Langendreer. Viele Jugendliche sind oft üblen Hänseleien ihrer Mitschüler ausgesetzt. Doch muss das sein? Am Lessing-Gymnasium suchen Schüler nach Auswegen
Wie ist das, wenn Schüler einander anrempeln, jemanden außen vor lassen, beschimpfen oder übel übereinander lästern?
Die rund 140 Schüler der sechsten Klassenstufe am Lessing-Gymnasium beschäftigten sich damit an einem Projekttag. Zum Thema „Mobbing in der Klasse“ war dafür das pädagogische Projektteam von „Stark im Miteinander“ an der Schule zu Gast. Deren Mitarbeiter besprachen in den einzelnen Klassen mit den zwölfjährigen Mädchen und Jungen das Problem. Der Tenor dabei: „Mobbing: Da haben alle etwas mit zu tun.“
Beim Reden blieb es nicht, wie die Abschlussveranstaltung in der Aula zeigte. Zehn Schüler zeigten am Beispiel von zwei Theaterszenen, wie solche Konflikte im Klassenraum ablaufen können und welche möglichen Lösungsstrategie es dafür gibt.
Danylo, Niels, Oruc, Oskar und Philipp (aus der Klasse 6a) beschäftigten sich damit, wie ein Schüler von zwei Mitschülern daran gehindert wird, sich auf seinen Platz zu setzen. „Das sollten wir im Spiel so verändern, dass dieser Schüler auf seinen Platz kommt und die Situation entschärft wird“, erklärte Niels dazu. Das gelang: Zwei Klassenkameraden kommen zur Hilfe, und beim Verhältnis drei zu zwei wird die Situation gedreht und den Mobbern ihre Machtposition genommen.
Anrempeln ohne Grund
Die fünf Mädchen aus der Klasse 6e lösten ihren szenischen Konflikt (absichtliches Anrempeln ohne ersichtlichen Grund) wiederum dadurch, indem die Angerempelte mit einem lauten „Hey, was willst du eigentlich?“ die ganze Klasse auf die Szene aufmerksam machte.
„Weil keiner von uns gerne allein sein will, entstehen letztlich solche Konflikte, die wir deshalb auch im sozialen Miteinander lösen müssen“, zog Projektleiter Uli Bangert von „Stark im Miteinander“ abschließend Bilanz. Gefährlich werde es dann, wenn die Mobber durch schweigende Zuschauer gegenüber dem Opfer an Macht gewännen. „Wenn ihr dann aktiv werdet, haben nicht nur die Mobber keine Chance mehr. Ihr tut dann auch etwas für eure Klassengemeinschaft“, rief Bangert den Schülern zu.
Streitschlichter helfen
Der Projekttag war Teil der schulischen Gewaltpräventionsarbeit. „Wir haben dafür seit etwa vier Jahren das ‘Lions-Quest-Programm’ zur Stärkung der sozialen Kompetenz von Schülern der fünften bis neunten Klasse“, erklärte Lehrerin Nina Brockschmidt. Dabei gehe es ab der fünften Klassenstufe darum, dass die Schüler einander kennen und in der Klassengemeinschaft mit ihren jeweiligen Fähigkeiten schätzen lernen.
Ab der siebten Klasse komme immer wieder die Konfliktbewältigung durch ein soziales Miteinander hinzu, so die Lehrerin. Eine Sprechstunde dazu gibt es in der wöchentlich Klassenstunde. Bei aktuellen Konflikten helfen schon seit längerem Streitschlichter.
Am Projekttag gab es auch einen Aha-Effekt für die Schüler, so Nina Brockschmidt. „Wir stellten fest, dass die Mädchen und Jungen Konflikte unterschiedlich wahrnehmen. Während die Jungen noch miteinander rangeln, empfinden die Mädchen das oft schon als Streit.“