Bochum.. Anatol Herzfeld, wichtiger Vertreter der zeitgenössischen Kunst, ist tot. Zu Bochum hatte der gebürtige Ostpreuße ein enges Verhältnis.
Anatol Herzfeld, wichtiger Vertreter der zeitgenössischen Kunst, ist tot. Er starb am Freitag (10.) im Alter von 88 Jahren. Anatol zählte zu den bemerkenswertesten Künstlern in der Tradition Joseph Beuys’. In der Sammlung des Augusta-Krankenhauses sind exemplarische Arbeiten von ihm zu sehen.
Zwischen Künstlertum und Gesellschaft
Zu Bochum hatte der Künstler ein enges Verhältnis. Den 80. Geburtstag ehrte das Kunstmuseum mit einer Sonderpräsentation. Anatol war oft in unserer Stadt. Als Besucher, als Künstler, als Mensch, der den von seinem Lehrer Beuys postulierten Erweiterten Kunstbegriff lebte: „Jeder Mensch ist ein Künstler“ – das bedeutete für Anatol, nicht zu trennen zwischen privat und öffentlich, zwischen Künstlertum und Gesellschaft.
Seine Arbeiten waren in Bochum 1976 in der Galerie I. Baecker und 1987 und in den 1990er Jahren im Museum zu sehen. Auch in der Sammlung des Augusta-Krankenhauses ist Anatol vertreten, auf Initiative des Verwaltungsdirektors Ulrich Froese, der den Künstler auf der Museumsinsel Hombroich kennen und schätzen lernte. Die Insel Hombroich: das ist jenes von Kunst und Architektur bevölkerte Natur-Idyll nahe Neuss, wo Anatol lebte und arbeitete.
Voluminöse Plastiken
Dort sind viele seiner Lebenszeugnisse zu sehen: voluminöse Plastiken, die gleichsam organisch aus der grünen Landschaft herauswachsen. Stahl, Stein und Holz sind Materialien, denen Anatols Vorliebe galt; der kräftige, zupackende Mensch hat sich immer auch an diesen „männlichen“ Materialien abgearbeitet, mit Herz und Hand gestaltet, was die Natur sozusagen im Rohzustand vorgab. Unvergessen sein Feld mit „Stahlpilzen“, das er einst im Museum präsentierte.
Im „Anatol-Raum“ im Augusta-Krankenhaus, einem Besprechungszimmer, das Besuchern offen steht, ist der voluminös-klotzigen „Thron“ aus rohem Holz ausgestellt: eine beinahe archaisch wirkendes Objekt. Im Park des Krankenhauses steht die Skulpturengruppe „Die Familie“: mächtige, behauene Findlinge, deren Ausdruck vom Säugling bis zum Greis die vergehenden Gesichter und verwehende Zeit des Lebens spiegeln.