Bochum. Seit einem Jahr ist das Thema Schwimmen in Bochum im Fokus. Jetzt gibt es einen Plan zur Verbesserung. Die Kampagne “Schwimm Mit“ soll kommen.

Die Stadt Bochum hat das Thema "Schwimmen" neu für sich entdeckt. Vor zwei Jahren ließ die Verwaltung fünf angeblich nicht mehr wirtschaftliche und marode Lehrschwimmbecken hauptsächlich an Schulen schließen. Ein heftiger Proteststurm brach los. Von "Kaputt gespart", war die Rede. Schwimmvereine fühlten sich allein gelassen, sprachen von einer Katastrophe. Jetzt liegt das Ergebnis eines intensiven Beratungsprozesses vor: "Schwimm Mit", das ist der Name einer Kampagne, mit der mehr Kinder in Bochum wieder an das Erlebnis- und Sportelement Wasser herangeführt werden sollen.

Maßnahmenpaket geschnürt

In dieser Woche brachte der Schulausschuss ein Maßnahmenpaket auf den Weg, um ganz konkret an vielen Punkten anzusetzen und Kindern wieder frühzeitig und professionell das Schwimmen bei und zunächst einmal näher zu bringen. Alarmierende Studien hatten eine deutlich nachlassende Schwimmfähigkeit bei Kindern attestiert. Der Rat der Stadt soll das neue Handlungskonzept Ende Juni billigen. Drei Jahre lang fließen dann jeweils 50.000 Euro. Wichtig zu wissen: Schon seit 2008 gibt es in NRW das Landesprogramm "NRW kann schwimmen". Sehr früh waren dort Probleme erkannt und auch Maßnahmen angeregt und auch umgesetzt worden, etwa die Bezuschussung von Schwimmkursen während der Ferien.

Blick auf zum Teil marode Bäderstruktur

In Bochum gilt die Bäderstruktur, nicht nur was die Lehrschwimmbecken angeht, in etlichen Punkten als marode. Derzeit gibt es 18 Lehrschwimmbecken, wobei vier davon gerade saniert werden, also gar nicht zu nutzen sind. Weitere drei Becken sind ohnehin seit Jahren geschlossen und sollen kurzfristig auch aufgegeben werden. Elf werden derzeit von Schulen oder für Schwimmkurse genutzt. Weitere Kapazitäten gibt es in öffentlichen oder privaten (Schwimmverein Blau-Weiß) Bädern.

DLRG-Chef: "Dies ist ein guter Prozess"

Der Bezirksvorsitzende des DLRG in Bochum, Thorsten Kelle, ist dafür bekannt, dass er seit Jahren den Finger in die Wunde legt, wenn es um die mangelnde Schwimmfähigkeit der Mädchen und Jungen geht. Er gehörte zu denen, die vor zwei Jahren die Bäderschließungen in Bochum scharf kritisierten. So ist es wichtig, dass er zu den Teilnehmern des "Runden Tisches" gehörte. Lehrer, Vereine, die Stadt, Wasserwelten, überhaupt jeder, der in dieser Stadt mit dem Thema Schwimmen befasst ist, saßen zusammen. "Das ist ein guter Prozess. Wir haben seit März 2019 intensiv und durchaus mit gegensätzlichen Meinungen diskutiert."

Assistenten sollen Personalnot lindern

Es geht darum, an verschiedenen Stellschrauben zu drehen: Die städtischen Wasserwelten als Betreiber der Bäder und das Sportamt sollen eine umfangreiche Analyse erarbeiten und natürlich die technische Infrastruktur verbessern. Hauptziel dieses "Wasserflächenmanagements" ist es demnach, in einem "Sportstättenbedarfsplan Sporthallen und Lehrschwimmbecken" die Lage zu analysieren und dann zu optimieren.  Doch damit allein ist es nicht getan. Für Kurse sind Personal nötig, an dem es an allen Ecken und Enden fehlt. Ddaher sollen etwa sogenannte Assistenten geschult werden. Darüber hinaus gibt es ein ganzes Bündel von Maßnahmen.

Thema droht in Wahlkampf zu rutschen

Doch trotz Corona: Die Parteien suchen Wahlkampfthemen. Offenbar haben sie mal wieder auch die Bäder für sich entdeckt. Die CDU regte in einer Anfrage an, doch aufgrund der unsicheren Feriensituation die Lehrschwimmbecken in den Sommerferien zu öffnen. Die rot-grüne Koalition keilte ebenfalls mit dem Mittel eines Antrages zurück. "Eine einfache Öffnung städtischer Turnhallen und Lehrschwimmbecken ist (dafür) keine Alternative und in der konkreten Umsetzung höchst problematisch." Und im Norden fragen die Grünen, "(...) dass die Anfahrtswege zu den Lehrschwimmbecken zum Teil so lang sind, dass für den eigentlichen Schwimmunterricht kaum noch Zeit bleibt". Die Fraktion FDP/Stadtgestalter bohrte in einer Anfrage: "Wie wird aktuell über das Schwimmkursangebot im Stadtgebiet von Seiten der Stadt Bochum informiert?"

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