Querenburg.. An der Girondelle sollen bis zu 180 Asylsuchende in ein ehemaliges Studentenwohnheim ziehen. Überraschend konstruktive Bürgerversammlung.
Damit hatten die städtischen Vertreter wohl nicht gerechnet: Die Bürgerinformationsveranstaltung zur Unterbringung von Flüchtlingen an der Girondelle 6 geriet nach den turbulenten letzten Wochen mit Bürgerversammlungen ganz anderer Art zu einer überaus friedfertigen Veranstaltung. So bedankte sich auch Moderator und Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) am Ende mehrfach für den konstruktiven Dialog in der voll besetzten Aula der Grundschule Auf dem Alten Kamp.
Doch der Reihe nach: Zunächst skizzierte Sozialamtsleiterin Ute Bogucki die Herausforderungen, die sie für Bochum 2016 erwartet. Rund 6000 neue Flüchtlinge werden demnach bis Ende des Jahres unterzubringen sein. Die Unterkünfte sollen „vertraute Träger“ übernehmen (die WAZ berichtete). „Unser Ziel war es immer, Menschen menschenwürdig unterzubringen. Die schlechteste Lösung waren dabei die Turnhallen.“ Die Möglichkeit mit den 30 Wohnungen an der Girondelle 6 seien dagegen „ein echter Glücksfall“.
Die Zentralen Dienste stellten dazu die Rahmenbedingungen vor. In zwei bis drei Wochen könnten die Belegungen beginnen. In den 78 Wohnräumen sei Platz für bis zu 180 Menschen. Die meisten Wohnungen seien fertig, letzte Renovierungsarbeiten würden noch fehlen.
Für den Standort habe sich die Stadt auch aufgrund der infrastrukturellen Lage entschieden: ÖPNV, der öffentliche Grüngürtel in der Nähe seien familienfreundlich. „Frauen, Kinder und Familien werden etagenweise untergebracht. Nur in Einzelfällen ziehen Männer allein dort ein. Nach den Vorfällen in der Silvesternacht greift hier unser neues Sicherheitskonzept“, schilderte Bogucki. Zwei Hausverwalter und zwei Sozialarbeiter sollen Präsenz zeigen. Bogucki: „Uns ist an einer guten Nachbarschaft gelegen. Sollte es Probleme geben, könnten sich Anwohner direkt an die Mitarbeiter wenden.“ Kirchliche Träger werden wohl vor Ort zuständig sein.
Kinder suchen Schulen in der Nähe
Susanne Köllner vom kommunalen Integrationszentrum machte noch einmal klar, dass die Kinder, die an der Girondelle einziehen werden, schulpflichtig seien. 400 Kinder finden sich aber schon auf einer Warteliste wieder. Vor allem für die Jüngeren müsste eine Schule in der Nähe gefunden werden. Positiv sei allerdings, dass Schulungsräume direkt im Haus sind, wodurch Sprachkurse unmittelbar angeboten werden können.
Auch die Besucher der Veranstaltung fanden lobende Worte für den Standort. Angehende und bereits engagierte ehrenamtliche Helfer suchten die Vernetzung. Kritisiert wurde allerdings, dass alleinstehende Männer kaum eine Chance auf eine Wohnung hätten: Teils würden sie schon seit Monaten in Turnhallen etwa Auf dem Alten Kamp leben und sich dort vergessen fühlen. „Die Verzweiflung unter ihnen ist groß“, gaben einige Helfer der Sozialamtsleiterin mit auf den Weg.