Hiltrop/Gerthe. Der Knappenverein Glückauf Gerthe hat eine Ausstellung in der Frauenlobschule eröffnet. Hier finden sich viele Relikte aus der Ära des „schwarzen Goldes“.


Wie lebten und arbeiteten die Bergleute im Bochumer Norden? Welche Werkzeuge nutzten sie? Und wie sah ihr Arbeitsplatz etwa bei Lothringen I./II. aus? Eine neue bergbauhistorische Ausstellung des Knappenvereins BKV Glückauf Gerthe 1891 gibt Auskunft. In der Frauenlobschule fand sie ihren Platz.

Ältere haben hier einen Ort, um in Erinnerungen an die Kindheitstage zu schwelgen, als die Schlote noch rauchten. „Für Schüler schufen wir hier einen Platz , wo für sie die Vergangenheit und damit das Leben der Eltern und Großeltern erlebbar wird“, erklärt Jürgen Niedringhausen, der stellvertretende Vorsitzende der Knappen. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden Werner Nettler richtete der 68-Jährige die Ausstellung ein.

Gemeinsam mit etwa zehn Helfern mussten sie vorher in die ehemalige Hausmeisterwohnung viel Arbeit reinstecken. „Als die Schulverwaltung uns Anfang 2011 die beiden Räume zur Nutzung freigab, hatte die Wohnung 20 Jahre als Abstellraum für die Schule gedient“, erinnert sich Nettler.

Ob Wände, Türen oder Elektrik: Alles musste erneuert und für die Ausstellung hergerichtet werden. Ein Schmuckstück ist da das gut drei Meter breite und fast ebenso hohe Bild eines polnischen Türstocks zum Streckenausbau, das Georg Zimnoch auf die Wand zauberte. Dadurch kommt Pütt-Atmosphäre in den Raum. Verstärkt wird der Eindruck durch die davor verteilten Werkzeuge von der Pannschippe bis hin zu Presslufthammer und Säge. Gleichzeitig wirkt der Raum so größer als er ist.

Wasserflasche, Butterbrotdose und Muckefuck

An den Wänden finden die Besucher die gesammelten Schätze. Das beginnt bei Wasserflasche, Butterbrotdose und Muckefuck (Getreidekaffee), mit denen die Bergleute zur Schicht gingen. Hinzu kommen etwa der Nachbau einer Glocke zu Seilfahrt sowie die Kleidung der Bergleute in der Waschkaue nebst Schwamm, Seife und Handtuch. „Bei uns darf man alles anfassen“, betont Niedringhausen dazu.

Der ehemalige Schulverwaltungsamtsleiter präsentiert auch alte Schulkarten aus den 30er und 50er Jahren. Diese fischte er aus dem Müllcontainer, als nach einer Schulschließung das große Aufräumen stattfand. „Solche Karten waren mal Standard in den Volksschulen für den Unterricht“, erinnert er sich. Nun machen sie anschaulich, wie eine Tiefbauzeche aufgebaut war, wie der Abbau stattfand, welche Vorarbeiten nötig waren und wie die Kohle aus dem Bergwerk herauskam.

Das Spannende daran: Die Kartenwerke zeigen zugleich den technischen Fortschritt in den Jahrzehnten. Während die Kumpel in den 30er Jahren viel Handarbeit leisten mussten, kam in den 50er Jahren mehr Technik hinzu.

Die beiden Aussteller ergänzen sich gut: Nettler fuhr seit 1952 auf „Lothringen“, später auf „Erin“ in Castrop Rauxel ein. Niedringhausen ist Pädagoge. „Wir ergänzen damit gut das Angebot des Bergbaumuseums und der Zeche Nachtigall“, so Nettler. Die Ausstellung wird auf Anfrage geöffnet. Kontakt:  Tel. 0234 / 86 21 03.