Harpen. Werner-von-Siemens-Schüler beschäftigen sich mit dem Jugendkreuzweg. Fürbitten auf selbstgebauten Kreuzen in der Vizentiuskirche


„Im Mittelpunkt dieser Frühschicht standen die sieben Stationen des diesjährigen ökumenischen Jugendkreuzweges. Er regte die Jugendlichen zur persönlichen Auseinandersetzung mit eigenen Leiderfahrungen an.“ Dieses Fazit zogen Lehrerin Petra Menrath von der Werner-von-Siemens-Schule und Diakon Jürgen Jeremia Lechelt (Ev. Kirchengemeinde Harpen) zur diesjährigen Aktion in der St. Vinzentiuskirche kurz vor Ostern. Sie stand unter dem Motto: „Manchmal fühle ich mich so verletzbar ... Gemeinsam auf dem Weg nach Ostern“.

Die 33 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe neun (Fach: Religion/Werteerziehung) zeigten sich beim Durchgehen des Kreuzweges in vier Kleingruppen entsprechend betroffen. So erinnerte sich Menrath an Fragen wie: „Warum hat Jesus sich eigentlich nicht gewehrt?“ oder „Wie muss es seiner Mutter ergangen sein?“.

Der eigenen Verletzbarkeit sowie dem Verletzen anderer durch sie selbst stellten sich die Schüler auch. „Mobbing (auch über Facebook) und Gewalt in der Schule und zu Hause waren wichtige Themen“, erklärte Lechelt. Den Diakon erschreckte vor allem die geringe Frustrationsgrenze, denn die Schülerinnen und Schüler reagierten darauf – nach eigenen Aussagen - vor allem mit Androhen von Gegengewalt oder dem Rückzug zu den besten Freundinnen und Freunden. Die Suche nach einer gelungenen Konfliktlösung gegen die Täter unterblieb.

Diese Erlebnisse auf dem Kreuzweg verarbeiteten die Jugendlichen im Anschluss gleich mehrfach: Sie nagelten Holzkreuze, übertrugen ihre Fragen auf Zettel, befestigten diese am Kreuz und schrieben Fürbitten. Letztere trugen sie abschließend im Kreis ihrer Mitschüler vor. Viele wünschten sich die Hilfe Gotte um „die eigene Freiheit zu behalten“ und „keine Gewalt mehr in der Schule“ zu erleben, erzählte der Diakon.

Zur Frühschicht gehörte nach dem Beginn um fünf Uhr früh auch gregorianische Kirchenmusik sowie ein islamisches Morgengebet. Koranlehrer Cenk Celen, der mit zwei muslimischen Schülern im Turm außerhalb des Kirchraums betete, lud auch die anderen zur Teilnahme ein. Alle machten mit.

Fortsetzung der religionspädagogischen Tage

Die Frühschicht ist für die älteren Schüler die Fortsetzung der religionspädagogischen Tage an der Werner-von-Siemens-Schule. Sie gingen der morgendlichen Aktion in der Kirche voran. Dazu trafen sich Diakon Lechelt und Religionslehrerin Menrath mit siebzehn Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klassenstufe. Die Gruppe besuchte nacheinander die Synagoge, die Propstei und die DITIB Zentralmoschee an der Schmidtstaße.

Menrath: „Das Ziel ist, in den gemischt religiösen Klassen den interreligiösen Dialog zu fördern, Toleranz gegenüber anderen religiöser Tradition aufzubauen sowie Wissen über andere Religionen zu vermitteln. Das wurde besonders in der Moschee erlebbar.“