Bochum.. Die Schüler-Uni der Ruhr-Universität bietet die Teilnahme an Vorlesungen und Seminaren an. Dabei geht es laut Projektmanagerin Gillmann nicht darum, Eliteschüler auszubilden.

Das muss man auch erst einmal hinbekommen, dass man neben der Schule Zeit hat, schon ein wenig an der Ruhr-Universität zu studieren. Zoé Marie Ehm (16), Lukas Alexander Platte (17) und Jonas Schröder (16) schaffen das ganz gut. Sie besuchen die Schüler-Uni der Ruhr-Universität und haben dafür ein einmaliges Stipendium von 250 Euro durch die Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, dem langjährigen Kooperationspartner der Ruhr-Uni, bekommen. Das hilft bei der Anschaffung von Büchern, beim Zeitmanagement nicht. Uni-Zeit bleibt Extra-Zeit.

Einserkandidaten

Ehm geht auf ein Gymnasium in Castrop-Rauxel, Schröder auf eins in Hattingen, Platte, der aus Bochum kommt, besucht eine Gesamtschule in Hattingen. Er hat ohnehin nicht das so oft zitierte G8-Problem. Also eigentlich gar keine Zeit für Aktivitäten abseits der Schule, weil Unterricht sowie dessen Vor- und Nachbereitung so viel Zeit in Anspruch nimmt. Auch er aber muss sich seine Zeiten, die er an der Ruhr-Uni verbringen möchte, freischaufeln. Ehm und Schröder aber bekommen das nach eigener Aussage auch „ohne Probleme hin“.

Allen dreien hilft, dass sie eben in der Schule nicht nur gut, sondern sehr gut sind. Alle drei sind Einserkandidaten und in ihren Planungen für die Zukunft schon klar aufgestellt. Ehm will Mathematiklehrerin werden, Schröder etwas in Richtung Informatik machen, Platte am liebsten Medizin studieren. Entsprechend haben sie sich aus dem speziellen Vorlesungsprogramm für die Schüler-Uni, Vorlesungen oder Seminare herausgesucht.

Platte zum Beispiel eine der Sportmedizin. „Da bin ich dann am Montag in der ersten Stunde und am Dienstagnachmittag an der Ruhr-Uni. Ich fehle gar nicht in der Schule.“ Schröder lässt mit Erlaubnis der Schule regelmäßig Mittwochs die Mathematik-Stunde sausen. „Das ist kein Problem. Den Stoff kann ich immer leicht aufholen.“ Ehm besucht am Dienstag und Mittwoch eine Vorlesung mit Übung. „Die Übung mache ich aber nur, wenn es zeitlich passt.“

Tiziana Gillmann, Projektmanagerin der Schüler-Uni, begleitet und unterstützt die Schüler auf ihrem Weg an der Ruhr-Uni. „Es geht im Projekt nicht darum Eliteschüler auszubilden, sondern Schüler, die selbstständig, zielgerichtet und engagiert arbeiten können und wollen, frühzeitig und kontinuierlich weiter zu fördern, ihnen Chancen und Möglichkeiten eines Studium aufzuzeigen und sie für ein Studium zu begeistern, ihnen die Chancen einer frühen Orientierung zu geben, ihnen Perspektiven aufzuzeigen und sie möglicherweise Leistungsgrenzen erfahren zu lassen.“

Keine einmalige Maßnahme

Die Förderung beschränkt sich dabei nicht auf eine einmalige Maßnahme, sondern kann sich über mehrere Jahre routinemäßig erstrecken. Gillmann: „Die Schüler-Uni soll als Förderangebot dazu beitragen, dass ein verwertbarer Kenntniserwerb über den schulischen Rahmen hinaus für die spätere (universitäre) Ausbildung erfolgt.“

Abruchquote liegt unter zwei Prozent

Im Wintersemester 2002/03 hat die Ruhr-Universität in Kooperation mit Gymnasien, Gesamtschulen, Berufskollegs und Waldorf-Schulen das Projekt zur Förderung von leistungsstarken und leistungswilligen Schülern begonnen. Seitdem haben mehr 2500 Oberstufenschüler – im Ausnahmefall auch aus der Jahrgangsstufe 9 – aus Bochum und Umgebung daran teilgenommen. Die Schüler/Schülerstudierenden können ausgewiesene, reguläre (Einführungs-) Veranstaltungen der Ruhr-Uni besuchen und Leistungsnachweise in fast allen Bereichen erwerben, die für ein späteres Studium anerkannt werden.

Auswahlkriterien

Nur in den Fakultäten für Medizin und für Psychologie ist das aufgrund der Numerus-Clausus-Vergabe nicht möglich.

Die jeweiligen Auswahlkriterien für die Schüler legt jede Schule selbstständig fest. Seitens der Projektkoordinatoren gibt es  keine Vorgaben.  Vorausgesetzt die Schulleitung stimmt zu, melden sich die Schüler online an und senden ihre Unterlagen der Projektkoordinatorin zu. Damit ist die Anmeldung verbindlich. Eine nochmalige Auswahl geschieht nicht. Die Teilnehmer des Projekts haben an der Ruhr-Universität einen gebührenfreien „Gasthörerstatus“ und damit Zugang zur Bibliothek und zur Mensa. Die Ruhr-Uni zertifiziert den erfolgreichen Abschluss einer Veranstaltung und erkennt sie im Falle eines späteren Studiums an. Die Schüler dürfen an Abschlussklausuren oder Leistungsüberprüfungen teilnehmen – müssen aber nicht. Die Abbruchquote in der Schüler-Uni liegt unter zwei Prozent.