Bochum-Nord.. Der Knappenverein Glückauf Gerthe 1891 pflegt die kleine bergbauhistorische Sammlung in der Frauenlobschule. Es ist wie ein Ausflug unter Tage.
Am Bergbau und seiner reichen Geschichte gerade in den Stadtteilen hält der Bergmanns-Kameradschafts-Verein Glückauf Gerthe 1891 fest, auch wenn die Schlote und Fördertürme inzwischen längst verschwunden sind. Mit jedem kleinen Erinnerungsstück, das der Schriftführer der Knappen, Jürgen Niedringhausen, für die Sammlung im Untergeschoss der Frauenlobschule ergattern kann, bleibt sie lebendig.
Fast ein Geheimtipp ist der Besuch in der früheren Hausmeisterwohnung hier an der Frauenlobstraße, und die Gäste, die hier auch schon mal zum zünftigen „Buttern“, zum Frühstück vorbeischauen, sind beeindruckt. So erzählt Niedringhausen schmunzelnd vom Opa, der für seinen Enkel, der wohl noch kein Stück Kohle gesehen hat, den schweren Abbauhammer im Museum hochnahm und zeigte, wie er unter Tage malocht hatte. „Der blühte richtig auf.“
Gäste bekommen leuchtende Augen
Leuchtende Augen bekommen viele hier, schon der unscheinbare Nussbaumschrank im Eingang offenbart seine Vergangenheit erst auf einen genauen Blick. „Der gehörte dem letzten Obersteiger auf Lothringen, Markus“, erfährt man. Auch eine Reproduktion des berühmten Bildes von Theodor Rocholl hängt hier, und zeigt den Besuch von Kaiser Wilhelm II. 1912 nach dem verheerenden Schlagwetterunglück im Gerther Bergwerk. „Da musste gegenüber an der Apotheke das Gerüst für die Maler abgebaut werden“, weiß Niedringhausen. Denn es wurden Attentate befürchtet, weil der Kaiser gerade erst einen Arbeiteraufstand hat niederschlagen lassen.
Und die Sammlung ist längst nicht abgeschlossen. „Es kommen immer wieder Leute: Du hast da doch ‘n Händchen für, bei mir liegt das nur ‘rum“, hört er immer wieder. Und zeigt begeistert die Schutzhelme aus Leder, „die wurden noch bis in die 60er Jahre benutzt, der ist noch fabrikneu“. Oder einen originalen „Frosch“ von 1870, eine Petroleum-Lampe, wie sie vor den „Davy“-Grubenlampen noch eingesetzt wurden. Diese ließen durch ein engmaschiges Metallnetz die Flamme nicht nach außen schlagen, später kam der Glaskolben hinzu, und damit etwas mehr Licht.
Stück Förderseil von der Zeche Erin
Kohlekeramik („auf Zeche Hannover gemacht“), Häckel, die Steigerstöcke mit integrierter Meter-Messlatte ab etwa 1891 in ganz verschiedenen Ausfertigungen, und selbst ein Stück Förderseil von „Erin“ in Castrop oder Bart-Äxte aus Sachsen zieren inzwischen Regale und Wände des kleinen Museums.
Solchen Sammlungen kommt ab Dezember 2018 noch mehr Bedeutung zu, wenn auf Prosper-Haniel in Bottrop die Lichter ausgehen. „Es fällt zum Glück keiner ins Bergfreie“, meint Jürgen Niedringhausen ernst, „aber es trifft schon tief, bei der langen Verbundenheit der Kumpel zu ihrer ehrlichen Arbeit. Und vor allem zueinander. Unter Tage musste man einfach zusammenhalten“.