur Geschäftsleute, auch Kunden sprachen uns voller Begeisterung an. Eine Frau stiftete spontan 500 Euro für die Aktion, die die Gerther Innenstadt ein bisschen farbiger macht.“