Bochum/Gerthe. Zehntklässler der Anne-Frank-Realschule diskutierten mit dem Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel und Bezirksbürgermeister Henry Donner.
Die Hilfsbereitschaft für die Flüchtlinge in Harpen sei überwältigend, versicherte Henry Donner, Bezirksbürgermeister in Bochum-Nord. Gemeinsam mit Serdar Yüksel (SPD-Landtagsabgeordneter) diskutierte er mit vier Zehnerklassen und der Internationalen Klassen der Anne-Frank-Realschule.
Es sei ein uralter Reflex des Menschen, Fremdes zunächst abzulehnen, so Donner. „Umso wichtiger ist eine umfassende Information. Die hatte zur Folge, dass sich viele Menschen bei mir meldeten; Sportvereine, die junge Männer zum Fuß- und Basketball einluden, Leute, die dolmetschen können oder Deutschkurse geben.“ Er bevorzugt den Begriff Neubürger statt Flüchtlinge, denn „sie werden einige Jahre bei uns bleiben, und Aufenthalt auf Dauer bedeutet Integration.“ Aktuell sind 60 Personen in den Gebäuden auf dem alten Kappel-Gelände, bis Ende Februar sollen es 150 werden.
Vorbereitung auf die Diskussion
Für Serdar Yüksel hatte sich Schulleiterin Joan Krebs-Schmid entschieden: „Ich habe ihn in einer Integrationskonferenz erlebt und fand, er ist der Richtige, um mit den Schülern zu sprechen.“ Yüksel wurde in Essen geboren, ist kurdischer Herkunft. Er fand: „Deutschland könnte mehr tun, könnte viel mehr Flüchtlinge aufnehmen, gemessen an der Bevölkerungszahl.“
Teils hatten sich die Jugendlichen im Unterricht auf die Diskussion vorbereitet, teils fragten sie aber auch spontan. Tatjana wollte wissen, ob Flüchtlinge bewusst schlecht behandelt, in miese Unterkünfte verfrachtet würden, damit sie rascher in ihre Heimat zurückkehren? Sicher nicht, so Yüksel: „Es gibt keinen staatlich verordneten Rassismus.“
Interessante Fragen
Jonas: „Können wir mehr Menschen aufnehmen?“ Yüksel: „Ja, auch wenn wir schon zu den Top Drei in Europa gehören. England dagegen hat nur vier, Frankreich 300 Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen.“ Es gebe im Ruhrgebiet fünf Prozent Leerstand bei Wohnungen, dort könnten die Menschen dezentral leben.
Aktuelle Themen
Dann brannte den Mädels und Jungs auch die tagesaktuelle Politik auf den Nägeln, wie Bürgerkriege im mittleren Osten, der arabische Frühling, Pegida, Islamauslegung, IS-Terror, Salafisten – vor denen Yüksel die jungen Leute ausdrücklich warnte: „Das sind Islamonazis.“ Es gab aber auch ganz persönliche Fragen wie die nach Yüksels Lebenslauf und seinem Lieblings-Fußballverein (SG 09).
Zum Abschluss hagelte es Applaus von den Zehntklässlern, und der Gast aus Düsseldorf ermunterte sie: „Orientiert euch an der Schul-Namensgeberin Anne Frank, wehrt euch gegen Unrecht, setzt euch gegen Rassismus ein.“