Bochum..


Das Kino Endstation im Bahnhof Langendreer hat seine über 30 Jahre alten
35-mm-Projektoren gegen einen Server + Hochleistungsbeamer getauscht.

Auf wie viel Liebgewonnenes mussten wir nicht schon verzichten: C 60-Cassetten, Telefone mit Wählscheibe, VHS-Recorder… und jetzt ist auch noch das letzte Bochumer Kino vom Lauf der Zeiten überholt worden. Die „Endstation“ im Bahnhof Langendreer hat beide 35-mm-Projektoren gegen einen Server und einen Hochleistungsbeamer getauscht.

Ganz eigener Zauber

Das Kino und seine Technik: Über 100 Jahre war das Filmevorführen eine mechanische Angelegenheit; ratternd liefen die 35-mm-Kopien über Rollen, Walzen, Zahnräder durch die schweren Projektoren, vorbei am glühenden Xenonkolben, vorbei an der Lampe, die den Ton abtastet, transportiert vom Malteserkreuz.

Der Projektionsraum hatte sein eigenes Charisma, aber eben auch seine Tücken: Lag der Film nicht richtig drin oder schrammte er über Metall, bildeten sich schwarze und grüne Laufstreifen auf der Filmkopie. Oder er riss unvermittelt mitten in der Vorstellung – alles schon erlebt.

Gleichwohl wohnte Opas Cinema-Kunst ein Zauber inne, der wahre Kino-Fans nicht nur für die Filme, sondern immer auch für die Technik einnahm. Man denke an Wim Wenders Roadmovie „Im Lauf der Zeit“ (1976), wo Rüdiger Vogler und Hans Zischler im Vorführraum eines Kinos in Hof namens „Weiße Wand Lichtspiele“ stranden und dort über den Film als die „Kunst des Sehens“ philosophieren.

Solch’ Nostalgie ist das eine, das tägliche Geschäft das andere. Tatsächlich werden über 90 Prozent der heute verfügbaren Filme von den Verleihen ausschließlich digitalisiert angeboten. Die Filme – besser gesagt: die Film-Daten – kommen auf Festplatte in den Kinos an, werden von einer Software eingelesen, hochgeladen, und auf Knopfdruck „abgefahren“. Cleane, hypersensible Technik hat die robust-gemütliche Vorführkunst abgelöst. Und was die Wartung angeht, ersetzen längst Netzwerk-Experten die Technik-Schrauber.

Ganz auf die über 30 Jahre alten Projektoren will die von Kino-Liebhabern geführte „Endstation“ dann aber doch nicht verzichten; ab und an soll Archivmaterial als 35-mm-Kopie gezeigt werde. Los geht’s heute (24.10.) um 19 Uhr mit „Cinema Paradiso“. Giuseppe Tornatores Film spielt in der Nachkriegszeit in einer sizilianischen Kleinstadt: ein Junge freundet sich mit dem kauzigen Filmvorführer des örtlichen Kinos an, wird seine rechte Hand und lernt mit ihm und von Filmen - das Kino wird zur Schule der Erziehung. Projiziert wird auf den Markplatz, die Piazza, für jung und alt, arm und reich.

Das Kino vereint sie alle.