Neben der Polizei und der Feuerwehr ist sie eine der wichtigsten Notrufeinrichtungen: die Telefonseelsorge.

Bundesweit erreichen Anrufer unter den kostenlosen Rufnummern 0800-111 0 111/- 222 oder über das Internet (www.telefonseelsorge.de) Tag und Nacht einen Gesprächspartner, dem sie ihre Sorgen und Nöte anvertrauen können. Ein besonderes Jubiläum feiert jetzt die Bochumer Telefonseelsorge: Am 1. Mai wird sie 30 Jahre alt.

Genau genommen begann der Aufbau der Bochumer Telefonseelsorge bereits im Frühjahr 1978. Rund 40 Ehrenamtliche wurden vom damaligen Leiter Erhard Kohl innerhalb eines Jahres auf ihren Einsatz am Telefon vorbereitet. Am 1. Mai 1979 war es dann so weit: Erstmalig wurden von 19 Uhr bis 7 Uhr Anrufe entgegengenommen.

Hohe Selbstmordrate

Anlass für die Gründung der ökumenischen Einrichtung war unter anderem die erschreckend hohe Selbstmordrate an der Ruhr-Universität. Wer keinen anderen Ausweg sah, als sich das Leben zu nehmen, sollte die Möglichkeit erhalten, diesen Schritt anonym mit jemandem besprechen zu können. Aber auch für alle anderen Fragen und Anliegen hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge von Beginn an ein offenes Ohr.

Heute erreichen die Bochumer Telefonseelsorge, die für die Ortsnetze von Bochum, Wattenscheid, Herne, Wanne-Eickel, Hattingen und Witten sowie einzelne Mobilfunknetze zuständig ist, im Schnitt täglich 52 Anrufe, über das Jahr verteilt klingelt das Telefon rund 19 000 mal. Alle Anrufe bleiben anonym und erscheinen nicht auf der Telefonrechnung.

Rund um die Uhr

Entgegen genommen werden die Anrufe nach wie vor von Ehrenamtlichen, die den 24-Stunden-Dienst in wechselnden Schichten verrichten. Für die Koordination der Dienste sowie für die Ausbildung und Begleitung der derzeit rund 80 Ehrenamtlichen sind in Bochum vier hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich, die von der katholischen und evangelischen Kirche in juristischer Trägerschaft des Bochumer Caritasverbands gestellt werden.

Verantwortungsvolle Aufgabe

„Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen eine verantwortungsvolle Aufgabe. Wir legen deshalb sehr viel Wert auf eine fundierte Ausbildung und regelmäßige Begleitung”, betont Mechthild Klünemann-Haering, Leiterin der Bochumer Telefonseelsorge. Pfarrerin Birgit Harnisch fügt hinzu: „Neben scheinbar einfachen Gesprächen werden unsere Mitarbeiter immer wieder auch mit sehr schwierigen und belastenden Situationen konfrontiert.” Die Themen reichen von Beziehungsproblemen über psychische und körperliche Erkrankungen, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder Einsamkeit bis hin zu akuten Krisen mit Selbstmordgedanken. Egal mit welchem Anliegen Ratsuchende an die Telefonseelsorge herantreten - die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind immer bereit, sich auf jeden Gesprächspartner einzulassen und ihn bei der Verarbeitung seiner Probleme zu unterstützen.

Psychische Erkrankungen

Die Zahl psychischer Erkrankungen nahm in den vergangenen Jahren zu. „Besonders am Wochenende oder abends, wenn die therapeutischen Praxen geschlossen sind, erhalten wir viele Anrufe, in denen Betroffene beispielsweise über ihre quälenden Erfahrungen mit Depressionen sprechen oder von wahnhaft Erlebtem berichten”, erzählt Mechthild Klünemann-Haering aus dem Beratungsalltag. Eine besondere Rolle spielt nach wie vor das Thema Selbstmord. Um den Betroffenen und ihren Angehörigen über den Notruf am Telefon hinaus ein persönliches Gespräch zu ermöglichen, hat die Bochumer Telefonseelsorge deshalb im Jahr 1996 die Beratungsstelle „Prisma” gegründet.

Auch wenn sich in den vergangenen 30 Jahren die Rahmenbedingungen, unter anderem durch die rasante Weiterentwicklung der Kommunikationsmedien, immer wieder verändert haben, ist die Intention der Bochumer Telefonseelsorge stets die gleiche geblieben: den Sorgen und Nöten anderer Menschen zuhören und ein Stück des Weges mit ihnen gemeinsam gehen.