Bochum. Mit sagenhafter Präzision und Fleißarbeit hat Künstlerin Angela M. Flaig Objekte hergestellt, die aus modellierten Flugsamen bestehen.

Was geschah am dritten Tag der Schöpfungsgeschichte? Für die nicht ganz bibelfesten Büßer unter uns: Am dritten Tag schuf Gott die Natur. „Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen...“, heißt es im Buch Genesis.

Und was aus solchen Samen alles werden kann, das ist ab jetzt in einer faszinierenden Ausstellung in der Kunstkirche Christ-König zu sehen, die an am Samstag, 25. Juni, eröffnet wird. Sinnfälliger Titel: „Der dritte Tag“.

Die Ausstellungsjahr am Steinring 34 steht unter dem Motto „Schöpfung“. Künstlerin Angela M. Flaig bereichert dies mit einer Reihe von Objekten, die aus modellierten Flugsamen (!) bestehen. Aus mit Sprühlack gefestigten Samen von Disteln, Löwenzahn, Artischocken oder Weidenröschen formt die Künstlerin ihre Objekte: Pyramiden, Blöcke oder Kränze.

Blick auf das Kleine, Unscheinbare

Wie viele Flugsamen in den einzelnen Objekten versammelt sind, ist unklar. Es müssen zig Millionen sein. Der Besucher sollte sie – wenn überhaupt – nur ganz behutsam streicheln, obwohl die Fragilität und gleichzeitig die Festigkeit der Arbeiten fasziniert: Man möchte das schon irgendwie fassen und wissen, wie sich ein Block aus Flugsamen eigentlich anfühlt.

Auf großartige Weise stellt sich die Künstlerin dem Schöpfungsthema. Sie lenkt den Blick auf das scheinbar so Kleine, Unscheinbare, Flüchtige – und schafft daraus etwas wirklich Großes.

Angela M. Flaig (68) beschäftigt sich mit Naturmaterialien seit den späten 70er Jahren. Sie arbeitete mit Asche, Sand oder Holz, ehe sie sich Samen und später Flugsamen zuwandte. Daheim in Rottweil sammelt sie die Samen in Wäldern und auf Feldern, trocknet sie zu Hause und formt sie schließlich mit Sprühlack. Wie viel Arbeit dahinter steckt, lässt sich nur ahnen. Mehrere Wochen benötigt sie für ein Objekt. „Das ist schon ein Geduldsspiel, aber für mich wie Meditation“, erzählt sie.

Ausstellung soll Wahrnehmung für die Natur schärfen

Neben den Objekten lohnen auch die Bilder, die in der Kirche verteilt sind, einen genauen Blick. Mit sagenhafter Präzision hat Angela M. Flaig darin ihre Flugsamen kunstvoll einzeln exakt nebeneinander drapiert. „Für mich ist das fast wie Malerei“, sagt sie.

Natürlich möchte sie mit ihren Arbeiten die Menschen stärker für die Faszination der Natur begeistern. Als langjährige Realschullehrerin weiß sie um die Schwierigkeiten: „Es tut mir immer weh, wenn junge Leute gar nicht mehr wissen, was eigentlich Löwenzahn ist“, sagt sie. So soll ihre Ausstellung auch die Wahrnehmung schärfen, mal wieder stärker auf die Schönheit der Natur zu achten. „Beim nächsten Waldspaziergang werden Sie an mich denken“, sagt sie. Das ist sehr gut möglich.

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