Altenbochum.. St. Anna-Stift in Altenbochum dankt seinen ehrenamtlichen Helfern.Unter ihnen Ottilie Jung (95) und Edith Dreiskemper (91)
Die Augen von Elfriede Rublack strahlen vor Freude: Ottilie Jung ist da. „Das ist aber schön“, juchzt die 100-jährige Bewohnerin des St. Anna-Stiftes und hakt sich gleich bei ihr unter, um ein paar Schritte zu gehen. Mindestens einmal die Woche stattet Ottilie Jung – selbst gerade mal fünf Jahre jünger – Elfriede Rublack einen Besuch ab. Einfach so. Weil sie Zeit hat. Und es gerne macht.
Ottilie Jung ist eine von sieben Ehrenamtlichen, denen das St. Anna-Stift jetzt für ihr soziales Engagement rund um das Pflege- und Wohnheim an der Bruchspitze dankte. „Für sie ist es eine Herzensangelegenheit, sich um die Bewohner zu kümmern“, lobt Geschäftsführerin Christine Bischoff und meint damit Menschen wie Christa Böning, Manfred Weber, Heinz Perl und Bernd Kopetsch, die seit vielen Jahren den Betrieb der hausinternen Kapelle aufrecht erhalten. Oder Marlies Feldhoff, die vor 30 Jahren den Bastelkreis ins Leben rief und dort bis heute für immer neue Impulse und Ideen sorgt.
Und nicht zu vergessen Edith Dreiskemper. Die 91-Jährige gründete 1960 den Singekreis. „Das war eigentlich nur eine dumme Idee“, lacht sie. Dass daraus etwas Bleibendes entstehen würde, „hätte ich mir damals nie träumen lassen.“ Zunächst startete Edith Dreiskemper den Versuch, mit Bewohnern im Innenhof des alten St. Anna-Stiftes Volkslieder zu singen. Das kam gut an. Der Singekreis wurde nach innen verlegt und bald auch per Lautsprecher übertragen, damit alle etwas davon haben. Besonders gern erinnert sich Edith Dreiskemper an „eine Frau, die keinen Ton mehr sagte, aber plötzlich auf den Gesang reagierte.“
Jeden Samstag serviert Ottilie Jung in der Cafeteria
Ottilie Jungs ehrenamtliche Tätigkeit begann 1984, kurz nachdem ihr Mann gestorben war. „Ich wollte was tun, unter Menschen“, sagt sie. „Und da hab ich mir eine Arbeit gesucht.“ Eine? Nein, gleich mehrere. Seit 1985 arbeitet Ottilie Jung in der Cafeteria des Altenheimes Buchen-Hof an der Goerdtstraße. „Mit Service – bis heute. Manchmal staune ich selbst über mich“, schmunzelt sie. Zuletzt musste sie krankheitsbedingt für eine Weile aussetzen. „Da haben viele Gäste gefragt, wo ich denn bleibe“, berichtet sie nicht ohne Stolz. Jetzt ist sie wieder da: „Ab sofort wieder jeden Samstag. Ich steige wieder richtig ein.“
Seit 1988 ist Ottilie Jung auch dem St. Anna-Stift treu verbunden, nach Bastel- und Handarbeitskreis ging es für sie weiter in den Besuchsdienst, der sie jetzt regelmäßig mit Elfriede Rublack zusammenführt. Auch für Ottilie Jung jedes Mal aus Neue ein freudiges Ereignis. „Wir lachen unheimlich viel zusammen“, sagt sie. „Die Frau Rublack hat so ein wunderbar lustiges Wesen an sich.“
Ans Ausruhen wird kein Gedanke verschwendet
An Ausruhen verschwendet Ottilie Jung keinen Gedanken. „Von Sitzen und Liegen halte ich nichts. Ich muss immer in Bewegung sein.“ Ihren Haushalt schmeißt die rüstige Dame selbstverständlich auch noch selbst. Schrubben, Wäsche machen, Gardinen ab- und wieder aufhängen? „Kein Problem“, sagt sie. Ihr Alter, sagt Ottilie Jung, sei eine Gnade, jeder Tag ein Geschenk. Ein Geschenk, das sie gerne mit anderen teilt.